Microsoft drängt immer mehr in neue Gefilde vor. Nachdem die Redmonder bereits mit Navision und Great Plains einen bedeutenden Platz im Business-Software-Umfeld belegt haben, wird ihre CRM-Software (Customer Relationship Management) ab nächstem Jahr auch in der Schweiz eingeführt.
In den USA ist das Produkt bereits seit ungefähr einem Jahr auf dem Markt. Nachdem
Microsoft seither in den USA nach eigenen Angaben 1000 Neukunden hat gewinnen können, ist nun der Release 1.2 auch für Europa lokalisiert worden und ausser in Englisch und Deutsch auch in sechs weiteren europäischen Sprachen erhältlich.
Die Software baut auf der Dotnet-Plattform auf, kann entweder über einen Browser über Internet oder via Outlook bedient werden und unterstützt Microsoft Windows Server 2003, Exchange Server 2003, Office 2003 und den Small Business Server. Die Version 1.2 soll übrigens abwärtskompatibel sein, wie Microsoft versichert.
Die Lösung beinhaltet ein Vertriebs- und ein Servicemodul, welche separat oder im Paket erworben werden können. Ausserdem ist die Software entweder als Standard- oder Professional-Edition verfügbar. Letzere beinhaltet Funktionen für Workflow-Automatisierung oder die Integration mit weiteren Anwendungssystemen.
Beta-Programm bereits am Laufen
Microsoft hat die Beta-Version bereits einigen Partnern verfügbar gemacht. Es sind dies Ambit, Skybow und Team Brendel. Ziel ist es, die CRM-Lösung in horizontale und vertikale Märkte zu drücken. Horizontale ISVs (Independent Software Vendors), hoffen die Redmonder, könnten anstelle ihrer eigenen Lösung die Microsoft-Software verkaufen.
Genauso wie vertikale Softwareentwickler, die
Microsoft CRM in ihre Branchenlösungen integrieren sollen. In der Schweiz überlasse man es allerdings den Partnern, wie sie in vertikalen Märkten vorgehen wollen, sagte Ly Pham, Product Solution Marketing Manager CRM bei Microsoft Schweiz zu IT Reseller. Laut Pham soll Microsoft CRM neben der unzertifizierten Reseller-Schar auch über Partner vertrieben werden, die sich einem speziellen Training unterziehen.
Letzteren winkt neben Benefits wie fünf unbeschränkten Gratis-Supports und vergünstigten Support-Anfragen Unterstützung in Verkaufstechnik, der Anschluss an Webforen, eine Gratis-Version für 25 Benutzer zur eigenen Verwendung und 20 Prozent Beratungshonorar vom geschätzten Einzelhandelspreis, das eingefordert werden kann, wenn die Sofware beim Kunden implementiert wurde.
Konkurrent und Partner: Team Brendel
Mit der CRM-Software stösst Microsoft ins Marktumfeld von
SAP, Siebel und Peoplesoft, die sich heute ebenfalls vermehrt um kleinere und mittelständische Kunden bemühen. In der Schweiz und Deutschland betritt der Software-Riese auch das Terrain von Team Brendel, der Basler Softwareschmiede, die seit jeher ihr Produkt «Wincard CRM» auf Microsoft-Technologie baute.
Team Brendel hat unlängst ebenfalls begonnen, neben dem Direktvertrieb ein Partnerprogramm für ISVs aufzustellen, die in vertikalen Märkten tätig sind, zu denen Brendel selbst keinen oder nur erschwerten Zugang hat. Es wird sich also die Frage aufdrängen, wer die Softwarearchitekten besser überzeugen kann, ihre CRM-Software in die Branchen-Lösung zu integrieren, Brendel oder
Microsoft.
Keine neue Strategie wegen Microsoft
Team Brendel selbst wurde als einer der wichtigen Microsoft-Partner von Anfang an ins Beta-Programm miteinbezogen. Hagen Dommershausen, Marketingleiter bei Team Brendel, zum Produkt: «Das Produkt reicht fuktional bei weitem noch nicht an das heran, was heute angestammte Lösungen bieten. Man kann es noch nicht vertikalisieren und es ist noch stark Business-to-Consumer- und wenig Business-to-Business-orientiert.»
Dennoch stellt sich für CRM-Hersteller wie Brendel die Frage, ob sie irgendwann mal bei Projekten besser
Microsoft anstelle ihrer eignen Lösung einsetzen und ob sie ihre eigene Software, der Absicht von Microsoft entsprechend, nicht mehr weiterentwickeln sollen. Dazu Dommershausen pragmatisch: «Für Team Brendel lässt sich zum heutigen Zeitpunkt definitiv noch keine Strategie ableiten. Unser Produkt wird weiter entwickelt und der Support gewährleistet.» (mh)
Ex-Brendel-Mann schwärmt in Superlativen für Microsoft
Team Brendels früherer Marketingleiter Ralph Korb wird in der Pressemitteilung von
Microsoft Deutschland als unabhängiger Marktanalyst zitiert: «Es gab zwei Ereignisse, die die Welt in der ich lebe, nachhaltig beeinflusst haben: Die Markteinführung des VW Käfers in den sechziger und der Eintritt von
IBM in den Personal Computer Markt in den achtziger Jahren. Beide Komponenten haben ihre Teilwelt revolutioniert und evolutioniert. Ich denke, dass Microsoft mit seinem CRM-Markteintritt ähnliche positive Impulse in der Wirtschaft bewirken kann.»