Der Filterspezialist Messagelabs hat im Dezember letzten Jahres 463,1 Mio. E-Mails gefiltert und dabei 290,4 Mio. oder 62,7 Prozent als Junk klassifiziert. Zwar wurde in den USA kürzlich ein Anti-Spam-Gesetz beschlossen, das Strafen von bis zu fünf Jahren Haft für Versender unerwünschter Massen-Mails vorsieht.
Wie wirkungsvoll das neue Gesetz aber sein wird, ist umstritten. Einen unerwünschten E-Mail-Versender zu identifizieren und zu blockieren, ist wesentlich schwieriger, als Namen und Telefon-Nummer eines Werbe-Anrufers auszumachen. Das Forschungsinstitut Ferris Research kommt zum Schluss, dass in der Wirtschaft durch Spam allein in den USA jährliche Einbussen von bis zu zehn Milliarden Dollar entstehen.
Medikamente und Hypotheken vor Sex
Die heute gebräuchlichen Bayes-Filter sortieren Mails nach verdächtigen Wörtern, Überschriften, HTML-Codes, Wortpaaren und Meta-Information aus. AOL hat damit die zehn meistgenannten Spam-Themen ermittelt. An erster Stelle steht das Stichwort «Viagra», an zweiter Stelle «Medikamente online».
Darauf folgen Versprechen zur Schuldentilgung, die Vergrösserung von Geschlechtsteilen, Bildungsangebote, Hypotheken, Versicherungen und Heimarbeit. Sex-Angebote kommen überraschenderweise erst an neunter Stelle.
Nach einer Studie des Online-Vermarkters Doubleclick vertrauen 36,1 Prozent der User auf die Spam-Funktionen ihres E-Mail-Programms. Knapp 16 Prozent haben zusätzliche Filtersoftware heruntergeladen. Software-Experte Paul Graham gibt sich überzeugt, dass Bayes-Filter längerfristig auch mit falschen Schreibweisen (V1agra) und Sperren von Texten (S E X) fertig werden und eine brauchbare Basis für künftige, bessere Filtersysteme bilden.
Allerdings sollten sie sich vermehrt auf die URL von Spam-Aussendern konzentrieren, da diese am Schwierigsten zu verändern sei.
Probleme für Marketing-Leute
Unterdessen ist ein Viertel aller von der Organisation «Pew Internet and American Life Project» Befragten der Überschwemmung durch Junk-Mails so leid, dass sie erklären, E-Mail-Dienste weniger zu nutzen und Mails oft ungelesen zu löschen.
Gartner hat auch die Probleme der Marketing-Leute im Auge, wenn die Analysten fordern, E-Mail-Marketing müsse besser von Spam unterschieden werden, sonst würden bis 2005 rund 80 Prozent aller E-Mail-Marketing-Kampagnen von Anti-Spam-Software oder Content Managern abgeblockt. «Die meisten Marketing-Beauftragten», erläutert Gartner-Analyst Adam Sarner, «sehen sich dem Druck ausgesetzt, primär auf das Minimieren der Kosten achten zu müssen statt auf den Nutzen für die Kunden.
Damit die Konsumenten E-Mail-Kampagnen nicht einfach ignorieren, müssen die Marketer ihre Zielgruppen genauer definieren und abklären, ob und welche Art von Mailings erwünscht sind. Zudem müssen die Kunden die Möglichkeit haben, ihr Profil zu ändern, und diese Wünsche dann auch respektiert werden.» (fis)