SAP stellt Hunderte neue Vertriebsleute ein

Der Walldorfer Software-Konzern SAP will den «Midsize»-Markt mit einer Heerschaar neuer Angestellter beglücken. Was bedeutet die Ankündigung für den Channel?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/04

     

SAP-Boss Henning Kagermann sagte in einem Interview mit dem deutschen «Manager Magazin», er wolle «mehrere hundert Vertriebsleute einstellen, um die Wachstumschancen im Mittelstand zu nutzen.» Die Ankündigung kommt just ein paar Tage nach der Kampfansage an Microsoft: Kagermann sagte nämlich, notfalls KMU-Kunden über den Preis erreichen zu wollen. Der Krieg um den Mittelstand-Kunden scheint definitiv entbrannt.

Alles Channel oder was?

Kagermann hat sich auf die Fahne geschrieben, dass SAP erheblich stärker wachsen soll als der Markt: Man will sich deshalb jeweils mit den vier grössten Wettbewerbern jedes Segments für Unternehmenssoftware messen. Glaubt man dem SAP-CEO, so verfügt der Deutsche Software-Riese zwar über 54 Prozent Marktanteil gegenüber Oracle, Microsoft, Peoplesoft und Siebel, «in gewissen Branchen liegt der Anteil aber nur zwischen 12 und 31 Prozent.»
Wenn SAP nun tatsächlich eine Vertriebs-Schar in der erwähnten Grösse einstellen will, fragt sich, wie die KMU-Produkte «Business One»- und «All-in-one» in Zukunft verkauft werden. Business One, das vom Produkt her einen Volumenmarkt anpeilt, kann SAP selbst nicht verkaufen, deshalb bauen die Walldorfer an einem Extra-Kanal.
Und die Branchenlösungen «All-in-one» vermarkten bisher ebenfalls vorwiegend die Partner – das Branchen-Know-how fehlt hier SAP zu sehr, als dass das Mutterhaus den Systempartnern gefährlich werden könnte.

Kein Channelkonflikt

Entwarnung für den Channel gibt Claudia Rollero, Public Relations Managerin von SAP Schweiz: «Die Aussage von Herrn Kagermann im Manager Natürlich wird Microsoft als ernsthafter Mitbewerber wahrgenommen. Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass SAP weder Business One noch All-in-one in Zukunft direkt verkaufen wird, sondern wie bisher über den Channel.» Kagermann, so Rollero weiter, beziehe sich eher auf den «Midsize-Market», also beispielsweise Töchter von bestehenden SAP-Kunden, in dem SAP schon immer auch direkt tätig war.
Rollero kann deshalb auch nicht bestätigen, dass in der Schweiz jetzt zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Die Aussage Kagermanns sei global zu betrachten. Der SAP-Boss hatte bereits an der Bilanz-Pressekonferenz im Januar gesagt, dass der Konzern in diesem Jahr 1400 neue Stellen schaffen wird.
Gleich tönt es aus Walldorf. Auf Anfrage von IT Reseller sagte ein Sprecher, SAP stelle dort Leute ein, wo man Wachstumschancen sehe. So sollen insbesondere in Übersee neue Leute eingestellt werden, die mySAP.com in den Markt drücken. Alles eine Frage der Definition, wie es scheint: In den USA ist ein KMU eben grössenmässig etwas anderes als hierzulande. (mh)


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