Belastungsprobe für das ADSL-Netz

Kostenfragen sorgen für Spannungen zwischen Swisscom und Providern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/05

     

Ende letzten Monats ereignete sich in der Region Zürich ein zweistündiger Hardware-Ausfall im ADSL-Netz, der potentiell 26’000 User bedrohte. Unter einigen ADSL-Providern löste der Vorfall Missmut aus, da sie seit geraumer Zeit für eine redundante Verbindung zur Swisscom bezahlen, die mehr Ausfallsicherheit bieten soll. «Ich bin erstaunt, weshalb bei diesen Bandbreiten-Preisen für die ISPs und angesichts der riesigen Umsätze, offenbar nicht für entsprechende Redundanz gesorgt wird», empört sich ein Provider.

Man gibt sich Mühe

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass es im ADSL-Netz der Swisscom zu einer Störung kommt. Mittlerweile ist aber zumindest ein System im Einsatz, mit dem die ADSL-Provider von der Swisscom über die Ausfälle in Kenntnis gesetzt werden und diese Informationen an ihre Kunden weitergeben können. Ein Blick auf diese Statusmeldungen zeigt, dass es in der Vergangenheit Monate gab, in denen es beinahe täglich irgendwo zu einem Unterbruch kam.
Auf die Häufigkeit der Ausfälle angesprochen, hat die Swisscom eine gute Ausrede: «Wir bieten einen Best Effort-Service». Das heisst soviel wie, man gibt sich Mühe. Weder die Provider noch ihre Kunden können jedoch Ansprüche geltend machen, wenn einmal gar nichts geht. Genaue Ist- und Soll-Werte zur Verfügbarkeit sind von der Swisscom nicht erhältlich.

Eine Frage der Kosten

Bei der Störung in Zürich fiel ein Core Router aus, der bis hin zu 30’000 Kunden lahmlegen kann. «Es kann doch nicht sein, dass bei der Swisscom ein Router ausfällt und es dann über zwei Stunden dauert, bis ein Ersatz bereit steht», enerviert sich Guido Honegger, Geschäftsführer von Green.ch.
Bei einem Ausfall in dieser Grössenordnung sieht das Konzept der Swisscom vor, dass die Verbindung dann über Genf erfolgt. Die Lösung bedeutet aber für die ISPs, dass sie in Genf eine zweite Infrastruktur aufbauen müssen.
«Der Provider bestimmt, wohin er seinen zweiten Link baut. Wenn er aus Kostengründen sich zweimal an denselben Übergabepunkt von Swisscom Fixnet anbindet, nützt eine Redundanz nicht viel», rechtfertigt sich die Swisscom in einer Stellungnahme gegenüber IT Reseller.
Dass die Swisscom die Kosten auf die Provider überwälzt gefällt nicht allen. Guido Honegger, der vom Ausfall betroffen war: «Wir sind vor allem im Grossraum Zürich vertreten, wir wollen hier die Redundanz», empört er sich.
Die Swisscom sieht aber bei ihrem Konzept vorerst keinen Handlungsbedarf: «Wir sind mit der Ausfallstatistik für einen Best Effort-Service sehr zufrieden. Eine noch höhere Verfügbarkeit wäre mit sehr hohen Kosten verbunden», heisst es aus Bern. Und die höhere ADSL-Verfügbarkeit würde das Mietleitungsgeschäft der Swissccom noch stärker unter Druck setzen. (map)


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