Outsourcing-Verträge besagen meist, dass er Outsourcing-Partner nicht nur die Infrastruktur der entsprechenden Geschäftsfelder übernimmt, sondern auch die in diesen Bereichen tätigen Mitarbeiter. Im Februar diesen Jahres hatte
IBM angekündigt, dass man durch Outsourcing-Aufträge in den USA 5000 neue Arbeitsplätze schaffen werde.
Nun bezweifelt das Wallstreet Journal, dass es so weit kommen wird. Die übernommenen Mitarbeiter müssten, so werden Kritiker zitiert, mit einem geringeren Gehalt rechnen und mittelfristig auch damit, dass ihr Arbeitsplatz ins Ausland verlagert werde.
Weniger unter dem Strich
Den 5000 neuen Arbeitsplätzen stehen, wie das Wallstreet Journal vorrechnet, 3000 gegenüber, die
IBM zugegebenermassen ins Ausland verlagern will. Bereits im Jahr 2003 habe das Unternehmen durch diverse Outsourcing-Verträge 7450 Mitarbeiter von anderen US-Firmen übernommen.
Die Zahl der Arbeitsplätze bei IBM in den USA sei jedoch nur um 2000 gestiegen. IBM habe so zwar seine eigene Arbeitsplatz-Bilanz aufpoliert, die Gesamtzahl in den USA sei jedoch gesunken. IBM gibt bei dieser Debatte den Sündenbock ab, an dem sich die Kritik entlädt.
Der Morgan-Stanley-Analyst Stephen Roach etwa wird vom Wallstreet Journal mit den Worten zitiert, das Verhalten des Computerriesen spiegle nur einen allgemeinen Trend wider. Immer mehr Firmen würden sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und die anderen Bereiche auslagern. Im nächsten Schritt würden diese Arbeitsplätze dann in Billiglohn-Länder verlegt, wodurch dann wieder das technische Know-how in Indien und anderen Ländern steige.
Kritik ist nicht neu
Die Kritik am Outsourcing und die Angst vor der Auslagerung von Arbeitsplätzen in Entwicklungsländer ist in den USA nicht neu. Ähnliches gab es bereits früher, etwa in der Fertigungsindustrie. Vor einem Jahr sagten die Marktforscher von Forrester Research voraus, dass in den nächsten zwölf Jahren rund 450’000 IT-Arbeitsplätze ins Ausland abwandern und damit acht Prozent aller IT-Arbeitsplätze in den USA verloren gehen werden.
Damals diente
Oracle als Beispiel, da der Software-Anbieter seine Belegschaft in Indien von 3200 auf 6000 Personen aufstocken wollte.
Microsoft sprach davon, die dortigen Arbeitsplätze auf 500 zu verdoppeln.
Der Gewerkschaft Washington Alliance of Technology Workers wurde zudem die Aufzeichnung einer internen Telefonkonferenz zugespielt, auf der IBM-Direktor Tom Lynch zu hören war, wie er sagte: «Unsere Konkurrenz macht es, wir müssen es ebenfalls tun.» Doch nicht nur Gewerkschafter zweifeln mittlerweile an der Behauptung, Outsourcing habe positive Auswirkungen auf die US-amerikanische Wirtschaft.
Phil Friedmann etwa, CEO von Computer Generated Solutions, äusserte bereits damals: «Wenn die Jobs das Land einmal verlassen haben, kommen sie nie mehr zurück.» (fis)