Beam me up, Channel

IT-Firmen bestimmen im Beamermarkt zusehends das Geschehen. Verlierer sind die klassischen Unterhaltungselektronik-Hersteller.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/06

     

Im Beamermarkt tobt ein harter Verdrängungskampf. Während in Europa im Jahr 2002 noch rund 40 Anbieter von Marken- und No-name-Projektoren um die Gunst von Unternehmen und Konsumenten buhlten, hat sich die Zahl der Anbieter bis Ende 2003 beträchtlich konsolidiert.
IT Reseller liegen Zahlen von Decision Tree Consulting vor, einem auf Projektoren spezialisierten Marktforschungsunternehmen. Was dabei auffällt: In zunehmendem Masse gewinnen IT-Firmen in diesem Markt Anteile – und das vor allem auf Kosten der klassischen Unterhaltungselektronik-Hersteller.
So rangierte etwa HP im zweiten Quartal 2003 noch mit einem Anteil von 5,8 Prozent auf dem siebten Rang. Der Hersteller verbesserte sich aber im letzten Quartal 2003 mit einem Anteil von satten 19,9 Prozent auf den ersten Platz und verwies den ehemaligen Spitzenreiter Sony auf den Ehrenplatz. Sonys Marktanteil schrumpfte gemäss den DTC-Zahlen von 17,1 auf 13,8 Prozent.
Zulegen konnten ferner Toshiba und Acer. Weitere prominente Verlierer sind Philips (von 8,5 auf 5,5 Prozent) und Epson (von 15,5 auf 6,1 Prozent).

HP neue Nummer eins in Europa

«IT-Marken dominieren immer mehr das Geschehen bei den Beamern», sagt Arnold Marty, Country Manager der Imaging und Printing Group von HP Schweiz. Auch beobachtet er eine massive Verlagerung des Beamergeschäftes in den IT-Kanal: «Zwei Drittel unseres Projektorengeschäftes laufen über den IT-Fachhandel, der vor allem KMU-Kunden bedient.»
Doch auch im Consumer-Bereich mischen die klassischen IT-Player mit: «Diese Hersteller haben damit begonnen, Home-Cinema-fähige und preislich attraktive Geräte auf den Markt zu bringen», beobachtet Urs Spahr, Marketingleiter von Media Markt Schweiz.
Dramatische Ausmasse hat die Preiserosion bei den Beamern angenommen: Zwar wurden im Jahr 2003 in Europa satte 30 Prozent mehr Geräte verkauft, der damit erzielte Umsatz stieg aber um lediglich zwei Prozent. Der durchschnittliche Preis eines Projektors beläuft sich heute noch auf rund 3000 Franken.

UE-Firmen als Verlierer

Dass IT-Firmen vermehrt in den Bereich der Unterhaltungselektronik drängen, ist ein bekanntes Phänomen: «Der UE-Markt ist härter denn je umkämpft», sagt Matthias Graf, Kommunikationsverantwortlicher von Sony Schweiz. Als Gesamtmarktführer könne Sony allerdings nicht in jedem Teilbereich konstant an der Spitze stehen.
Kurzzeitige Schwankungen im Käuferverhalten und ein einziges preiswertes Gerät eines Herstellers im besonders umsatzträchtigen Einsteigersegment könnten in den besagten Quartalsranglisten bereits entsprechende Verschiebungen auslösen, meint Graf.
Nichtsdestotrotz sehe sich Sony in seiner breiten Aufstellung von den Inhalten bis zur Hardware nach wie vor optimal gegenüber jeder Konkurrenz positioniert. «Die Frage, die sich stellt, ist eigentlich, wer das Geschehen längerfristig dominieren kann», gibt Thomas Ernst, Business Manager Philips Projektoren, zu bedenken. Der Markt sei sehr verdrängungsintensiv und auf kurze Frist könne ein neuer Player mit aggressiven Preisen viel Boden gutmachen.

Erfolg dank dem IT-Channel

Doch woher rühren die Erfolge der IT-Firmen in diesem Bereich wirklich? «IT-Player produzieren ihre Geräte auf OEM-Basis und profitieren deshalb von einer verhältnismässig kurzen Zeit bis zur Markteinführung neuer Produkte», erklärt Ernst. Sie seien in der Lage, tiefere Preise anzubieten und verfügten dank dem gut ausgebauten IT-Channel vielerorts klar über den kürzeren Weg zum Kunden.
«Quartals-Marktzahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, denn oft liegt auch Ware im Lager», meint der Philips-Mann mahnend. Dass der Trumpf der IT-Hersteller der Channel ist, das vermutet auch Spahr von Media Markt: «Diese Firmen nutzen ihre Vertriebskanäle optimal», sagt er. Im Gegensatz zu den UE-Herstellern würden die Computerfirmen keine «alten Zöpfe» mit unzähligen Fachhändlern in den Dörfern kennen, meint er. (bor)


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