Sun und
Fujitsu entwickeln gemeinsam die neue Produktlinie «Advanced Product Line» (APL). Die gemeinsame Linie wird Server für alle denkbaren Einsatzzwecke beinhalten und ab 2006 die Sunfire- von Sun wie auch die Primepower-Server von Fujitsu ablösen.
«Mit Fujitsu besteht seit rund 15 Jahren eine Zusammenarbeit, die noch auf die Entwicklung des Basis-Instruktionssets für den Sparc-Prozessor zurück geht», erklärt Rob Ludeman (Bild), Business Development Manager Processor and Network Products, gegenüber IT Reseller. «Bei der Weiterentwicklung der Prozessoren gingen wir dann je eigene Wege. Aber es gab immer Abkommen und gegenseitige Lizenzierungen. Fujitsu benutzt beispielsweise seit den Neunzigerjahren unsere Bus-Technologie. Die gemeinsame Server-Linie ist die logische Fortsetzung dieser Zusammenarbeit.»
Als Betriebssystem dient Solaris. Die Lowend-ALP-Maschinen werden auf dem Ultrasparc von Sun basieren, während das Highend auf den von Fujitsu entwickelten Sparc-64-Chip zurück greift. Diese sind in 90-Nanometer-Technik gefertigt und besitzen drei MByte L2-Cache. Auf dem Hotplug-tauglichen Board finden bis zu 64GByte RAM Platz.
Kein Assemblierer
«Für APL bringen beide Partner ihre besten Technologien ein. Das führt zu interessanten Synergien», sagt Ludeman. Viel weiter ins Detail mag er nicht gehen: «Da ist noch zu vieles offen.»
Zu den noch offenen Details gehört wohl auch die Form der «Coopetition» zwischen Sun und
Fujitsu. Ludeman deutet eine mögliche Aufteilung des Marktes nach geografischen Gesichtspunkten oder allenfalls nach Modellen an, mag sich aber nicht weiter festlegen.
Die Ultrasparc-Prozessoren will Sun jedoch entsprechend der internen Roadmap weiter entwickeln. Im Jahr 2005 soll der Ultrasparc 4 auf den Mark kommen und noch in diesem Jahr der Ultrasparc 3a, dem bereits 2005 ein Upgrade folgen wird.
Grossen Wert legt Ludeman auf die Feststellung, dass der Einsatz von Fujitsus Sparc64 für die Highend-APL-Maschinen keineswegs bedeute, dass Sun sich selber zum Assemblierer degradiere: «Für die Performance eines Systems ist nicht nur der Prozessor, sondern eine ganze Reihe von Komponenten vom Chassis bis zur operativen Umgebung verantwortlich». Entscheiden sei, so Ludeman, dass mit der Zusammenarbeit bei Sun Ressourcen für das Throughput-Computing und die Chip-Multithreading- Technologie (CMT) frei würden.
Chip Multithreading
Die Entwicklung der ebenfalls auf 2006 vorgesehenen CMT-Prozessoren Niagara und Rock soll verstärkt vorangetrieben werden. Hinter den drei Buchstaben steht die Erkenntnis, dass sich die Taktfrequenz der Prozessoren noch immer alle zwei Jahre verdoppelt, während bei den Speicherelementen für den gleichen Schritt rund sechs Jahre benötigt wird. Heutige Prozessoren sitzen daher bereits rund 75 Prozent ihrer Zeit untätig herum und warten auf Daten aus dem Speicher.
Um dem entgegen zu wirken, muss nicht in erster Linie der Prozessor schneller gemacht, sondern die parallele Verarbeitung gefördert werden. Dies will Sun durch die Integration von bis zu acht Rechenwerken auf einem einzigen Chip erreichen. Dem jeweiligen Arbeits-Thread laufen dabei sogenannte «Scout Threads» um einige 100 Instruktionen voraus. Diese spüren mögliche Verzögerungen durch Speicherzugriffe und Verzweigungen auf und laden die entsprechenden Daten und Instruktionen vorsorglich in die Caches.
Intel macht ähnliches mit seinem Hyper Threading,
IBM spricht von Multicore-Prozessoren.
Ludeman: «Wir erwarten von den CMT-Prozessoren entscheidende Auswirkungen auf Highend-Computing und Networking. Ich muss aber betonen, dass Niagara und Rock Sparc-Prozessoren sind – zwar mit einem neuen Design, aber immer noch auf der Sparc-Architektur basierend. Das zu wissen ist wichtig für unsere Kunden, denn Ende 2006 werden die CMTs die bisherigen Highend-Ultrasparcs ablösen. Das wird die Komplexität und die Kosten beim Network-Computing drastisch senken.»
Paradigmenwechsel
Die Komplexität senken soll auch das kürzlich vorgestellte Pricing-Modell von Sun, nach dem ganze Bundles aus Hardware, Software und Dienstleistungen im Abonnement angeboten werden. Für eine Hardware-Company wie Sun kommt dies einem eigentlichen Paradigmen-Wechsel gleich. Ludeman: «Bei einem System machen die Kosten für die Hardware kaum noch 15 Prozent aus. Da macht es auch für uns Sinn, vermehrt über Gesamtlösungen zu sprechen.» Mit dem neuen Modell bestellt der Kunde nicht mehr bestimmte Hardware, Software und Dienstleistungen, sondern beschreibt nur noch seine Bedürfnisse: «Wir liefern dann alles, was er benötigt, Hardware, Software, Storage und Middleware sowie Training und Support. Dass wir alles anbieten können, macht die Stärke von Sun aus.»
Laut Ludeman wird dabei meist etwas überdimensioniert implementiert, damit in Spitzenzeiten schnell zusätzliche Kapazität freigeschaltet werden kann. «Der Kunde bezahlt aber nur, was er tatsächlich nutzt», versichert er. Der Abo-Betrag könne nach MByte (Storage), Performance (CPUs) oder Transaktionen berechnet werden: «Das Modell ist weit offen, da es ausschliesslich über die Bedürfnisse und die Dienstleistungen definiert ist.»
Anbieten will Sun diese Bundles sowohl direkt wie über den Channel.
Konkret steht das Modell heute im Storage-Bereich. Laut Ludeman sollen jedoch bald auch Server- und Desktop-Umgebungen nach diesem Abo-Modell angeboten werden. (fis)