Am 26. August fand zum fünften Mal in Folge das Schweizer E-Government Symposium statt. Die eintägige Veranstaltung wurde vom IT-Verband SwissICT, Fachgruppe E-Government, vom Bundesamt für Informatik und Telekommunikation BIT, dem Competence Center E-Government der Berner Fachhochschule und der Schweizerischen Informatikkonferenz SIK organisiert und durchgeführt. Der Schwerpunkt der 22 Einzelseminare und Workshops lag auf realisierten Praxisbeispielen im E-Government-Bereich. Wie jedes Jahr, wurden diverse alte und neue Projekte vorgestellt, die allerdings oft hängig sind und noch an verschiedenen Fallstricken zu scheitern drohen.
E-Voting in Zürich
Beispielsweise hat der Kanton Zürich die versuchsbereite Version seines E-Voting-Pilotprojekts vorgestellt. Das Abstimmen soll dabei ab 2005 nicht nur übers Web sondern auch per SMS möglich werden. Ob es je soweit kommt, wird aber erst die politische Diskussion zeigen, die bisher noch gar nicht geführt wurde. Der Zürcher Pilot ist Teil eines von der Bundeskanzlei begleiteten, nationalen Projekts, an dem auch Genf und Neuenburg beteiligt sind. Das Hauptgewicht liegt dabei in Zürich nicht auf der SMS-Möglichkeit sondern auf der Konsolidierung der Stimmrechtsregister der 171 Zürcher Gemeinden. Dazu wurden Adapter geschrieben, deren Funktionieren in 20 Gemeinden erfolgreich getestet wurde.
Für die Sicherheit und das Verhindern des Mehrfachabstimmens sind eine 8-stellige ID, ein 8-stelliger Zutrittscode und eine Strichcode-Prüfnummer auf dem Stimmrechtsausweis vorgesehen. Das medienträchtige SMS-Voting vermag allerdings nicht richtig zu überzeugen. Das Verfahren wirkt in seiner derzeitigen Form zu unübersichtlich und kompliziert.
Angst vor der Technik
Auch wenn vieles im Schweizerischen E-Government-Dschungel nach wie vor unklar ist, wie beispielsweise das leidige, nie enden wollende Thema der digitalen Signatur, eines kristallisierte sich am 26. August heraus: Die künftigen User derartiger Lösungen, sprich die Mitarbeitenden in Gemeinden, Verwaltungen und Institutionen und auch der Bürger selbst, haben noch viele Hemmschwellen zu überwinden. So am Beispiel «E-Gov für Parteien», ein Projekt des Kantons St. Gallen für elektronische Erfassung von Wahllisten und Stimmzetteln, in der Praxis erlebt. Grundsätzlich sei die Idee, in St. Gallen mit der modernen, technischen Entwicklung mitzuhalten und künftig Wahllisten online zu erfassen, positiv aufgenommen worden, sagte Urs Weishaupt, Leiter Kommunikationsdienste Stadt St. Gallen. Die Abschaffung von Papierwahllisten sei sogar vom Grossteil der Parteien gefordert worden. Doch habe sich alsbald herausgestellt, dass bereits kleinste Verunsicherungen den Einsatz scheitern liessen und die Leute zum Papier zurückgriffen. Die heute angebotenen Lösungen seien für den Durchschnittsnutzer immer noch zu schwierig und kompliziert und darum nicht vertrauenswürdig. «Wenn eine Lösung nicht hundertprozentig dubelisicher ist, wird’s schwierig», sagt Weishaupt. Besonders bei Projekten, in denen der Nutzer mit der Lösung nicht täglich, sondern nur sporadisch in Berührung komme (z.B. Online-Schalter), sei deshalb eine absolut «daU» (dümmste anzunehmende User-)taugliche Lösung unabdingbar. Auch hinsichtlich Sicherheit gäbe es noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Obwohl die Praxis zeige, dass es in vielen Fällen auch ohne Passwortschutz gehe, müsse ein Passwort her, weil niemand mehr glaube, dass es auch ohne ginge. Im Falle der St.Galler Wahllistenerfassung per Internet sind letztlich gerade einmal vier von 15 Listen elektronisch eingegangen. Zum Erstaunen aller gehörte die SVP für einmal zu den wagemutig Fortschrittlichen. (sk)