Banken rechnen mit stabilen IT-Budgets

Die IT-Budgets bei Schweizer Banken werden sich im nächsten Jahr kaum verändern. Eine Ausnahme ist die Zuger Kantonalbank, bei der sich der Einsatz einer neuen Plattform auszuwirken beginnt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/19

     

Die Informatik-Infrastruktur ist für die Banken eine delikate Angelegenheit. Das wird spätestens dann klar, wenn man versucht herauszufinden, wie es um die Budgets steht, in welchem Verhältnis zurzeit Geld für Hardware und Software ausgegeben wird und wo aus Bankensicht generell die grössten Investitionsdefizite bestehen. Die Reaktionen auf solche Anfragen reichen von Ignoranz über leichtes Anheben des Schleiers bis hin zu detaillierten Angaben.
Abschlägig antwortet die Bank Coop: «Wir haben kein Interesse, uns an Ihrer Umfrage zu beteiligen», schreibt Oliver Peters, Leiter strategische Projekte. Auch die UBS will sich nicht in die Karten blicken lassen und weist darauf hin, dass keine «internen Budgetzahlen, Planung etc. bekanntgegeben werden».

Steigende Projektausgaben bei Credit Suisse

Anders der grösste Konkurrent der UBS auf Schweizer Boden: Die Credit Suisse informiert vergleichsweise offen. Der grösste Teil der Investitionen geht in Projekte «mit unmittelbarem Geschäftsnutzen», schreibt die Grossbank. Als Beispiel nennt die CS die Systemunterstützung des Kundenberatungsprozesses, in den investiert wurde. Das Investitionsvolumen soll im nächsten Jahr gleich gross bleiben. Allerdings werde der Budgetanteil für Projekte aufgrund von Effizienzsteigerungen in anderen Bereichen ein wenig wachsen, wie die Bank schreibt. Die Investitionen in Hardware und Software beziffert die CS mit einem Drittel des gesamten IT-Budgets. Kürzlich hat die Grossbank einen firmenweiten Rollout von Windows XP abgeschlossen.
In nächster Zeit will sich die CS auf die Optimierung der zentralen IT-Plattformen konzentrieren. «Dabei stehen Standardisierung und Konsolidierung im Vordergrund», schreibt die Bank. Als eigentlichen Hardware-Trend sieht die CS die «verbesserten Möglichkeiten des Systemmanagement und der Technologie». Damit werden eine höhere Auslastung und flexiblere Nutzung der Ressourcen ermöglicht. Die zunehmende Commodity in diesem Bereich führt dazu, dass die Beschaffungskosten sinken. Dadurch sei es möglich neue Sourcing-Modelle zu etablieren (siehe Kasten). Als Trends im Software-Bereich macht die Credit Suisse einige aus: etwa den Einsatz von Standard-Software im Bereich von nicht bankenspezifischen Anwendungen, Offshore-Software-Entwicklung und -Wartung oder auch der zunehmende Einsatz von Open-Source-Software.

Migrationsprojekte bei der ZKB

Open-Source-Software erscheint auch auf dem Trendradar der Zürcher Kantonalbank. Weiter macht Thomas Ghisletti, Leiter Informatik, Workflow, Enterprise Application Management (EAI) sowie die Erweiterung des Angebots an branchenspezifischer Standard-Software als wichtige Strömungen aus. Hardware-Trends sind aus der Sicht der ZKB gegenwärtig Grid-Computing und zentrales Storage-Management.
Bei der Zürcher Kantonalbank verschlingen derzeit Betrieb und Produktionssupport 80 Millionen Franken des IT-Budgets, das die Bank aber nicht genau beziffert. In diesem Jahr wird rund ein Drittel des Projektentwicklungsbudgets für Migrationen eingesetzt, um die Host-Applikationen zu erneuern. Wie Ghisletti weiter ausführt, erfolgen in diesem Jahr zudem grössere Investitionen in die Bereiche Infrastrukturerneuerung, Risikomanagement und Prozessbeherrschung. Das Verhältnis der Investitionen in Hardware und Software beträgt in diesem Jahr 1:4.
Im Softwarebereich sieht die ZKB aufgrund von regulatorischen Anforderungen (Stichwörter: Basel II, Sarbanes-Oxley Act) und der Ablösung von alten Applikationen den grössten Investitionsbedarf über die nächsten drei Jahre. Auf der Hardwareseite bestehen Pläne, Mainframes, zentrale Serverinfrastruktur, Netzwerke sowie das System Management auszubauen.

AKB hebt Budget leicht an

Bei der Aargauer Kantonalbank werden die nächsten fünf bis sechs Jahre von der Modernisierung und Weiterentwicklung der Core-Banking-Applikation geprägt sein. Die AKB bezieht hier das Produkt Ibis vom Outsourcer RTC. In diesem Jahr wurde die Tochterfirma AKB-Privatbank Zürich auf die Plattform gehievt.
Abgesehen von diesem Grossprojekt stehen bei der AKB in den nächsten drei Jahren Investitionen in den Bereichen LAN und WAN an. Aber auch die Einführung von IP-Telefonie und die Ablösung der Cash-Systeme stehen auf dem Wunschzettel des Informatikleiters bei der AKB, Oskar Stenz. Bei der Server- und Druckerinfrastruktur hat Stenz zudem Konsolidierungspotential ausgemacht, das er über die nächsten Jahre gerne umsetzen würde. Weiterer Investitionsbedarf besteht bei Enterprise Application Integration und Business Intelligence. Geplant ist 2005 ferner der Ausbau der Intranet- und Internetplattform sowie der Sicherheitsinfrastruktur. Bereits in diesem Jahr hat der Relaunch der Website stattgefunden.
Das IT-Budget der AKB wird im nächsten Jahr leicht, maximal um 1 bis 2% zunehmen, wie Stenz ausführt, wobei das Verhältnis zwischen Hardware- und Software-Investitionen voraussichtlich 1:3 betragen wird. Die Migration auf Windows XP hat die Bank bereits in diesem Jahr bewältigt. Als Hardware-Trends sieht die AKB neben den bereits von den anderen Banken genannten auch Thin-Client-Lösungen. Bei der Software nennt Stenz neben Sicherheitssoftware und Workflow-Lösungen auch MIS-Reporting (Management Information System) sowie generell die Individualisierung von Systemen und Service als wichtige aktuelle Entwicklungen.

ZGKB: Abschluss der Migration in Sicht

Einen Schritt weiter als die AKB ist die Zuger Kantonalbank bei der Erneuerung ihrer Standardapplikationen. Die Innerschweizer Bank hat sich 2002 für die Migration auf die Swiss Banking Platform von CSC entschieden. In diesem Jahr wurde das externe Wertschriftengeschäft integriert sowie der Beraterarbeitsplatz eingeführt, informiert Geschäftsleitungsmitglied Beat Mathys. Die Plattformerneuerung soll im nächsten Frühjahr abgeschlossen werden. Von der Plattform verspricht sich die Bank einige Wettbewerbsvorteile: «Hohe Performance, gute Datenqualität und eine rasche Time to Market», führt Mathys neben tiefen variablen Kosten ins Feld.
Wohl auch deswegen wird das IT-Budget bereits für 2005 tiefer veranschlagt. Mathys geht von einem Minus von 10% aus und erwähnt, dass bereits heute das Kosten/Extragsverhältnis mit 43% sehr tief sei. Die Kosten werden bei der ZGKB nach Abschluss der Migration in erster Linie im Bereich Betrieb und Wartung anfallen, antwortet Mathys auf die Frage, wo in den nächsten drei Jahren die Investitionen getätigt werden. Eine schöne Perspektive für die Zuger Kantonalbank. (map)

Banken sparen Kosten mit Sourcing

Durch Sourcing werden gemäss einer aktuellen Umfrage der The Information Management Group (IMG) bei den Banken durchschnittlich 13 % Kosten eingespart. Für die Studie mit dem Titel «Sourcing-Markt Schweiz 2004» wurden 44 Finanzdienstleister befragt. Der Begriff Sourcing umfasst die Übernahme (Insourcing) oder Auslagerung (Outsourcing) der definierten Leistungserbringung.
Aufgrund der Studienresultate kommt IMG zum Schluss, dass der Schweizer Finanzplatz mit seiner geplanten Entwicklung ein attraktives Potential für Sourcing-Provider birgt. Um dieses Potential auszuschöpfen, muss der Provider eine kunden- und somit bedarfsgerechte Sourcing-Lösung anbieten sowie über ein komplementäres Provider-Lösungs-Netzwerk verfügen. Aus Sicht der Banken werden diese beiden Faktoren nicht in jedem Fall erfüllt. Das führt dazu, dass sich die Banken mit Investitionen zurückhalten.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass mit der Auslagerung der Leistungserbringung im Durchschnitt Kostenvorteile von 13 % erzielt worden sind. Die Bandbreite der Einsparungen reicht von 0 bis 40%, wovon 38 % keine und ca. ein Viertel aller Banken über 21% Kosteneinsparungen erzielen konnten. Befragt, wie sich der Kostenanteil der IT bis 2006 verändern wird, rechnen die Sourcing-Bezüger mit einem leichten Rückgang (siehe Grafik). Die komplette Studie kann bei IMG für 750 Franken bezogen werden (www.img.ch).


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