Der Löwe knurrt wieder

Der deutsche Highend-TV-Hersteller Loewe konnte den Umsatz steigern, den Verlust verringern und wieder Marktanteile hinzugewinnen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/12

   

Die jüngste Vergangenheit war für den deutschen Premium-Fernsehgerätehersteller Loewe eine schwierige Zeit: Die Umsätze sind in den letzten zwei Jahren um bis zu 40 Prozent eingebrochen und das Unternehmen stand tief in der Kreide. Hinzu kam der Vorwurf von Investoren, Mitarbeitern und Presse, man habe den Trend zu LCD-TVs verschlafen und den Schaden so selbst verursacht. Doch ganz so simpel ist es nicht gelaufen. Loewe hat bereits seit dem Jahr 2000 eine Kooperation mit Sharp, dem Weltmarktführer bei LCD-TVs, am Laufen. Da das Traditionsunternehmen aber vor allem mit seinen Röhrengeräten im Premiumbereich etabliert war, traf es den Hersteller an einem Punkt, den man schlicht und einfach unterschätzt hatte: Viele Premium-Kunden kauften Flat-TVs, da sie flach gleichsam für edel hielten. Diese Entwicklung wurde noch dadurch begünstigt, weil selbst Billigangebote von No-Name-Herstellern den Preis eines durchschnittlichen Röhrengeräts überstiegen.

Schrumpf weil Trumpf

Loewe, der bereits seit einiger Zeit LCD- und Plasma-TVs herstellte, traf es aber noch an einer anderen Stelle: «Aufgrund der hohen Preise waren die Kunden noch nicht bereit, besonders hochwertige Flachdisplay-Produkte zu kaufen. Viele wichen übergangsweise auf ein billiges Röhrengerät aus oder warteten mit dem Ersatzkauf, bis preiswertere Flach-TV-Geräte angeboten wurden», sagte kürzlich Dr. Rainer Hecker (Bild), Vorstandsvorsitzender der Loewe AG, auf der Hauptversammlung in München. Das Ergebnis: Loewes Umsatz mit Bildröhrengeräten im Premiumsegment schrumpfte, weil sowohl der Durchschnittspreis als auch die verkauften Stückzahlen zurückgingen. Und: Die Nachfrage nach grossformatigen LCD-Geräten konnte den Rückgang bei weitem nicht ausgleichen. Loewe hungerte, war man doch gewohnt, mit hochpreisigen Röhrengeräten 85 Prozent des Gesamtumsatzes zu erwirtschaften.
Erst im letzten Jahr, so Hecker, sei der Markt für grossformatige LCD-TVs – das Pendant zum hochkarätigen Röhrenfernseher – richtig entstanden, da jetzt auch grossformatige Flachdisplays lieferbar und zahlbar wurden.

Aus der Talsohle gerettet

Seit dem zweiten Halbjahr 2004 wächst der Umsatz wieder (267,8 Mio. Euro) und in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres stieg der Umsatz, verglichen mit dem ersten Quartal 2004, um 12 Prozent. Für das Gesamtjahr 2004 musste zwar immer noch ein Verlust vor Zinsen und Steuern von 25,7 Mio. Euro ausgewiesen werden (Vorjahr 26,9 Mio. Euro), doch bereits im ersten Quartal betrug der EBIT-Verlust nur noch 1,9 Mio. Euro.
Loewe kommt mit seinen Geräten zwar nicht in die ersten Ränge der LCD-TV-Hitparade (siehe Seite 26), konnte aber im europäischen Fachhandel nach eigenen Angaben den umsatzmässigen Marktanteil auf 4 Prozent und im deutschen Fachhandel auf 8,2 Prozent steigern. Im zweiten Halbjahr wird der Konzern dann die Produktion für Sharp-TVs am Loewe-Stammsitz in Kronach aufnehmen.


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