Die letzten Monate hat uns ein Hersteller oft und mit spannenden Geschichten beschäftigt:
HP. Es gab aufwühlende, vor Emotionen überschäumende Kommentare auf unserer Website, ich bekam Anrufe von Händlern und Kunden, die HP an- und mir ihr Leid klagten. Bei den Geschichten ging es eigentlich immer darum, dass früher übliche Praktiken plötzlich nicht mehr galten, dass HP neue Regeln einführte, neue Kunden direkt bediente usw. Kurzum: Unmut an allen Ecken und Enden.
Mein Vorgänger hatte an dieser Stelle mehr als einmal behauptet, HP hätte allen Unkenrufen zum Trotz den Merger mit Compaq gut verdaut. Das stimmt nicht. Nach und nach kommen Dinge an den Tag, über die früher schlicht nicht gesprochen wurde. Denn: Vor einem Jahr hat HP die End User Verification eingeführt, weil mit Spezialkonditionen Milliarden bachab gingen. Die Konsequenz daraus ist aber, dass sich die Produkte weniger gut verkaufen, ganz einfach deshalb, weil ohne Verbilligungen die Chancen am Markt für HP geringer sind – auch die kleineren Unternehmen haben sich nämlich an die tiefen Preise gewöhnt.
HP räumt jedenfalls mit der Vergangenheit auf. Die früher für viele Beteiligte gängige und erfolgreiche Praxis, mit Spezialkonditionen Projekte zu gewinnen, soll definitiv ein Ende haben. Zwei ehemalige Sales-Mitarbeiter müssen sich vor Gericht verantworten, weil sie Bestechungsgelder für das Gewähren von Special Bids entgegengenommen haben. Offensichtlich hat das auch HP-Chef Urs Fischer überrascht. Fischer schreibt mit gekränktem Unterton in einem Mail an seine Mitarbeiter, die beiden hätten ihn angelogen und verraten. Er will mit allen Mitteln gegen unrechte Praktiken vorgehen und vermeldete intern, es sei in Zukunft vermehrt mit negativen Schlagzeilen zu rechnen. Das denke ich auch. Mit den Ermittlungen im Fall Armin Müller /
Actebis und den internen Untersuchungen bei HP Schweiz hat man vermutlich in ein Wespennest gestochen, das auf der Spitze des Eisbergs sitzt.
Markus Häfliger, Chefredaktor