Lange Zeit sah es für den traditionsreichen deutschen Fernsehgerätehersteller
Loewe nicht gerade rosig aus. Das Unternehmen verdiente ursprünglich gutes Geld mit edlen Röhrenfernsehern, dann setzte der Boom mit den flachen Flüssigkristallbildschirmen ein. Loewe verpasste diesen Trend, musste deswegen 2003 Umsatzeinbussen in Millionenhöhe einstecken und eine Beinahepleite kostete rund 240 Mitarbeitenden den Job.
Rettende Finanzspritze
Als Retter in Not erwies sich der japanische Elektronikkonzern
Sharp. Mit einer Kapitaleinlage erwarb Sharp 29 Prozentanteile an
Loewe, half dem defizitären Konzern aus der Misere
und ist jetzt partnerschaftlich mit dem deutschen Unternehmen verbunden. Die Zusammenarbeit hat sich bisher für beide Unternehmen ausgezahlt. Zum einen konnte Loewe sein Angebot an Flachbildschirmen deutlich ausweiten, da Sharp Loewe mit LCD-Bildschirmen beliefert. Zum anderen sind jetzt beide Unternehmen daran, gemeinsam den hochauflösenden HDTV der Zukunft zu entwickeln. Während Sharp die Ergebnisse in Produkte im niedrigen Preissegment einfliessen lässt, setzt Loewe diese für seine Luxusgeräte ein. Trotz dem scharfen Wettbewerb im Markt für Plasma-, Flüssigkristall (LCD-) und Projektionsfernseher hält der deutsche Konzern nach wie vor an der bisherigen Hochpreisstrategie fest und will mit massgeschneiderter Technik beim Design-frak punkten. Die Kronacher sind davon überzeugt, dass der Anspruch nach Individualisierung zunehmend von Kunden gewünscht wird.
Halali auf betuchte Kunden
Auf genau diese Wünsche geht
Loewe mit der neuen LCD-Produktlinie «Individual» ein, die erstmals an der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin vorgestellt wird. Zu einem Preis von 2000 bis 4000 Euro können designverliebte Individualisten künftig die Farbe, das Aussehen, die Materialien und technische Varianten ihres Fernsehers selbst bestimmen. Die neuen Modelle der Individual-Linie sind mit 66 und 80 Zentimetern Bilddiagonale erhältlich und sollen binnen 14 Tagen nach Bestelleingang lieferbar sein.
Loewe hält mit diesem Trend zur Individualisierung klar gegen die Billig-Glotzen und Fernseher aus den Regalen. Nach dem Motto: «Der Kunde zahlt mehr, wenn er mehr dafür bekommt», orientiert sich Loewe an der Marketingstrategie anderer Hersteller im Premiumbereich wie beispielsweise Mercedes-Benz, der mit individueller und exklusiver Ausstattung sowie einem massgeschneiderten Angebot fast jeden Kundenwunsch erfüllen kann und damit sehr erfolgreich ist.
Hochpreisstrategie zum Erfolg
Die Produktionsbänder im bayrischen Kronach, wo Loewe die Fernseher «Made in Germany» herstellt, laufen also wieder auf Hochtouren. Rund die Hälfte der Fernseher, die ausgeliefert werden, sind flach wie eine Flunder und sorgen für volle Auftragsbücher. So vermeldet
Loewe, dass das gute Geschäft mit den flachen TV-Geräten dem Konzern im zweiten Quartal einen Umsatzsprung von 24 Prozent bescherte, und der Umsatzanteil zum Vorjahr sei gar von 22 Prozent im Vorjahr auf 72 Prozent gestiegen. Auch der wertmässige Loewe-Marktanteil bei LCD-TVs im europäischen Fachhandel stieg von einem Prozent im ersten Halbjahr 2004 auf 4,4 Prozent im laufenden Jahr. Nach der schwersten Krise in der 82jährigen Firmengeschichte sieht es jetzt so aus, als ob das Unternehmen mit seiner Flachbildschirm-Offensive den richtigen Weg in Richtung schwarze Zahlen eingeschlagen hat. Der Kampf um die ehemalige Spitzenposition im TV-Luxussegment ist jedenfalls angebrochen. Loewes strategisches Ziel ist es jetzt, Marktführer im Premiumsegment zu werden. Loewe wird sich mit Sicherheit weiteres Terrain zurückerobern und will bereits 2006 wieder Gewinn schreiben. (pbr)