Am 25. September wird das Schweizer Volk an die Wahlurnen gebeten, um über das Abkommen mit der Europäischen Union (EU) zur Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf die zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten abzustimmen. Sowohl Gewerkschaften wie auch die Arbeitgeber empfehlen ein Ja zur Ausdehnung der Freizügigkeit, weil nur so Schweizer Arbeitsplätze langfristig gesichert werden könnten.
Abschotten bietet keine Perspektive
Eine Umfrage von IT Reseller ergab, dass über die Hälfte der Befragten der Erweiterung der Personenfreizügigkeit positiv gegenüberstehen. 56% der Umfrageteilnehmer würden heute dafür stimmen, 34,4% dagegen, knapp 9% sind noch unentschlossen. Dieses Ergebnis deckt sich nahezu mit der jüngsten SRG-Umfrage von letzter Woche. Hier machen die Befürworter der Personenfreizügigkeit 50% aus, die Gegner 38%.
«Die Schweiz darf nicht mitten auf dem bilateralen Weg anhalten», ist der Grundtenor der Befürworter. «Wer A sagt (bilaterale Abkommen), muss auch B sagen», heisst es in einem Kommentar. Eine Ablehnung führe die Schweiz nur in eine Sackgasse.
Aufgesplittet auf Beschäftigte in IT-Unternehmen (Selbständige und Angestellte) sowie Mitarbeiter in Endkunden-Unternehmen (z.B. IT- und andere Mitarbeiter in Banken oder Behörden) sieht das Ergebnis ähnlich aus: 58,2% der IT-Leute und 52,4% der Mitarbeiter von Nicht-IT-Firmen sprechen sich für die erweiterte Personenfreizügigkeit aus, während 34,5 respektive 35,2% dagegen sind. Der Rest ist noch unentschlossen.
Keine Angst vor Jobverlust
Obwohl die Mehrheit die erweiterte Personenfreizügigkeit begrüssen würde, fürchten doch 77,9% der Befragten mehr Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, verbunden mit einem Druck auf die Löhne, falls die Vorlage angenommen wird. Gesamthaft glauben 46,7%, dass ein Ja zu Lohndumping führt. Allein 52,4% der Befragten aus Nicht-IT-Unternehmen sind der Meinung, dass mit einem Ja ein Lohndumping zu erwarten ist.
«Die Finanzinstitute lagern sowieso die meisten IT-Funktionen ins Ausland aus, und daher geht es mit uns zu Ende», orakelt ein Pessimist.
Hingegen sind es bei den Umfrageteilnehmern aus den IT-Unternehmen nur knapp 44%, die Lohndumping befürchten. Hier sehen 52% für die eigene Branche eher Gefahr im Falle eines Nein: «Wenn es zu einem Nein kommt, werden garantiert noch mehr IT-Jobs ins Ausland verlagert, weil in der Schweiz dafür zu wenig Fachkräfte verfügbar sind», heisst es von einem Umfrageteilnehmer. In der Schweiz herrscht seit geraumer Zeit ein Mangel an qualifizierten IT-Fachleuten. Unternehmen könnten im Falle eines Ja vermehrt auf Ressourcen aus dem Ausland zugreifen. Dem Lohndumping wirkt die Regelung entgegen, dass Schweizer Firmen den Ausländern ortsübliche Löhne bezahlen müssen. Ebenso ausländische Firmen, die ihre Angestellten für einen Auftrag in die Schweiz schicken.
Wirklich Angst um den eigenen Arbeitsplatz haben denn auch nur 10% der Umfrageteilnehmer. 76% beantworteten diese Frage mit einem klaren Nein. «Mutige Offensive ist immer besser als ängstliche Defensive. Selbstbewusste und gutausgebildete Schweizer müssen die ausländische Konkurrenz nicht fürchten», so ein Umfrageteilnehmer. Es sei ein Märchen, dass die Osteuropäer den Schweizern die Jobs wegnehmen. (sk)
Die Teilnehmer
An der Umfrage haben sich 424 Personen beteiligt, davon 314 Teilnehmer aus der IT-Industrie und 110 aus Nicht-IT-Unternehmen. 61% aller Befragten verfügen über Entscheidungskompetenz im Unternehmen. Die grösste Gruppe mit 23,3% bildeten Unternehmen aus den Bereichen IT-Consulting und Support, gefolgt von Nicht-IT-Unternehmen (22,6%), Hardware- und Software-Herstellern (14,4%) und VARs, Netzwerkunternehmen sowie Systemintegratoren (11,6%). Software-Entwickler waren mit 9,7% beteiligt, Distributoren mit 8%.