EWZ mischt im Breitbandangebot mit

Glasfasernetze von Stadtwerken können die Kapazität privater Netzwerke erhöhen. Im Verbund sogar über die eigenen Einzugsgebiete hinaus.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/16

     

In ihren Einzugsgebieten verfügen städtische Werke dank ihrer Trassen über direkte Verbindungen in jedes Haus. Diese lassen sich schnell und einfach für das Verlegen von Glasfaserleitungen nutzen. Dem gleichen Zweck können auch Überkapazitäten in den Leitungen, welche die Werke für ihre eigne Infrastruktur nutzen, dienstbar gemacht werden. Gerhard Schürch (Bild), Product Manager Telekom beim EWZ (Elektrizitätswerk der Stadt Zürich) erklärt: «Bereits seit Ende der Neunzigerjahre vermieten wir Glasfaser-Infrastrukturen, sogenannte Dark Fibre, an Telecom-Carrier. Mittlerweile hat sich der Schwerpunkt allerdings vermehrt auf Bandbreiten-Angebote verlagert.»

Geschäftskunden

Die Angebote ermöglichen eine relativ günstige Erschliessung der letzten Meile, zumindest für Geschäftskunden, die eine hohe Bandbreite benötigen. Für die Bedienung ihrer Endkunden ziehen laut Schürch rund 70 Prozent seiner Carrier- und ISP-Kunden ein auf Bandbreite beruhendes Angebot der Dark Fibre vor, da es flexibler und weniger mit langfristigen Verträgen belastet ist. Für Backbone-Verbindungen dagegen steht Dark Fibre nach wie vor im Vordergrund.
Das EWZ stellt Telekom-Anbietern überdies Räumlichkeiten zur Verfügung, die durch den geringeren Platzbedarf moderner Transformatoren frei wurden. Da die Räume klimatisiert, gesichert und redundant am EWZ-Glasfaser-City-Ring angeschlossen sind, eignen sie sich gut zum Betrieb von IT-Infrastrukturen und durch ihre meist günstige Lage auch für Übertragungseinrichtungen.
Schürch stellt aber klar: «Wir sind Datentransporteure, nicht Telko-Dienstleister. Im Gegensatz zur Swisscom ist es bei uns Sache des Kunden, welche Services er auf unseren Netzen anbieten will. Aber die Swisscom ist ja wohl auch nicht wirklich daran interessiert, dass die Konkurrenz ihre Leitungen benutzt.»

Fixverbindungen

Die EWZ-Glasfaserleitungen stellen dem Kunden den gesamten Kanal und garantierte Bandbreiten von 100 Mbpsa bis zu 10 Gbps zur Verfügung. Unternehmen nutzen die optischen Fixverbindungen vorwiegend als schnelle Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, etwa zum Rechenzentrum oder für LAN-to-LAN- und SAN-Verbindung. Da es sich dabei weder um eine WLAN- noch eine VPN-Verbindung handelt, lässt sie sich für sensitive Daten sicher und unter Umständen sogar ohne Verschlüsselung nutzen.
Allerdings sind die Infrastrukturen der Stadtwerke auf die Städte und deren Agglomerationen begrenzt. In Zusammenarbeit mit den rund 20 in Swisspower zusammengeschlossenen Energieunternehmen können aber, wie Schürch ausführt, auch Intercityverbindungen realisiert werden. Dabei dienen die auf dem Hochspannungsnetz verlegten Datenleitungen, die für die Steuerung der einzelnen Werke benötigt werden, als Backbone. Schürch gibt aber zu: «Die Swisspower-Partnerwerke decken zwar die grossen Wirtschaftgebiete gut ab. Aber wo wir kein Partnerwerk haben, können wir natürlich auch keine Anschlüsse anbieten.»

Steigender Bedarf

Nun sind aber die grossen Wirtschaftsgebiete oft mit Überkapazitäten an Glasfaserverbindungen gesegnet. Dies ergab kürzlich eine internationale Studie. Für neue Anwendungen würden neue Leitungen verlegt, während die vorhandenen Kapazitäten nicht ausgenutzt seien.
Schürch meint aber, dass dies in der Schweiz nur für die Verbindungen zwischen den Zentren gelte, wo tatsächlich parallel zu Hochspannungs- und Gasleitungen auch noch entlang der Autobahnen Glasfasernetze existierten. Doch: «Wo wir tätig sind, bei der Verbindung zum Endkunden, gibt es keine Überkapazitäten. Im Grossraum Zürich sind von rund 200’000 Häusern kaum mehr als 1000 mit Fiberkabeln erschlossen.» Und gerade bei den Hausanschlüssen zeichne sich ein steigendes Bedürfnis nach Bandbreite ab. Mit dem kommenden HDTV etwa seien Kupferkabel schon bei kurzen Distanzen überfordert. «Fibre to the home dürfte in den nächsten Jahren vermehrt ein Thema werden. Da sind die Stadtwerke mit ihren Leerrohren gegenüber andern, welche die Leitungen erst erstellen müssen, im Vorteil.»

Getrennte Buchhaltungen

Bleibt der Vorwurf, den manche private Betreiber erhoben haben: Die Stadtwerke würden ihre Monopolstellung nutzen, um ihre Glasfaserleitungen zu subventionieren. «Gerade als öffentlicher Betrieb sind wir verpflichtet, klar zu bilanzieren», betont Schürch dagegen, «wir müssen den vorgesetzten politischen Instanzen klar darlegen können, dass zwischen dem Kern- und dem Telefongeschäft keine Quersubventionierungen erfolgen.» Und er versichert: «Dank unserer Infrastruktur sind wir in der Lage, Endkunden günstig anzuschliessen. Wenn wir dabei Gewinne machen, kommt dies der Stadt zugute. Aber die Buchhaltungen sind streng getrennt.»

Regionaler Fokus

Glasfaseranschlüsse bieten auch Elektrizitätswerke an, die nicht Mitglied von Swisspower sind. Elektra Birseck (EBM) etwa hat ebenfalls ein Bandbreiten-Angebot, konzentriert sich aber auf die Region Nordwestschweiz. Wie Pascal Fanti, Product Manager Regionet bei EBM ausführt, arbeitet man dabei mit den Elektrizitätswerken IWB und EBL zusammen: «In der Region können wir unseren Kunden so attraktive Alternativen anbieten. Weltweite Verbindungen realisieren wir, wo nötig, mit den internationalen Carriern im Telehouse.» (fis)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wieviele Zwerge traf Schneewittchen im Wald?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER