Gregor Staeger entsteigt ohne Hast seinem Firmenwagen - einem quadratisch-praktischen Smart. Seit zwei Monaten hat der Chef des Thalwiler Bang&Olufsen-Centers allein das Zepter des Familienunternehmens Staeger AG in der Hand. Sein Bruder Aurel Staeger, mit dem er die Firma seit 1988 gemeinsam geleitet hatte, ist kürzlich ausgestiegen.
Die Brüder sind damals eher unfreiwillig ins Unternehmerdasein gerutscht: Das Familienunternehmen wurde 1953 vom Vater Niklaus Staeger in Thalwil gegründet. Staeger Senior unterhielt neben dem Thalwiler Geschäft weitere Läden in Horgen, Wädenswil und Richterswil und hegte sogar Expansionsgelüste, das ganze Zürichsee-Gebiet abzudecken. Aus Mangel an fachkundigem Personal begrub er diese Pläne aber wieder.
«Man muss selbst immer präsent sein», sagt sein Sohn heute. In den Anfangsjahren gab es im Hause Staeger eher ein Multimedia-«Chrüsimüsi», bestehend aus zehn damals bekannten Marken wie etwa
Philips oder
Grundig. Nach Abschluss der Handelsschule wollte Gregor Staeger eigentlich für ein Sprachstudium ins Ausland gehen, während sich Bruder Aurel die Zeit damit vertrieb, Helikopter zu fliegen. Keiner der beiden dachte damals ernsthaft daran, in die Fussstapfen des Vaters zu treten. Als Niklaus Staeger sich dann 1988 entschloss kürzerzutreten, übernahmen die Söhne schliesslich doch das Ruder im Familienunternehmen.
Einbrecher sei Dank
Den Startschuss, sich nur noch auf die Marke
Bang & Olufsen zu konzentrieren, gab ein eher unerfreuliches Ereignis: Über Ostern 1989 wurde im damaligen Laden eingebrochen und sämtliche Ware geklaut - ausgenommen Bang&Olufsen-Produkte. Die teuren Produkte hätten sich als Diebesgut nur sehr schwer verschachern lassen. Jedem wäre sofort klar gewesen, dass es sich um gestohlene Hehlerware handeln musste. «Eigentlich kam der Einbruch wie gerufen», sagt Staeger und lacht. «Wir hatten schon länger mit der Idee geliebäugelt, uns nur noch auf diese eine Marke zu konzentrieren. Doch zuvor hätten wir sämtliche vorhandenen Produkte veräussern müssen. Das haben dann quasi die Einbrecher für uns erledigt.»
Die Staegers bewiesen damals Mut, nur noch eine Marke zu verkaufen. Die logische Konsequenz: Innerhalb von zwei Jahren sind viele der bestehenden Kunden abgesprungen, die mit B&O-Produkten nichts am Hut hatten. Dafür kamen auch neue Kunden hinzu – schlecht lief das Geschäft also nicht. So expandierten die Brüder 1991 in ein zweites Ladenlokal und eröffneten ein Sony-Center. Auch um die alleinige Abhängigkeit von einem Hersteller zu reduzieren. Mit Bang & Olufsen besteht eine Art Franchising-Vertrag. Alles, vom Teppichboden über die Gestaltung der Wände und Podeste bis hin zur Produktpalette, ist vorgeschrieben. Heute ist das Geschäft gemäss Staeger mit 550 Quadratmetern Ladenfläche und zehn Mitarbeitern der grösste B&O-Shop weltweit.
Das Jahr des Umbruchs
So gut es sich mit B&O geschäftet, so schief lief es mit
Sony: «Die Japaner sind anders gestrickt. Da weiss eigentlich keiner, was er wirklich will», sagt Staeger. Ständig würden sich die Konzepte ändern. Zudem hatte Sony andauernd Lieferprobleme, so dass man schon erwog, verbotenerweise zwei, drei Fremdprodukte aufzunehmen, nur um in den Zwischenzeiten etwas zu verkaufen und die Ladenmiete zahlen zu können. «Aus Händlerperspektive hat Sony einen schlechten Ruf. Vieles wird versprochen und dann nicht eingehalten.» Als man die Staegers auch noch zwingen wollte, den Laden mit neuen Möbeln nach dem x-ten Sony-Konzept auszustatten und bei Weigerung ihnen den Status Sony-Center aberkennen wollte, kam es schliesslich diesen Frühling zum Bruch. «Sony war seit jeher eine schwierige Marke, weil sie überall vertreten ist. Zudem haben die Japaner wichtige Trends verschlafen.» Die Strategien hätten eben nicht zusammengepasst, sagt Staeger knapp. «Als logische Konsequenz blieb nur, den Vertrag mit Sony aufzulösen.»
Im ehemaligen Sony-Center gibt es jetzt, wenn man so will, wieder ein Chrüsimüsi mit Produkten von
Panasonic,
Samsung, Slimdevices, Piega, Onkyo,
Microsoft,
Maxdata, Sonos,
Epson und
Reycom.
Fachhandel überaltert
Was die Konvergenz von UE und IT betrifft, glaubt Staeger, dass der UE-Handel grundsätzlich einen riesigen Vorteil hat, da es sein Daily Business ist, mit Endkonsumenten zusammenzuarbeiten und beispielsweise eine voll funktionierende Lösung im privaten Wohnbereich anzubieten. Seiner Ansicht nach werden sich aber nur einige wenige Unternehmen aus UE- und IT-Branche dieser schwierigen Aufgabe stellen und hochkomplexe Systeme ins traute Heim integrieren und auch bedienbar machen können.
«Der Fachhandel ist überaltert und die Ladenbesitzer wollen sich das heutige Know-how gar nicht mehr aneignen.» Als Beispiel führt Staeger die Multimedia-Center an. Aus Angst, der Kunde stelle Fragen, die man dann nicht beantworten könne, verzichten viele Händler oder der Retail darauf, solche komplexen Geräte aktiv anzubieten. «Der Wechsel der modernen Technologien passiert schnell. Man muss ständig hinterher sein, sonst verliert man den Faden» - sagt es und braust mit seinem Smart auf der Alten Landstrasse davon.
Gregor Staeger
Gregor Staeger wurde 1963 im Sternzeichen Waage geboren, was sich auch in seinem ausgeglichenen Wesen bemerkbar macht, wie er sagt. Er ist liiert und hat keine Kinder. Sein Hund, mit dem er viel Zeit in der freien Natur verbringt, ist ihm quasi Kinderersatz geworden.
Seine grösste Leidenschaft ist reisen: In den letzten zwanzig Jahren hat er die halbe Welt bereist, Südafrika hat es ihm dabei besonders angetan. «Egal wo man hinkommt, in der Regel sind die Leute auf der ganzen Welt besser drauf als bei uns. Sie können sich noch über ein Essen oder ein Glas Wasser freuen. Hier sind die Leute gesättigt von allem.» Das einzige, was wirklich zähle, sei gesund zu sein, so Staeger. «Der Rest ist mir Wurst. Für irgendeine Bratwurst im Vorderen Sternen wird's immer reichen!»
Sein zweites Hobby ist seit geraumer Zeit das Golfspiel. Mit zunehmendem Alter werde man weiser und auch etwas gesetzter. Golf spielen heisse mental voll bei der Sache sein und auf den schönsten Plätzen der Welt «e chli ummelaufe» - genau der richtige Sport fürs frühe bis höhere Mittelalter.
Könnte er sein Leben von vorn beginnen, würde er das meiste wieder so machen. Nur Klavier und Saxophon würde er gern spielen und statt drei, mindestens fünf Sprachen perfekt sprechen können. Vorbilder oder Gurus hat Staeger keine: «Ich glaube an nichts - ausser an mich selbst.» (sk)