Router-Primus
Cisco verkauft schon lange nicht mehr nur Router und Switches an Unternehmen und Service Provider. Mit Übernahmen wie Scientific Atlanta,
Linksys, Kiss oder Arroyo Video Solutions (siehe Kasten) richtet sich der Konzern immer stärker in Richtung Consumer-Electronic-Markt aus.
Die neue Ausrichtung wurde im September auf einer Konferenz in New York erstmals vorgestellt. Ab 2. Oktober startete das Unternehmen die neue Strategie, die, begleitet von einer Mammut-Werbekampagne, mit einem veränderten Logo bekannt gemacht werden soll. Bei Cisco werde es wieder knistern, liess die frischgebackene Marketing-Chefin Susan Bostrom gegenüber dem «Wall Street Journal» verlauten.
Keine Sony oder Apple
Das Unternehmen wird Product-Placement in Spielfilmen und Bandenwerbung bei grossen Sportereignissen betreiben, aber auch vor Guerilla-Marketing über Weblogs und in Social Networks nicht zurückschrecken, um seine Produkte dem Endkunden schmackhaft zu machen. Beispielsweise soll auf der Cisco-Webseite künftig direkt eingekauft, Technologie-Partnerschaften geschlossen und mit anderen Kunden kommuniziert werden können. «Wir werden die Art und Weise, wie Verbraucher kommunizieren und fernsehen, verändern», posaunt Bostrom. Kein leichter Job, orakeln bereits Marktforscher. «Cisco ist keine
Sony oder Apple», warnt beispielsweise David Passmore, Analyst bei der Burton Group, in einem Interview mit dem WSJ. Schliesslich habe der Netzwerkriese nicht den Bekanntheitsgrad, den andere Consumer-Electronics- oder Hightech-Firmen geniessen.
Nicht aller Tage Abend
Bis die Welle der Neuausrichtung nach Europa schwappt, wird noch einiges Wasser den Rhein hinunterfliessen: «Die neue Ausrichtung ist sehr komplex und muss in einem grösseren Kontext betrachtet werden», sagt Ingo Buse, Marketing-Manager
Cisco Schweiz, gegenüber IT Reseller. «In Europa und speziell in der Schweiz wird sie erst Ende dieses Jahres und im Laufe des nächsten Jahres schrittweise eingeführt werden.» Was der Channel hierzulande zu erwarten hat, ist noch offen. Sonderlich erfreut über die angekündigten Direkteinkaufsmöglichkeiten dürfte er aber nicht sein.
«Wir sind alle Endverbraucher, die Netztechnik verwenden, wenn wir arbeiten, auf der Strasse unterwegs sind, wenn wir mit anderen kommunizieren oder wenn wir zu Hause sind», sagt Bostrom. «Konvergenz heisst heute nicht nur eine bestimmte Lösung zu entwickeln und anzubieten, sondern diese Lösung kompatibel zu machen zu allen Dingen, die wir ringsherum tun», fügt Charles Giancarlo, Ciscos Chief Development Officer und President Cisco-Linksys, an. «Konvergenz bedeutet, dass wir neue Dienstleistungen und Kapazitäten, also komplette Plattformen für Kommunikationen, Zusammenarbeit und Unterhaltung liefern, die vorher so einfach nicht möglich waren.»
Letztlich geht es also darum, dass sowohl der technische oder geschäftliche Entscheidungsträger als auch der Enduser das Potential des Netzes verstehen lernt und sich dann im besten Fall mit Cisco-Produkten ausrüstet. Warten wir es ab. (sk)
Übernahmen Richtung Consumer Electronics
Um seine Expansion im Markt für Unterhaltungselektronik voranzutreiben, hat sich der Netzwerkausrüster
Cisco einige CE-orientierte Unternehmen einverleibt. Bereits mit der Übernahme von Heimnetzwerker
Linksys im Frühjahr 2003 ist der Konzern ins CE/UE-Segment eingestiegen. Durch den Milliardendeal mit dem Settop-Boxen-Hersteller Scientific Atlanta letzten November wurde Cisco auch zum grössten Hersteller von Kabeldekodern. Cisco erkaufte sich damit mehr Präsenz im Consumer-Hardware-Markt und geriet unter anderem in Konkurrenz mit DSL- und Satellitenanbietern.
Seit dem Kauf der dänischen Firma Kiss Technologie für 61 Millionen Dollar mischt der Netzwerkriese auch im Markt für DVD-Player und
-recorder kräftig mit.
Last but not least schnappte sich Cisco Ende dieses Sommers das in Privatbesitz befindliche Unternehmen Arroyo Video Solutions. Arroyo bietet Software-Lösungen für
TV/Video-on-demand und darauf bezogene Konsumentenservices an.
Die Integration der Arroyo-Plattform in Ciscos Architekturgerüst IP NGN (Internet Protocol Next Generation Network) soll es Carriern ermöglichen, die Entwicklung und Distribution von Entertainment, Werbe-
services und interaktiven Medienlösungen über das Netzwerk auf eine wachsende Produktpalette an Fern-sehern, Computern, Mobiltelefonen usw. auszubauen.