Im letzten Jahr überschritten die weltweiten TFT-Umsätze erstmals die Zehn-Milliarden-Grenze. Die Marktforscher sagten damals steigende Monitor-Preise voraus, und die LCD- und Plasma-Panel-Industrie rüstete entsprechend auf. Doch die Preise hielten sich nicht an die Voraussagen. Auch im vergangenen Quartal sind sie weiter gesunken, wie der regelmässig durchgeführte BFL-IT-Index (www.bfl-it-index.de) zeigt. Diese Tendenz bestätigen auch neue, noch nicht veröffentlichte Zahlen von Robert Weiss, die im Laufe dieses Jahres Preissenkungen in der Schweiz um über hundert Franken bei 17- und 19-Zoll-Monitoren belegen: «Die Tendenz zu immer günstigeren TFTs setzte sich seit dem Frühjahr verstärkt fort. Dazu kommt ein – in der Schweiz besonders ausgeprägter – Trend zu grösseren Bildschirmen.»
Dies entspricht den Intentionen der Anbieter, die neben schnelleren Reaktionszeiten, höheren Auflösungen und Kontrastwerten verstärkt auf grössere Bilddiagonalen und auf das Widescreen-Format setzen. Für die Panel-Hersteller sind die Breitformate äusserst attraktiv, ermöglichen sie doch bei der Produktion eine höhere Ausbeute und weniger Verschnitt. So schreibt etwa LG-Philips, dass in ihrer neuen Produktionsanlage aus einem Mutterglas vier Breitbild-20-Zöller mehr geschnitten werden können als herkömmliche 4:3-Formate. Die Ausnutzung steige so auf über 90 Prozent.
Produzieren, was das Zeug hält
Alle grossen Hersteller haben in LCD-Produktionsstätten der nächsten, G6 bis G8 genannten Generationen investiert. Allein in diesem Jahr steckten sie über zehn Milliarden Dollar in neue Panel-Werke. In China haben fünf Bildschirmhersteller ein gemeinsames Werk mit einem Jahresausstoss von 90’000 Panels angekündigt, die zum grössten Teil für Desktop-Monitore und Notebooks bestimmt sind. Mit den in Korea, Taiwan und Japan geplanten und bestehenden Produktionsstätten der neuen Generationen dürften Überkapazitäten und ein weiterer Preiszerfall vorprogrammiert sein. Bereits sind Widescreen-Panels bis 19 Zoll um einige Dollar günstiger als das entsprechende Standardformat.
Gee Sung Choi, Chef der Sparte Digital Media Business bei
Samsung, prophezeit denn auch für die nächsten Monate einen Preisrutsch von 40 Prozent. Damit sei das Schlimmste dann allerdings überstanden: «Im kommenden Jahr werden die Preise nur noch halb so schnell fallen, und in drei Jahren erwarten wir eine Stabilisierung». Samsung geht von einer Verdopplung der verkauften Geräte im kommenden Jahr aus.
Notebooks als Vorreiter
Bei den Notebooks haben sich die Breitformat-Displays weitgehend durchgesetzt. Der Branchenbeobachter Displaysearch erwartet, dass von den für dieses Jahr prognostizierten 76 Millionen Notebook-Panels 60 Prozent Widescreen-Displays sein werden. 2007 sollen es 70 Prozent sein.
Bei den Desktop-Monitoren dagegen ist Widescreen noch nicht gleichermassen populär. Carlo Widmer, Verkaufsdirektor und Mitglied der Geschäftsleitung bei
Maxdata Schweiz: «Standard im Office-Bereich ist derzeit der 19-Zöller im klassischen 4:3-Format. Hier ist der Markt auch nicht so preissensitiv, da sich alle Anbieter in einem ähnlichen Bereich bewegen.»
Noch deutlicher umschreibt Simona Maier, als Mitglied der Geschäftsleitung bei Jet IT für Marketing und Sales verantwortlich, die Tendenz zu grösseren Bildschirmen im Office-Bereich: «17-Zöller sind bei uns tote Hose. Selbst 19-Zöller sind nur gefragt, wenn sie günstig sind. Im Projektbereich sind hierzulande - im Gegensatz zu dem, was ich aus Deutschland höre - vor allem Diagonalen von 20 und 21 Zoll gefragt. Dabei zählt dann weniger der Preis als die Features und der Name des Herstellers.»
Office-Bereich verlangt Ergonomie
Als ein wichtiges Kriterium für den Office-Bereich gilt neben Auflösung, Kontrast und Reaktionsgechhwindigkeit die Ergonomie. Maier: «Höhen- und Seitenverstellbarkeit sind im Bürobereich unabdingbare Funktionen.» Und Widmer macht darauf aufmerksam, dass zur Ergonomie auch die Lesbarkeit von Schriften am Bildschirm gehöre, wie Usability-Tests gezeigt hätten: «Die höchste Auflösung ist in dieser Hinsicht nicht immer optimal. Manche unserer Kunden bevorzugen daher einen günstigen 20-Zöller mit 1400x1050 Pixel.» Am Point of Sales oder in Hotels, fügt er hinzu, seien vor allem auch Design-Modelle sehr gefragt. Der Markt hat laut Widmer im September und Oktober etwas angezogen. Damit seien auch die Preise wieder leicht angestiegen.
Er wie Maier sagen, dass sich auch Widescreen-Monitore zunehmend besser verkaufen, jedoch vorwiegend bei Privatanwendern. Wobei Maier meint, dass natürlich nicht zu kontrollieren sei, wie viele Breitformatbildschirme über einen Retailer dennoch den Weg in die Bürowelt finden.
Widmer spricht von derzeit rund 15 Prozent Widescreens im Office-Bereich, meint aber: «Mit
Microsoft Vista, das über Sidebars gesteuert wird, dürfte sich der Trend im nächsten Jahr deutlich verstärken.
Widescreen für Profis
Gamer liebten die Widescreen-Displays von Anfang an, obwohl längst nicht jede Grafikkarte und alle Spiele das Breitformat unterstützen. In Vista will
Microsoft jetzt jedoch die Widescreen-Unterstützung als Standard verankern. Es wird daher erwartet, dass damit auch die Spielentwickler vermehrt auf das 16:10-Format umstellen werden.
Doch auch für professionelle Anwender kann sich ein Widescreen-Monitor bezahlt machen. Nutzer von Layoutprogrammen und Grafiker etwa arbeiten heute noch oft mit zwei Monitoren, wobei einer die Arbeitsfläche anzeigt und der andere die Werkzeugleisten. Mit einem Widescreen-Display können sie sich den zweiten Bildschirm samt zusätzlicher Grafik- oder Dual-Head-Karte sparen, da die breitere Arbeitsfläche mehr Platz für die immer zahlreichen Werkzeugpaletten bietet.
Auch Büroanwender fahren oft mit dem Breitformatbildschirm besser. Ein normales Display stösst bei Tabellen aus Excel oder ERP- und CRM-Systemen schnell an seitlichen Grenzen und zwingt zum Scrollen. Ein Widescreen-Display sorgt hier für mehr Überblick. Darüber hinaus lassen sich zwei Applikationen einigermassen übersichtlich nebeneinander darstellten, was gerade bei Office-Suiten praktisch sein kann.
Allerdings ist die nutzbare Fläche auf einem Widescreen bei gleicher Diagonale kleiner als beim Format 4:3. So hat Widmer wohl recht, wenn er erwartet, dass ab Ende Jahr in den Büros vermehrt vom alten 17-Zöller direkt auf ein 20-Zoll-Wide-Display umgestiegen werden wird. (fis)
Sony steigt aus
Sony bietet in den USA und in Japan seit der zweiten Septemberwoche keine Monitore mehr an. Ende dieses Jahres will das Unternehmen auch in Europa aus dem Monitorbusiness aussteigen und nur noch Displays für den Profi-Bereich produzieren. Als Grund werden die geringen Gewinnmargen angegeben, die sich mit Flachbildschirmen erzielen lassen.
Philips hatte bereits im vergangenen Jahr seine Monitorproduktion an TPV abgetreten.