Im Osten nichts Neues: So könnte man den Inhalt der neunzigminütigen Eröffnungsrede von SAP-Chef Henning Kagermann (Bild) zur diesjährigen internationalen Kundenkonferenz
Sapphire in Wien zusammenfassen. 8000 Kunden und Partner hatten sich in der Messe der österreichischen Hauptstadt eingefunden, rund 300 Analysten, Journalisten und zum ersten Mal offiziell mit von der Partie Blogger waren ebenfalls angereist. Wenn es auch keine bahnbrechenden Neuigkeiten zu berichten gab, so überzeugte
SAP doch mit Konstanz und Verlässlichkeit: Der im Jahr 2003 angekündigte Wechsel von einer Client-Server- hin zu einer vollständig Service-orientierten Architektur (SOA) ist heuer vollzogen. Die neueste Version von SAP ERP (vormals MySAP ERP) liegt in einer auf der Integrationsplattform Netweaver sowie der Business Process Platform basierenden Version vor. Wie Kagermann erläuterte, sollen über die nächsten zwei Jahre die weiteren Komponenten der SAP Business Suite CRM, SCM, SRM und PLM auf denselben technischen Stand gebracht werden. Es wird dannzumal möglich sein, neue Funktionalitäten mit «Enhancement Packages» hinzuzufügen. Dies hat den Vorteil, dass der Anwendungskern selber unberührt bleibt und die Benutzer nicht ein vollständiges Upgrade durchführen müssen.
Zwei kleine Akquisitionen
Im Rahmen der
Sapphire gab
SAP zudem zwei kleinere Übernahmen bekannt: Gekauft wurde die finnische Wicom Communications, ein Anbieter von IP-basierten Softwarelösungen für Contact Center und Unternehmenskommunikation, sowie die norwegische Maxware, ein Hersteller von Identitätsmanagement-Software. Mit dem Bankensoftware-Anbieter Sungard will SAP zudem künftig SOA-Anwendungen für den Bankensektor entwickeln. Nach dem Scheitern der Kernbankenlösung Swiss Banking Platform, die zusammen mit CSC Schweiz entwickelt worden war, scheint SAP im Bankenumfeld jetzt auf eine «gemeinsame Innovation» mit Konkurrenten zu setzen.
Schweizer Partner reagieren positiv
254 Schweizer Teilnehmer waren dieses Jahr nach Wien gereist. Darunter waren Vertreter vom Bundesamt für Informatik (BIT), ABB, Post, Roche, Hilti, Nestlé, Schindler und Novartis. Von der Partnerseite her war das Echo durchwegs positiv: «Die
Sapphire ist eine hervorragende Plattform, um das Netzwerk zu pflegen», sagt Thomas Failer, Geschäftsführer der St. Galler Data Migration. Zudem sei es für sein Unternehmen, das im Bereich von Datenmigrationen und der Implementierung von SOA-Lösungen tätig sei, wichtig zu sehen, dass der Weg in die vor vier Jahren eingeschlagene Richtung weiter begangen und die gemachten Versprechen eingelöst würden: «Die grösste Herausforderung besteht jetzt darin, mit den Kunden enstprechende Business Cases zu definieren und mit ihnen eine SOA-Roadmap aufzubauen», so Failer. Dafür habe Data Migration ein Solution Assessment Packet definiert, das eine schnelle Umsetzung ermögliche.
Auch für Claude Flückiger, den Geschäftsführer der Schweizer Niederlassung von
Itelligence, steht die Verlässlichkeit von
SAP zuoberst auf der Liste: «Die angekündigte Roadmap wird umgesetzt und auf diesen Leitplanken bauen auch wir unsere Strategie auf», sagt er zu IT Reseller. Marcel Richard, Geschäftsführer von Cirrus Consulting, sieht dennoch eine klaffende Lücke zwischen den Ankündigungen und der Wirklichkeit bei den Kunden: «Für die meisten Anwender ist Enterprise SOA noch kein Thema, wirkliche Umsetzungen sind noch rar. Durchgesetzt hat sich aber immerhin die Erkenntnis, dass man sich irgendwann damit wird befassen müssen.»
Wenig Neues zur Hosting-Lösung
Nach wie vor sieht SAP viel Potential im Mittelstand. Insbesondere in die vor kurzem angekündigte On-Demand-Lösung mit dem Codenamen A1S scheint der Hersteller viel zu investieren. Die gehostete Lösung für KMU soll im Jahr 2008 zum ersten Mal präsentiert werden. «A1S ist eine wichtige Sache für
SAP. Wir lancieren damit ein völlig neues Geschäftsmodell und gehen in eine Gruppe von mittelständischen Unternehmen hinein, die wir bis anhin nicht erreicht haben», sagt SAP-Vorstand Leo Apotheker. Weitgehend unklar ist nach wie vor, wie A1S vertrieben werden soll: Braucht es dazu überhaupt noch die Partner oder will SAP diese Lösung in eigenen Rechenzentren betreiben und quasi direkt verkaufen? «Wir fassen für die Markteinführung alle möglichen Strategien ins Auge und zählen auf unsere Partner, dass sie bei A1S eine wichtige Rolle spielen werden», sagt Apotheker zu IT Reseller. Auch Terry Scerri, Senior Vice President Indirect Channel Sales & Marketing für die Region EMEA, betont im Gespräch mit IT Reseller, dass die Partner nicht leer ausgehen werden: «Wir arbeiten noch an den Modalitäten für das Hosting, aber die Partner werden bei A1S eine Rolle haben», so Scerri. So könnten Partner das On-Demand-Angebot für die Kunden konfigurieren. Zudem würden auch Dienstleistungen wie Datenmigration oder Change Management benötigt werden. Dennoch: Die Unsicherheit im Channel bezüglich A1S ist gross. «Als Technologie- und Komponenten-orientierten Partner tangiert uns diese Geschichte zwar nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Einführung von A1S bei klassischen Systemhäusern zu Veränderungen führen wird», so Failer von Data Migration zu IT Reseller. (bor)