Transmeta, das geheimnisumwittertste Start-Up-Unternehmen im Silicon-Valley, wird möglicherweise auf der Comdex in Las Vegas den Schleier, den die Firma umgibt, ein wenig lüften. Dies sagte zumindest der wohl bekannteste Transmeta-Mitarbeiter, Linux-Entwickler Linus Torvalds, am Rande eines Seminars.
Transmeta entstand 1995. Zu den Gründervätern gehören CEO David Ditzel, ehemals Direktor des Sparc Labors von Sun, und Microsoft-Mitgründer Paul Allen. Es wird vermutet, dass Transmeta entweder an einem revolutionären, neuen Chip arbeitet, an Software, welche Chips beschleunigt, oder auch an beidem. Jedenfalls erwarten Spekulanten aller Couleur viel von der brisanten Kombination aus Allens Geld und dem Erfindergeist und Know-how von Ditzel und Torvalds.
Im November letzten Jahres wurde bekannt, dass Transmeta ein Patent eingegeben hatte, das eines Tages zu einem Einheitsprozessor führen könnte – einem Prozessor also, auf dem Systeme für alle möglichen Computer-Architekturen laufen können.
Bisher war es nur möglich, Programme aus einer anderen Architektur zu emulieren, etwa Windows auf einem Macintosh. Doch Emulationen sind für die meisten praktischen Arbeiten zu langsam. Transmeta soll einen schnelleren und direkteren Weg gefunden haben: Das US-Patent 5’832’205 spricht von einem Chip und «Code Morphing»-Software, mit deren Hilfe mehrere Befehle für irgendeinen Prozessor, etwa von
Intel, in einem sogenannten «Very Long Instruction Word» (VLIW) zusammengefasst und so an den Prozessor übergeben werden. Auf einem solchen VLIW-Chip könnten mehrere Systeme wie Windows, MacOS, Unix, Linux, Java etc. laufen.
Ein VLIW-Befehl lässt sich zudem schneller und effizienter ausführen als normaler Code. VLIW-Chips sind kleiner und schneller, da sie keine Zwischenresultate für andere Befehle speichern müssen.
Noch immer nicht sehr konkret
Transmeta hat sich immer geweigert, ihre Tätigkeit zu kommentieren. Als die Patententschrift bekannt wurde, meinten Beobachter jedoch, dass der beschriebene Chip – zumindest auf dem Papier – eine Reihe fortschrittlicher Technologien sehr elegant in eine hochpotente Mischung von Hard- und Software integriere. Allerdings glauben manche auch, die Schrift sei recht schlau abgefasst, indem sie mehr über die Absichten von Transmeta aussage als über die zu erwartenden, konkreten Resultate.
Auch jetzt sind die Ankündigungen von Thovalds alles andere als konkret: «Das Unternehmen hat beschlossen, an der Comdex etwas zu sagen, oder zumindest zu sagen, wann es etwas sagen werde.» Bleibt abzuwarten, ob wir nach der Comdex im November klüger sind. (fis)