Es ist eine der grössten Übernahmen der IT-Geschichte, der Kauf des Mega-Outsourcers
EDS durch HP. Und es war zu erwarten, dass Mark Hurd, der Boss des Computer- und Druckergiganten, mit dem Kauf eines Service-Anbieters in die HP-Geschichtsbücher eingehen wird, nachdem er es geschafft hatte, die letzten Aufstosser der durch die Compaq-Übernahme verursachten Verdauungsbeschwerden zu stoppen. Denn der Druck der Analysten und Investoren nach einer markanten Steigerung im Service-Anteil bestand bereits vor Hurds Zeit bei
HP, und nun wird man eingesehen haben, dass es aus eigener Kraft nicht möglich ist, sich innert nützlicher Frist aus der Margenfalle des Hardware-Geschäfts zu retten.
Dennoch ist die Frage erlaubt, ob ein solcher Coup in der Praxis Erfolg haben kann. Vermutlich wird zwar HP seinen Gewinn steigern können, wenn erst mal die Übernahmekosten abgeschrieben sind. Doch damit ist es nicht getan. EDS soll als eigene Firma weiterbestehen. Das erspart HP zunächst mal eine aufwendige Integration des Unternehmens. Und es wimmelt erste Kritiker ab, die befürchten, EDS könnte Probleme mit der Tatsache bekommen, dass diverse Partnerschaften zu HP-Konkurrenten bestehen. Schluckt HP die neue Tochter aber nicht wirklich, dann werden sich die Verkäufer der beiden Firmen bei den Kunden auf den Füssen herumstehen und sich gegenseitig bekämpfen, zumindest so lange, bis die HP-Service-Abteilung nicht nur auf dem Papier, sondern in Realität in EDS integriert sein wird.
Die EDS-Übernahme dürfte für HP bei aller Freude keine leichte Kost bedeuten. Und man darf gespannt sein, auf welche Weise und wie schnell das Management in den einzelnen Ländern die «Befehle» aus Übersee zur Integration umsetzen wird. Denn die Geschichte lehrt uns, dass solche Mega-Merger neben den bereits erwähnten Knackpunkten eine grosse Gefahr bergen: Der Hungrige und seine Beute sind mit dem Verdauungsprozess beschäftigt. Das macht träge und freut die Konkurrenz.
Markus Häfliger
Chefredaktor