Als IT Reseller das Thema der massiven Preissteigerungen bei Rohstoffen und die Auswirkungen auf die Frachtkosten Anfang Juni erstmals aufgriff, sagte Ingram-Chef Joe Feierabend noch selbstsicher, man plane aufgrund von langfristigen Verträgen mit den Spediteuren keine Anpassungen. Und Tech-Data-Chef Manfred Steinhardt meinte, man werde versuchen, die Transportkosten über den Verhandlungsweg zu senken und denke über einen 48-Stunden-Lieferservice nach. Einzig Also-Chef Marc Schnyder, bekannt für seine pragmatische Haltung, wenn es um Kostenberechnungen geht, sagte bereits damals voraus, dass Preiserhöhungen angesichts der Rohstoffpreiserhöhungen und massiven Stückpreis- und Margenreduktion unumgänglich sein werden. Wenn auch der Ölpreis mittlerweile wieder am Sinken ist, der Dieselpreis, der für die Kosten des Strassentransports entscheidend ist, ist unverändert hoch und verursacht weiterhin Kopfschmerzen.
Befehl von oben
So hat mittlerweile auch Feierabend reagiert, und zwar auf Druck von oben, wie er zu IT Reseller sagt: «Es handelt sich um eine weltweite Initiative von Ingram, die in jedem Land individuell angepasst wird. Frachtfreie Lieferungen werden bald der Vergangenheit angehören.» Feierabend zufolge sollen die Frachtkosten möglichst verursachergerecht weiterbelastet werden. Dabei geschehen die Anpassungen teilweise bei kleinen Paketen und vor allem individuell bei grösseren Kunden. «Wir haben alle Daten von jedem Kunden und können transparent die Kosten aufzeigen», sagt der Ingram-Chef. Die Preiserhöhungen sind für Ingram-Händler, die Mitte Juli per E-Mail informiert wurden, im Online-Shop ersichtlich.
Auch Tech-Data hat reagiert, allerdings haben die Zuständigen noch nicht alle Massnahmen umgesetzt, weshalb die Änderung voraussichtlich Ende August, Anfang September in Kraft treten wird. Steinhardt: «Wir werden ein ganzes Bündel an Massnahmen anbieten. Das heutige Standard-Paket der Next-Day-Delivery wird geändert auf Lieferung am übernächsten Tag. Wer bis 14 Uhr bestellt, wird am nächsten Tag beliefert». Gemäss Steinhardt soll das Standard-Angebot günstiger, das Premium-Paket (Lieferung am nächsten Tag) teurer werden. Die Frachtpreiserhöhungen müssten mit grösseren Kunden individuell besprochen werden. «Damit werden wir uns noch das ganze zweite Halbjahr beschäftigen», sagt Steinhardt.
Mehr 48-Stunden-Lieferungen
«Wir wollen wie immer verursachergerecht verrechnen», sagt Also-Chef Marc Schnyder, «dazu gehören auch die Transportkosten.» Die Erhöhung erfolgt per 1. September.
Also wird weiterhin das 24/48-Stunden-Angebot aufrechterhalten. «Dieses System hat sich sehr bewährt und zunehmend in Richtung 48-Stunden-Lieferung entwickelt», sagt Schnyder. So könnten die Abendspitzen reduziert und deshalb die Lieferungen günstiger abgewickelt werden. Mit den grösseren Kunden habe man bereits gesprochen, die hätten verständnisvoll reagiert. (Markus Häfliger)