Heute Morgen ist mein Provider mal wieder mit dem falschen Fuss aufgestanden. Jedenfalls hat er - nicht zum ersten Mal - Spam mit richtigen Nachrichten verwechselt, jedem Schwachsinn Zugang gewährt und das Wichtige mir nichts dir nichts kaltschnäuzig weggefiltert. Aschenputtel in geistiger Umnachtung sozusagen: die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Töpfen. Vielleicht dachte er aber auch, er sei ein türkischer Türsteher, so nach dem Motto: «Du kommst hier nid rein.» Das könnte er eigentlich einen TIC besser, finde ich, aber egal, vielleicht ist er halt noch etwas green hinter den Ohren.
Es macht mir nichts aus, wenn ich aus dem Spam-Filter, zwischen Meldungen in Russisch, Chinesisch und Blindenschrift, meine Pressemitteilungen und Newsletter Stück für Stück eigenhändig herausfischen muss, ich habe ja sonst nichts zu tun. So entgehen einem wenigstens auch nicht mehr die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Zum Beispiel eine Nachricht von
Nokia unter dem vielversprechenden Titel «Schöner wegstecken». Gut, es ging, wie enttäuschend, nicht um ein sexuelles Angebot, sondern nur um Handy-Überzieher, man könnte den Titel aber auch anders verstehen. Gut, ich, nicht Sie, schön, von mir aus.
Auch der Newsletter der Ticketcorner, normalerweise unbeachtet weggeklickt, hält so einiges für den unerschrockenen Kultur-Freak parat, wie ich feststellen konnte. Heute habe ich beispielsweise die Qual der Wahl zwischen einem Programm von und mit Beat Schlatter und der Performance «Subway to crematory». Ich denke, ich wähle Ersteres, denn dann sitzt man ja bereits in der U-Bahn zu Letzterem.
Und schliesslich fand ich sogar noch meine Traumfrau, wenn ich denn selbige suchen würde: Tequila Galina aus Lettland, die mir, und zwar nur mir ganz persönlich, folgenden Brief schreibt: «Ich denke dass du Mann mit dem ich bist ich kann glucklich sein...Ich arbeite vom Buchhalter...Meinen hat der Vater die staatliche Rente in diesem Moment...Mutter untersucht die naturlichen Erscheinungen...Grossvater und Grossmutter sind in Portugals 10 Jahre ruckwarts abgereist...Ich las in Zeitung in Internet der Betrug existiert aber das Geld bin nicht wichtig.» Na Gott sei Dank, endlich mal eine, die es nicht auf meine Millionen abgesehen hat. Andernfalls hätte sie aus meinen Leben aber gleich wieder verschwinden können. Ganz naturlich, nach Portugals oder dahin, wo das Pfeffer wachst. Ruckwarts versteht sich. (Susann Klossek)