Im lebendigen Dorf Weiningen, das der guten Traube verbunden ist, hat er den Firmensitz. Zarko Jerkic ist Gründer und Inhaber der Einzelfirma Sales Academy & Consulting. Ein Mann der Taten und Worte. Nach 15 Jahren im Verkauf - zuletzt war er bei
Dell für Schweizer Grosskunden verantwortlich - hat sich der schweizerisch-kroatische Doppelbürger im März 2007 von der Praxis zur Theorie gewandt.
Plan zum Andersmachen
Das Training, das Jerkic erfolgreich verkauft, nennt sich Sechs-Punkteplan. «Unsere Philosophie ist anders - jeder kann profitieren», so Jerkic. Als «Bausteine des Lebens» solle die Theorie gelten. «Beim Verkauf muss man sich selbst bleiben, ehrlich und offen sein.» Bei ihnen gebe es keine Schulung, ohne dass der Chef dabei sei. Ausserdem könne sich der Kursteilnehmer in irgendeiner Form wiedererkennen und Spass an der Umsetzung finden. Selbst der gestandene Verkaufsprofi mit jahrzehntelanger Erfahrung könne von den Kursen profitieren. Jerkic weiss, dass sein System zum Erfolg führt, vorausgesetzt die geschulte Person hält sich daran. Im Wissen der Fehlbarkeit gibt er jedoch auch Schwächen zu: «Der Plan funktioniert tatsächlich, aber leider kann ich nicht immer alle davon überzeugen, den Plan auch umzusetzen.»
Downhill-Biken als Ausgleich
Jerkic betont gerne, dass er sich «zu 120 Prozent» für die Kunden einsetzt. Mit genau so viel Einsatz reitet er in der Freizeit seinen Drahtesel. Voller Leidenschaft rast er dann auf dem Mountainbike einen Berg hinunter. «Um den Kopf zu leeren; danach geht alles besser», beschreibt Jerkic. Er hat damit eine Alternative des Druckablassens gefunden. «Das Downhill-Biken betreibe ich selbstverständlich nur auf speziell dafür vorgesehenen Strecken», versichert Jerkic ungefragt.
Schulung ist Chefsache
Jerkic gefällt es in seiner neuen Rolle. «Ich verkaufe jetzt mich und mein Training an Menschen, nicht mehr leblose IT-Produkte», beschreibt er. Mit der Kombination aus Sechspunkteplan und jahrelanger Erfahrung hat sich Jerkic seiner neuen Lebensaufgabe zugewandt. «Dieser Aufgabe kann ich am besten als eigener Chef nachkommen. Lehren macht mir am meisten Spass. Mit der Selbständigkeit habe ich mir diesen Wunsch erfüllt.» Im Gespräch mit einer Kundenfirma arbeitet er das genaue Programm für Trainings aus. Die wichtigsten Fragen seien: Was soll geschult werden und wo sind die Schwächen? «Die Schulung ist immer auf den Kunden massgeschneidert und Chefsache», betont Jerkic. Er beschäftigt eine zweite Person nur für die tägliche Büroarbeit. «Die Erfahrung hilft, um Beispiele aus dem Kontext aufzuzeigen und Leitsätze zu verbreiten.»
Jerkic liebt das Reden vor Leuten und versucht in ihnen etwas zu bewegen - eine Art Sechspunkte-Messias. Faszination sind für ihn die Resultate danach, wenn das Feedback kommt. So wie beim Sport mit Freunden.
Auskotzen beim Squash
Zum täglichen Ausgleich, neben dem Biken, spielt Jerkic Squash und Golf. «Beim Golfen gefällt mir die schöne Natur. Beim Squash kann ich mich so richtig auskotzen.» Extra-Motivation braucht er dazu nicht. «Mein Squash-Partner und ich stacheln uns gegenseitig an, vor und während dem Match, bis wir beide vor Erschöpfung nicht mehr können.» Neben dem Sport lässt er sich einmal im Monat mit einer Zigarre und einem Glas Whisky in den Stuhl fallen, hört Jazz- oder Klassik-Radio und hängt den Gedanken nach.
Heimat des Herzens
Mit Jerkics Namen ist auch sein Schicksal verbunden, doch das «-ic» im Namen sei ihm keine Last. «Vorurteile können deprimierend sein», sagt der Sohn kroatischer Einwanderer zu seiner Abstammung; doch er nimmt die Sache locker. Darauf angesprochen, wie er damit konfrontiert sei, beschreibt Jerkic, wie man im Restaurant sitzen kann und der beste Kollege sei, bis der Name auf den Tisch kommt und mit ihm die Klischees.
Witz oder Bosheit - er lässt sich keinen Unmut anmerken. Vielleicht bewegt es ihn manchmal im Innern, doch er nimmt auch das sportlich: «Das ist mein Handicap», so Jerkic. Er nehme das Handicap als Chance war. «Das ist meine Art, damit umzugehen, obwohl ich mich überhaupt nicht mit solchen Klischees identifizieren kann und mich selbst eigentlich voll und ganz als Schweizer sehe.» Er sei hier geboren und aufgewachsen. «Mein ganzes Leben hat sich in der Schweiz abgespielt, und nur selten werde ich allein wegen des Namens anders behandelt - das passiert aber vielleicht in drei Monaten ein Mal», sagt Jerkic. Danach sei es innert Sekunden wieder vergessen.
Die Expansion nach Kroatien ist sein nächstes Ziel. «Das ist mein Traum und meine Art, mit dem Handicap umzugehen. Mein Herz gehört auch Kroatien.» Er hilft dem Land, das seiner Familie über Generationen die Heimat bot, zu dem er ansonsten, ausser ein wenig zur Sprache, zur Ferienzeit und zu den Familienangehörigen, keine Beziehung hat. «Ich erkenne in Kroatien eine Riesenchance. Der Wissensstand ist in etwa 15 Jahre hinter der Schweiz. Vieles erinnert mich an die Situation, als ich in der Schweiz im Beruf anfing.»
Zarko Jerkic
Zarko Jerkic wurde am 14. März 1974 in Appenzell geboren. Nach der Schule und einem Welschlandjahr absolvierte er eine KV-Lehre und arbeitete für ein halbes Jahr in den USA. Nach dem Berufsstart bei Rotel, TNT und DHL wechselte Jerkic in die IT-Branche. «Weil mich die Technologie faszinierte und es hier mehr Geld zu verdienen gab», sagte Jerkic.
Getronics ermöglichte ihm den Einstieg. «Ich hatte eigentlich keine Ahnung von IT. Ein Kollege sagte mir dann einmal, dass TCP/IP eigentlich wie Post-Päckchen funktioniere.»
Den schwarzen September 2001 erlebte Jerkic bei der Firma Integralis. «Es war bedrückend, die 9/11-Katastrophe in einer amerikanahen Firma mitzuerleben.» Danach wechselte Jerkic zu Peak Technologies, lernte Marketingplaner und machte «einen Abstecher» als Personalvermittler für Harvey Nash. Zuletzt war Jerkic bei
Dell tätig. «Nach zwei Jahren wurde ich das Gefühl nicht mehr los, alles gesehen zu haben», sagt er. Seit März 2007 führt er die eigene Firma Sales Academy & Consulting in Weiningen und plant die Expansion nach Kroatien. (Marco Rohner)