Die Schweizer IT-Firmen spüren den raueren Wind, der Ihnen ins Gesicht bläst. Trotz neuen Rekordergebnissen der Unternehmen und vollen Kassen weicht der Optimismus langsam aber sicher der Vorsicht. Diese Vorsicht schlägt sich im Auftragseingang nieder und damit auch in den Umsatz- und Ertragszahlen der betroffenen IT- Firmen.
Schnell stellt sich deshalb die Frage:Steht der IT-Branche eine erneute Pleitewelle bevor wie in den bisherigen Rekordjahren 2001 und 2002? Experten von der Wirtschaftsauskunft Dun & Bradstreet (D&B) sagen «Nein». Denn im Gegensatz zu den Rekordpleitejahren 2001 und 2002 gab es in den vergangenen Jahren keinen eigentlichen Gründungsboom bei den Informatikfirmen. Die Zahl der Neugründungen stieg nur leicht an und erreichte nicht annähernd den Gründungsrekord aus dem Jahr 2000, wo die Branche über 2600 Firmengründungen zählte.
Spiegelbild Zahlungsverhalten
Die schwächere Branchenkonjunktur hinterlässt allerdings sehr rasch ihre Spuren in den Büchern der IT-Firmen. Genauer gesagt in den Umsatz- und Ertragszahlen. Das Spiegelbild dieser Entwicklung zeigt sich in der Liquidität und damit auch im Zahlungsverhalten: Wenn bei den Firmen die Umsätze und Erträge zurückgehen, dann nimmt auch die Liquidität ab. Die Folgen zeigen sich im schlechteren Zahlungsverhalten. Die Schweizer IT-Firmen lassen sich deshalb momentan beim Begleichen ihrer Rechnungen wieder nachweislich mehr Zeit als noch im Vorjahr; der Zahlungsverzug nimmt zu.
Erwartungen für 2008 und 2009
Erstmals steht ein Abschwung ins Haus: Für das Gesamtjahr 2008 dürfte die Zahl der Firmenkonkurse bei Schweizer IT-Firmen wieder ansteigen und die Neugründungen unter das Vorjahresniveau fallen. Doch wäre es vermessen, deshalb ein allzu düsteres Bild zu zeichnen, wie Experten von D&B ausführen. Denn der IT-Branche geht es nach wie vor gut. Sie profitiert von den immer noch vollen Kassen der Unternehmen und dem Trend, dass die Unternehmen immer mehr auslagern und die IT bei rationell organisierten Arbeitsabläufen und tiefen Margen ein immer wichtigerer Eckpfeiler wird. Aus diesem Grund dürften sich die Konkurs- und Neugründungszahlen 2009 bei den aktuellen Rahmenbedingungen gegenüber dem laufenden Jahr nicht drastisch verändern und auf dem Niveau von 2008 verharren. (Bernhard Grisiger)