Verdammt, juhee ein Angriff!


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/17

     

Sie müssen die Unentschlossenheit im Titel entschuldigen. Und die vielleicht etwas saloppe Wortwahl. Der Grund dafür: Wir befinden uns im Krieg, unsere Webseite wird angegriffen, rund um die Uhr und das schon seit Tagen. Und das ist nervenaufreibend, macht einen ganz hibbelig. Wahre Gewehrsalven werden auf uns abgelassen. In den letzten 24 Stunden haben 2000 SQL-Injection-Bomben eingeschlagen, unser Sicherheitsverantwortlicher joggt die ganze Zeit vom Büro zum Serverraum zum Büro zum Serverraum und so weiter.

Auch im Krieg gilt, man sollte zu seinen Schwächen stehen: Auf die ersten Angriffe waren wir nicht gefasst. Vor einer Woche war unser Online-Auftritt nur noch ein Krater in der Medienlandschaft, das Mailsystem lag lahm unsere Stimmung war entsprechend mies. Denn auch wenn es an einem Montag schöneres als Arbeit gäbe, nervt es, nicht arbeiten zu können, wann man will. Verdammt!


Mittlerweile haben wir die Situation unter Kontrolle, der Sicherheitsverantwortliche ist wieder im Pausenraum am rauchen. Und langsam sehen wir woher die Angriffe kommen: Von Sony in Tokio. Oder von Google. Grosse Namen also die uns loswerden wollen? Eine Bestätigung dafür, dass wir kritischen Journalismus machen, Unabhängigkeit leben, den Grossen auf Pelle rücken? Juhee! Selbstverständlich ist alles nicht so einfach, schliesslich geht es immer noch um IT. Selbstverständlich greifen auch nicht Sony oder Google uns an, sondern sonst jemand über ferngesteuerte Botnetze. Kurz: Wir haben keinen Schimmer, wer da indirekt auf uns schiesst.

Was bleibt ist die Aufregung. Und längerfristig wohl ein Auftrag für einen externen Sicherheitsspezialisten. Denn wir wissen jetzt, dass wir Schwachstellen und Feinde haben. Diese Erkenntnis gibt es nach jeder Schlacht: Irgendwer muss wieder aufbauen. Je mehr kaputt geht, desto mehr Geld kann daran verdient werden. Vielleicht ist das auch ein positiver Aspekt der Ruinen, die die Finanzkrise hinterlässt, vor allem für die IT-Branche. Denn dank all den Bank­rott-Erklärungen, Übernahmen und Rettungsaktionen gibt es wieder viel zu tun. Juhee!

Claudio De Boni
Redaktor


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