Der Versicherungskonzern Axa setzt vermehrt auf Insourcing. Und weil die Schweiz seit der Übernahme der Winterthur-Versicherung für Axa ein europäischer Kernmarkt ist, sollen aus Winterthur auch für andere Regionen IT-Services der Axa Tech, der IT-Dienstleistungstochter, kommen. Allein in diesem Jahr hat man deshalb in den Aufbau der beiden redundanten Rechenzentren in Winterthur und Balsberg über 30 Mio. Franken in Netzwerk- und Speicherinfrastruktur investiert. Unter anderem steht ein Umzug im grossen Stil ans 3000 Quadratmeter grosse Hauptechenzentrum in Winterthur an: Aus Grossbritannien werden 2000 dezentralisierte Server in die Schweiz verfrachtet.
Dirk Marzulf, Head Service Delivery für die mitteleuropäische Region bei Axa Tech, sagt: «Wir haben in der Vergangenheit die Standardisierung ständig vorangetrieben und bilden mittlerweile für jeden technischen Service vollständig virtuelle Teams, die die einzelnen Axa-Unternehmen beliefern.» Marzulf ist der Überzeugung, dass man als IT-Dienstleister des Konzerns die Vorteile einer internen IT-Abteilung mit denen eines externen Lieferanten optimal kombinieren kann. «Wir können als interner Dienstleister mit grossen Outsourcern mithalten, weil wir durch unsere Grösse für Axa regional skalieren», sagt Marzulf. Axa wird aus diesem Grund auch den Betrieb der Mainframe- und Unix-Systeme wieder selbst übernehmen und per April 2009 aus dem Vertrag mit
IBM frühzeitig aussteigen. In Winterthur wird auch der Mainframe für Grossbritannien zu stehen kommen.
Insourcing lohnt, Vista auch
Mit der IT der «Winterthur» hat es nämlich eine Bewandtnis: Um Kosten zu senken, entschied bereits vor Jahren die frühere Besitzerin, die Grossbank Credit Suisse, den Betrieb der Rechenzentren wieder selber in die Hand zu nehmen und wollte die der Versicherung gar mit denen der Bank zusammenlegen. Die Pläne wurden verschiedene Male geändert, nicht zuletzt natürlich auch deshalb, weil die Winterthur-Versicherung schliesslich den Besitzer wechselte. «Axa setzt heute teilweise um, was Credit Suisse nicht gemacht hat», sagt Marzulf. Banken-IT und Versicherungs-IT würden sich zu sehr unterscheiden, um Skaleneffekte zu erreichen. Man spare deshalb bei Axa durch die Belieferung von Grossbritannien aus der Schweiz heraus massiv Geld. Ausserdem meint Marzulf, wäre die Verschmelzung der IT mit einer Versicherung mit einer Bank schon allein wegen des Bankengesetzes fraglich. Was
IBM angeht, habe man sehr einvernehmliche Lösungen gefunden. Ein paar der heute 348 bei Axa Tech in der Schweiz Festangestellten habe man schon von IBM übernommen, aber es käme deshalb nicht zu einer eigentlichen Übernahme. Vereinfacht gesagt nehme man aus den bestehenden Vereinbarungen selektiv gewisse Dienstleistungen raus und werde im Gegenzug von IBM mehr Hard- und Software kaufen.
Ein weiteres Grossprojekt: Der Rollout von 8000 Vista-Rechnern (70 Prozent davon sind Notebooks) in der Schweiz, der vorletzte Woche begonnen hat. «Vista ist etwas besser als XP, aber nicht soviel besser, dass man deswegen wechseln würde. Da wir aber noch auf Windows 2000 waren, ist der Betriebssystemwechsel zum jetzigen Zeitpunkt richtig.» (Markus Häfliger)