Der markenuntreue Sparer

Nur der Händler, der seine Kunden und ihr Einkaufsverhalten kennt, kann sich durch überzeugende Mehrwertkonzepte im Wettbewerb behaupten. Der grösste Feind des Händlers sind «Versagensängste» des Kunden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/17

     

Die Konsum-Stimmung im Schweizer Consumer-Electronics-Markt befindet sich auf hohem Niveau, Tendenz leicht sinken. Das zeigt die zweite Auflage der Studie «Der Schweizer Handel Konsumententrends 2008» des Lehrstuhls für Internationales Handelsmanagement der Universität St. Gallen. Für die Studie wurden über 5000 Schweizer Konsumenten zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Ergänzt wurde die Studie durch 33 Experteninterviews.

Markenuntreue Sparer

Während die Konsumenten für Bildung, Ausgang, Kultur und Reisen in diesem Jahr tendenziell eher mehr ausgeben als noch vor zwei Jahren, nimmt die Ausgabebereitschaft für Wohnungseinrichtung, Kommunikation und vor allem Consumer Electronics stark ab. Mit -9,1 Prozent wollen die Befragten in diesem Jahr am meis­ten im CE-Bereich sparen.

Zudem sind helvetische CE-Käufer nicht sehr markenloyal. 63 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, Markenwechsler zu sein. Markenloyale Kunden sind aber langfristig sichere Umsatzgeneratoren. Aber auch nur dann, wenn der entsprechende Hersteller neue Trends nicht verschläft und ständig zeitgemässe Produkte auf den Markt bringt. Markenuntreue Kunden hingegen kann der Händler mit innovativen Produkten anderer Anbieter ködern.

Preis, Qualität, Beratung

Der Schweizer CE-Käufer legt immer mehr Wert auf ein innovatives und qualitativ hochwertiges Produktangebot. Auf die Frage «Wie wichtig sind Ihnen folgende Merkmale bei der Auswahl des Elektronik-Geschäfts?» antworteten 88,5 Prozent der Befragten, dass ihnen Innovation und hohe Qualität wichtig sind. Vor zwei Jahren waren es 85,1 Prozent. Auch auf den günstigen Preis wird vermehrt geachtet (2008: 83,2 Prozent / 2006: 82,9 Prozent).


Der Bedarf nach guter Beratung und Serviceleistungen hat ebenfalls in den letzten zwei Jahren zugenommen. 76,1 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie grossen Wert auf hervorragende Beratung und Service legen (2006: 74,3 Prozent).

Fachhandel mässig beliebt

Obwohl der Fachhandel hinsichtlich individueller Beratung im Vergleich zu den grossen Retail-Ketten bessere Noten bekommt, wurde er nur von 10 Prozent der ­Umfrageteilnehmer als beliebteste Einkaufsmöglichkeit genannt. Mit 34 Prozent liegt Media Markt unangefochten auf Platz 1 der beliebtesten Schweizer Elektronik-Fachhändler, ge­folgt von Interdiscount mit 21 Prozent. Eher unbeliebt sind der Migros-Fachmarkt M-Electronics mit 9 Prozent sowie der Online-Handel mit 7 Prozent. Abgeschlagen mit 6 respektive 5 Prozent sind Fnac, Fust und weitere Grossverteiler.

Gesamtpaket entscheidet

Um Kunden an sich zu binden, sollte das Angebot ausgewogen, qualitativ hochstehend zu moderaten Preisen sein, sollten eine gute Beratung und weiterführende Service-Leistungen angeboten, sowie Sortiments- und Preisverwirrungen vermieden werden. Da es den meisten Kunden gemäss Studie mehr Spass macht, Kleider oder Möbel als Consumer Electronics zu kaufen und das Risiko-Bewusstsein, beim Kauf etwas falsch zu machen, im CE-Bereich mit 54,1 Prozent am höchsten ist, darf der Händler künftig seine Potenziale bei der emotionalen Ansprache von Kunden nicht mehr verspielen, so das Fazit der Studie. Preis- und Sortimentskonfusionen nähren «Versagensängste» beim Verbraucher und vermiesen ihm das Einkaufsvergnügen und dem Händler letztlich das Geschäft. (Susann Klossek)


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