Mit der Ende März abgeschlossenen Umwandlung von einer GmbH in eine AG, dem Umzug von Zürich nach Aarau und einer neuen Firmenstruktur fährt der Mediacenter-Hersteller
Reycom auch eine komplett neue Strategie. «Unsere neue Ausrichtung geht klar weg von der reinen Hardware hin zu Komplettlösungen», sagt Reycom-Geschäftsführer Pascal Rey gegenüber IT Reseller. Konkret heisst das, dass sich Reycom mehr oder weniger aus dem ursprünglichen Retail-Geschäft mit Mediacentern zurückziehen will und künftig in Zusammenarbeit mit Partnern Entertainment-Gesamtlösungen anbieten wird.
Mediacenter bleibt Nischenprodukt
Die anfängliche Mediacenter-Fokussierung von
Microsoft auf den sogenannten «Digiman» sei definitiv die falsche Ausrichtung gewesen, ist sich Rey heute sicher. Zudem habe sich herausgestellt, dass die Mehrzahl der Kunden einer Entertainment-Anlage, die durch einen PC gesteuert wird, eher unbeholfen gegenübersteht. «Wenn man fernsehen oder sich unterhalten lassen will, dann ist die ganze PC-Einrichtung nicht wirklich ideal», gibt Rey unumwunden zu.
Eine Analyse im vergangenen Jahr hat nun ergeben, dass die Kunden mit den derzeit am Markt bestehenden Lösungen eher unzufrieden sind. Auf der einen Seite stehe
Cablecom mit ihren Set-Top-Boxen, auf der anderen Seite gäbe es komplette Entertainment-Anlagen, die jedoch zu komplex und kompliziert seien. «Die Umstellung auf Digital-Fernsehen kommt, das ist klar», sagt Rey, «also haben wir den perfekten Mittelweg gesucht, um dem Bedürfnis nach einer einfach bedienbaren, integrierten Lösung mit hohem Entertainment-Komfort, die von jedermann ohne IT-Know-how genutzt werden kann, gerecht zu werden. Und dies in edlem Design.»
Vertrieb via Kabelnetzbetreiber
Das neue Angebot nennt sich «Reycom Entertainment Center». Die Plattform für die Gesamtlösung wird von
Intel gebaut, das Betriebssystem wird vom langjährigen Reycom-Partner
Microsoft geliefert und von
Reycom angepasst. Mit an Bord ist zudem ein Verschlüsselungsspezialist. Mit Content-Anbietern wie der Deutschen Telekom, einigen grossen Filmstudios sowie Fashion-Anbietern ist Reycom gerade in Verhandlungen. Das Angebot soll Ende dieses Jahres über Kabelnetzbetreiber und Telekom-Unternehmen erhältlich sein.
Für den Anfang soll der Kunde nicht mit zu vielen Diensten zugeschüttet werden und primär die Möglichkeit haben zu Digital-TV in HD zu wechseln, Video-on-Demand-Dienste in Anspruch zu nehmen und sich Musik zu beschaffen. Weitere Dienste und Inhalte sollen mit der Zeit Schritt für Schritt dazukommen, sagt Rey. Das Angebot wird sich preislich voraussichtlich an monatlichen Triple-Play-Angeboten der
Swisscom orientieren und soll nach der Einführung in der Schweiz so bald wie möglich europaweit verfügbar sein.
Retail hat das Nachsehen
Reycom adressiert mit dem neuen Angebot ganz klar den Massenmarkt und will eine Alternative zu den derzeit erhältlichen Set-Top-Boxen etablieren. Der Retail, über den
Reycom bis dato seine Mediacenter vertrieben hat, bleibt für dieses neue Angebot aussen vor. Das Mediacenter-Retail-Business gibt Reycom im Mai an einen Partner ab, Einzelheiten dazu waren bis Redaktionsschluss noch nicht zu bekommen. (Susann Klossek)