Gemäss einer Studie des Marktforschungsinstituts IDC wurden 2009 so viele Smartphones wie noch nie verkauft. Laut den Auguren wurden weltweit 174,2 Millionen Smartphones ausgeliefert, das entspricht einer Steigerung von 15,1 Prozent gegenüber 2008. Das Gros dieser Smartphones dürften für den geschäftlichen Alltag eingesetzt werden, und entsprechend sind auf vielen Geräten, die heute im Umlauf sind, sensible Daten gespeichert, die vor allem im Businessbereich entsprechend geschützt werden müssen. Vor diesem Hintergrund müsste man davon ausgehen können, dass mobile Sicherheitslösungen aktuell einen Boom erleben. Die Realität sieht allerdings etwas anders aus. Wie eine Umfrage von Swiss IT Reseller unter Schweizer Security-Distributoren ergeben hat, lässt sich mit mobilen Sicherheitslösungen noch kein grosser Umsatz machen. Zumindest messen die Distis dem Geschäft aber eine wachsende Bedeutung bei. Reto Nobs, Country Manager Schweiz von
Internet Security, bestätigt: «Das Geschäft mit mobilen Sicherheitslösungen ist zunehmend wichtig. Lösungen etablierter Hersteller sind nun erhältlich und auch in grösseren Unternehmungen einsetzbar, da nun zumeist ein zentrales Management verfügbar ist, welches in die Management-Umgebung anderer Security-Produkte eingefügt ist.»
Smartphone-Suiten bringen Geld
Geld verdienen lässt sich für die Distributoren hauptsächlich mit dem Verkauf und den Lizenzgebühren von Smartphone-Suiten, die den Datenschutz sichern, Internetkriminalität wie zum Beispiel das Einschleusen von Viren minimieren und bei Diebstahl das Smartphone vor unbefugtem Zugriff schützen. Auch mit Programmen zur Verschlüsselung und sicheren Authentifizierung lässt sich bereits ein kleiner Umsatz generieren, wie die Distributoren gegenüber Swiss IT Reseller verlauten lassen.
Nicht alle Distributoren sind im Bereich der mobilen Sicherheitslösungen aktiv. Harald Wojnowski, Head of Value Added Distribution bei
Also, bestätigt, dass Also nicht in diesem Umfeld tätig ist. Dies habe damit zu tun, dass der Smartphone-Markt und zugehörige Dienstleistungen von den grossen Telecom-Providern getrieben werde. Also engagiere sich in diesem Markt heute ausschliesslich im Rahmen von Dienstleistungen rund um Logistik und Konfiguration.
Kein grosses Wachstum im 2010
Trotz der steigenden Bedeutung des Geschäfts mit mobilen Sicherheitslösungen sehen die Distributoren aber auch für die kommenden zwölf Monate noch keinen rasanten Anstieg in diesem Geschäftsbereich. Für Nobs ist die Entwicklung abhängig von der konjunkturellen Entwicklung der Wirtschaft. Offenbar stehen mobile Sicherheitslösungen nicht weit oben auf der Prioritätenliste der IT-Verantwortlichen und werden erst dann angeschafft, wenn wieder etwas Geld in der Kriegskasse ist. Laut der Ansicht von Reto Nobs sind die Benutzer ausserdem noch nicht genügend auf die Gefahren im Umgang mit sensiblen Daten auf Smartphones sensibilisiert. Erst wenn ein grösserer Schaden durch den Verlust eines Mobilgerätes mit sensitiven Daten geschehen sei, würden die potentiellen Kunden auf die Gefährlichkeit aufmerksam werden und Gegenmassnahmen ergreifen.
Auch Michel Biolley, Geschäftsführer von Infomanage, sieht für das nächste Jahr noch kein grosses Wachstum für mobile Sicherheitslösungen. Für ihn liegt das Problem darin, dass es viele verschiedene Hersteller mit verschiedenen Betriebssystemen für Smartphones gibt. Daraus würden dann Kompatibilitäts-Probleme für Malware-Lösungen entstehen.
Diese Problematik sehen auch die Hersteller der mobilen Sicherheitslösungen. «Die zahlreichen Betriebssysteme machen die Entwicklung von Sicherheits-Software für Smartphones tatsächlich komplexer als bei Computern», erklärt Christian Wirsig, Communications Manager bei Kaspersky. Auch sei es möglich, dass ältere Versionen einer Sicherheitssoftware eventuell nicht auf einem neueren Modell laufen. Ulrike Scharf, Technical Manager Central Europe bei
Trend Micro, weist zudem darauf hin, dass bereits die Anpassung des Betriebssystems durch einen Mobile-Provider die Lauffähigkeit einer Security-Lösung verhindern kann.
Noch keine ausgereifte Malware
Für die Hersteller liegt der Grund für die geringe Nachfrage nach mobilen Sicherheitslösungen vor allem darin, dass es noch keine ausgereifte Malware gibt. Mathias Wenig, Technical Account Manager bei
Symantec, schätzt die Anzahl Schädlinge, die ein Smartphone befallen können, auf etwa 400. «Dem gegenüber stehen rund 5,7 Millionen neue Bedrohungen für Server und PCs alleine im Jahr 2009.» Gemäss Mike Gasser, General Manager bei Norman Data Defense Systems, haben Cyberkriminelle die Smartphones als lukratives Ziel noch nicht im grossen Stil für sich entdeckt. Es sei jedoch nur eine Frage der Zeit, bis Hacker sie ins Visier nehmen. «Dies wird geschehen, sobald sich das Smartphone weiter auf dem Markt etabliert und eine noch breitere Kundenmasse anspricht. Steigen die Attacken auf Smartphone-Nutzer, wird dies automatisch auch die Nachfrage nach mobilen Sicherheitslösungen steigern», so Gasser weiter.
Die Nachfrage nach Smartphones scheint auch dieses Jahr ungebremst weiterzugehen. Insofern bleibt zu hoffen, dass die Unternehmen ihre sensiblen Daten auf Smartphones rechtzeitig schützen, um so vor bösen Überraschungen verschont zu bleiben.