Credit Suisse First Bosten (CSFB) hat das Todesurteil über die Langenthaler ERP-Hersteller gesprochen: Die zweite Tranche des im August versprochenen Wandeldahrlehens wird nicht mehr ausbezahlt. Damit fehlen Miracle selbst die Mittel, um die angekündigten Sparmassnahmen durchzuziehen (Entlassung der Hälfte der Belegschaft) oder einen Käufer zu finden. Miracle macht den Laden dicht.
Bereits die sommerliche Ankündigung des Wandeldahrlehens deutete auf eine verzweifelte Situation hin, dann als Sicherheit wurde die Aktien der Gründer selbst angeboten. Die Gründer – einstmals viel bejubelte "New Economy Millionäre" – hätten damit ihren Anteil praktisch der CSFB überlassen, um "ihre" Firma zu retten.
Frisches Geld war aber unbedingt nötig, denn schon im Sommer liess sich leicht ausrechnen, dass der vorhandene Cash gerade noch bis Anfang November reichen würde. Frisches Geld ist nicht zu haben – die logische Konsequenz ist die Schliessung des Betriebs: "...sieht sich Miracle gezwungen, in den nächsten Tagen die Insolvenz zu erklären," so die Mitteilung. Sämtliche Mitarbeiter werden per Ende Oktober entlassen. Das Miracle-Management will bei der Stellenvermittlung helfen und ruft Interessenten dazu auf, sich bei ihm zu melden.
Tod durch zu viel Geld
Miracle wurde das Opfer des eigenen Erfolgs beim Börsengang. Man machte vor dem Börsengang zu hohe Versprechungen. Entsprechend floss den Langenthalern sehr viel Geld zu, das in die (allzu) rasche Expansion gesteckt wurde. Als dann (eigentlich übliche) Kinderkrankheiten der ERP-Software Miracle xrp bekannt wurden, begann der Anfang vom Ende. Miracle wurde, scharf beobachtet von der Wirtschaftspresse, das Opfer seiner eigenen Versprechungen. Die Verkäufe entsprachen nicht den Projektionen, während der Cash-Abfluss den geplanten Verlauf nahm. Die Versuche in letzter Minute, die Firma zu verkaufen, scheiterten am Misstrauen der Bank. Schade. (hc)