Die Kantonspolizei Zürich, die Firma Q-SYS und Adrien De Werra, Chef des "Dienstes für besondere Aufgaben" (DBA) beim Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) erhielten gestern den Schweizer Bigbrother-Award. Dieser "Negativ-Preis" wird in der Schweiz seit drei Jahren in den Kategorien Staat, Business und Telekommunikation für die "Förderung der Einschränkung persönlicher Grundrechte und die zunehmende Überwachung von Personengruppen" verliehen. Die Awards gibt es mittlerweile in 14 Ländern.
Die Kantonpolizei Zürich wird für ihre Fahndungs- und Journal-Datenbank "Joufara II" "ausgezeichnet". Das Unternehmen Q-SYS aus St. Gallen erhält den Preis für ein Computerprogramm zum "kostenbewussten Qualitätsmanagement von Menschen in Pflegeheimen". Die pflegebedürftigen werden durch 250 "fragwürdige Aspekte" in unterschiedliche "Pflegestufen" eingeteilt, so die Jury.
Adrien De Werra wurde "prämiert", weil er den Ausbau des am 1. Januar 2002 in Kraft getretenen "Bundesgesetzes betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs" (BÜPF) forderte. Dort werden Telekomanbieter und Internet-Provider gezwungen die Daten ihrer Kundschaft während sechs Monaten aufzubewahren. Nach De Werra müsste dieser bereits der mehrere Dutzend Gesetzesartikel umfassende Deliktkatalog in Zukunft ausgeweitet werden.
Eine wirkliche Auszeichnung ist dagegen der "Winkelried Award", der Zivilcourage und Ausdauer im Kampf gegen den Überwachungsstaat belohnt. Er ging an den Erfinder der "4Q-Card". Mit der Rabattkarte für Coop und Migros werden die Rabattpunkte einem kollektiven Konto gutgeschrieben. Dadurch wird die Anonymität der Nutzerinnen und Nutzer gewahrt, dennoch können sie an den Besitz einer Kundenkarte gekoppelte Angebote nutzen.
Die Verleihung wird von der "Swiss Internet User Group" (SIUG) und der Stiftung "Archiv Schnüffelstaat Schweiz" (ASS) durchgeführt. (ava)