Polizeibesuch bei Karma Schweiz


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/17

     

«Ich komme mir vor wie in einem Action-Film», meinte Karma-Chef Patrick Matzinger auf die Situation bei Karma Deutschland angesprochen.
Das Gebäude von Karma Deutschland wurde am 20.9. gegen 9.30 von etwa 150 bewaffneten Polizisten umstellt. Matzinger: «Dann wurden die Büros ausgeräumt und sämtliche PCs, Akten etc. beschlagnahmt.» Der Country Manager von Karma Deutschland, Gottfried Hackbarth, wurde verhaftet, ebenso drei weitere ehemalige CHS-Manager, die unterdessen bei der Karma-Konkurrenz namens EMEA sitzen.
Karma Deutschland musste aufgrund der Polizeiaktion den Betrieb vorläufig einstellen. Man könne einzelne Kunden noch über das Zentrallager in Holland bedienen, sagte Matzinger.
Auch in der Schweiz bekam Karma in Hünenberg Besuch von der Polizei, allerdings gingen diese einiges gesitteter vor als in Deutschland.
Die Polizeibeamten hätten Fragen gestellt und das Aktenarchiv der Jahrgänge 97 bis 99 versiegelt, erzählt Matzinger. Es seien keine Akten beschlagnahmt worden und es wurde auch niemand verhaftet.

Schatten der Vergangenheit

Karma wird mit der Polizeiaktion einmal mehr von den Schatten der Vergangenheit eingeholt. Der Komponenten-Disti war früher eine Tochter des CHS-Konzerns, der im Herbst 99 zusammenbrach. Patrick Matzinger und Gottfried Hackbarth retteten die internationale Karma aus den Trümmern des Konzerns, indem sie handstreichartig die Aktien von Karma einer Bank abkauften, wo sie als Sicherheiten hinterlegt waren.
Die deutsche Steuerfahndung wirft nun der ehemaligen CHS-Tochter Mehrwertsteuer-Vergehen in der Zeit von 1997 bis 99 vor und hat internationale Rechtshilfe beantragt und bekommen. Der deutsche Staatsanwalt Roland Wangen spricht von Vorsteuervergehen in zweistelliger Millionenhöhe und von insgesamt 35 Beschuldigten.
Ehemalige CHS-Insider halten die Vorwürfe für gefährlich für Karma, denn eine längere Inaktivität von Karma Deutschland könnte die ganze Gruppe ins Wanken bringen. Es sei aber gut möglich, dass die möglicherweise kriminellen Vorgänge innerhalb der deutschen CHS-Töchter den Managern von anderen Firmen (im Klartext, von Patrick Matzinger, Karma Schweiz) verborgen geblieben sind. Matzinger selbst ist enttäuscht. Endlich habe niemand mehr von CHS gesprochen... (hc)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER