IDF: Viiv-PC sollen das Wohnzimmer im Sturm erobern

25. August 2005

     

Der zweite Tag am Intel Developer Forum in San Francisco stand ganz im Zeichen des digitalen Heimes: In diesen heiss umkämpften Markt will der Chip-Gigant in den nächsten Jahren vorstossen. Nach den Worten von Don McDonald (Bild), dem Manager der Digital-Home-Sparte, soll diese Offensive den Konsumenten eine integriertere und bessere Unterhaltungs-Erfahrung ermöglichen. In der Tat geht es Intel aber auch dabei – wie in allen Geschäftsbereichen – vor allem darum, so viel Silizium wie nur möglich zu verkaufen.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung von Inhalten und der technischen Konvergenz zwischen IT und CE stellt sich primär die Frage, welches Gerät der Endverbraucher sich in die gute Stube stellen wird. Geht es nach Intel, wird dies ein so genannter Viiv-PC sein (ausgesprochen: veiv, reimt sich auf “five”). Unter diesem am IDF enthüllten Brand, der beim Keynote-Publikum zuerst eher betretenes Schweigen als Begeisterungsstürme auslöste, sollen ab dem ersten Quartal 2006 verschiedene Endgeräte erhältlich sein: PC, Mediacenters, DMA (Digital Media Adapters) und noch viele mehr. Genau so wie die Marke “Centrino” im Mobile-Bereich dem Konsumenten ein Garant dafür ist, dass sein Gerät nebst verschiedenen technischen Minimalanforderungen auch in Sachen Interoperabilität hohe Anforderungen erfüllt, soll also ein Viiv-PC für die geprüfte “great digital media experience in the home” (O-Ton Intel) besorgt sein.


Eine Viiv-Maschine wird demzufolge ein ganzes Set von Intel-Technologien enthalten: Als Basis dient dabei immer ein Dualcore-Prozessor. In einer ersten Phase sind dies Pentium D oder Pentium Extreme Edition, später wird auch Yonah zum Einsatz kommen. Ferner werden ein 955X- oder 945-Express-Chipset sowie ein LAN-Anschluss zur Minimalausstattung gehören. Am wichtigsten jedoch ist die Interoperabilität mit Drittgeräten und die strikte Implementierung von Interoperabilitäts-Vehikeln wie Digital Living Network Alliance (DLNA) oder Digital Transmission Content Protection (DTCP/IP). Zudem soll sich jeder Viiv-PC mit einer Fernbedienung steuern und ohne das langwierige Herunterfahren und Aufstarten an- und abschalten lassen.

In der Frage des Betriebssystems eines Viiv-Gerätes betont McDonald zwar die Offenheit, macht aber keinen Hehl daraus, dass er Microsoft Windows Mediacenter Edition (MCE) gegenwärtig für die beste am Markt verfügbare Lösung hält. Als Beispiel für ein mögliches Endgerät zeigte McDonald einen gelben Concept-PC mit dem Namen “Golden Gate”, der kaum grösser als ein Harry-Potter-Band ist, dank einem Dualcore-Yonah-Prozessor aber zu energiesparender und aussergewöhnlich hoher Rechenleistung fähig ist und Bilder, Musik, Video und Spiele sprichwörtlich spielend bewältigen soll.

Ob Viiv-Geräte – egal in welcher Form – im Rennen um den besten Platz im Wohnzimmer aber erfolgreich sein werden, ist derzeit noch völlig offen, denn zu verschieden sind die Bedürfnisse der Konsumenten, wie auch der Auftritt einer Intel-Ethnografin verdeutlichte: In einer Videoeinspielung, in der Menschen auf den Strassen von San Francisco und London nach dem wichtigsten Element in ihrem Wohnzimmer gefragt wurden, schwörten die einen heute schon auf ihren PC, die Mehrheit allerdings sprachen von ihrem Sofa oder ihrem Fernseher. Mit der kommenden Generation von Spielkonsolen und spezialisierten Mediacentern weht den Viiv-ern ein rauher Wind entgegen. (Boris Schneider, San Francisco)

Die nächste Printausgabe von IT Reseller befasst sich eingehend mit der Konvergenz von IT und Consumer Electronics. Im 15-seitigen Fokus lesen Sie unter anderem, wie Intel-Schweiz-Chef Martin Hagger Chancen und Markt für das digitale Heim in der Schweiz sieht.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER