Informatik-Service-Center für die Aargauer Gemeinden

Die Aargauer Regierung ist vom Vorteil einer gemeindeübergreifenden Nutzung moderner Informationssysteme überzeugt. In einer vom Kanton Aargau durchgeführten Umfrage haben sich 80 Prozent der Gemeinden für ein IT-Service-Center ausgesprochen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/18

     

Der Informatikeinsatz wird heute immer umfangreicher und komplexer. Das stellt auch an die Gemeinden immer höhere Ansprüche (Evaluation, Schnittstellen, Betriebskonzepte). Die umfangreichen Datenflüsse, die zwischen Bürgern, Gemeinden, Kanton und Bund gesteuert und bewirtschaftet werden müssen, bedürfen einer zentralen Koordination.
In den vergangenen Jahren hat jede Gemeinde ihren Informatikeinsatz, je nach Bedürfnissen und verfügbaren Mitteln, weitgehend selbständig entwickelt und bestimmt. Das wird mit den gestiegenen Ansprüchen schwieriger. Dazu kommt, dass neue Informatiklösungen oder der Wechsel von Anbietern die Gemeinden zu Umstellungen zwingen.

Vernetzung auch bei den Gemeinden

Andererseits wird die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden auf einzelnen Gebieten der Verwaltung (Einwohnerkontrolle, Finanzwesen) immer wichtiger. Derzeit sieht es allerdings so aus, dass Gemeinden, die in diesem Sinne zusammenarbeiten wollen, ihre Partnergemeinde nicht nach politischen oder standortbedingten Kriterien, sondern nach der Kompatibilität der Informatiksysteme auswählen müssen.
Aufgrund dieser heutigen Situation haben die Gemeinden klare Bedürfnisse, neue Wege in Richtung einer einheitlichen Gesamtlösung zu gehen.
Prioritäten liegen gemäss der Aargauer Umfrage bei den Gemeinden bei folgenden Themen:
Evaluation von Informatiklösungen und Gestaltung von Verträgen mit Lieferanten.
Sicherstellung der bedürfnisgerechten Weiterentwicklung, der Kompatibilität mit Kantonsvorgaben sowie der Schnittstellen zwischen den Kernapplikationen und mit der kantonsweit eingeführten Steuerlösung.
Effizientem Betrieb der Informatik und Datensicherheit.
Die Gemeinden wollen diese neuen Wege aktiv mitgestalten und mittragen und nicht einfach eine Lösung übernehmen.

Wie fördert der Kanton Aargau heute die Gemeindezusammenarbeit?

«Die Förderung der Zusammenarbeit der Gemeinden ist ein Auftrag, der in unserer Verfassung verankert ist.» so Regierungsrat Kurt Wernli bezüglich des geplanten Projektes.
Der Auftrag des Kantons bestehe nicht nur darin, Arbeitsinstrumente, wie sie im Gemeindegesetz festgehalten sind (Gemeindevertrag, Gemeindeverband), zu schaffen.
Der Kanton müsse auch aktive Beiträge leisten, den Gemeinden die Zusammenarbeit zu erleichtern. Die gesellschaftliche Dynamik erfordert, auch in Bereichen, die die Gemeinden bisher in eigener Regie erfüllt haben, kantonale Hilfeleistung und Unterstützung zu gewähren. Mit dem Aufbau einer Aktiengesellschaft übernimmt der Kanton die Initiative aber auch das Risiko für die Schaffung einer Informatikplattform der Gemeinden.
Ziel ist es jedoch, zu gegebenem Zeitpunkt die Gemeinden zum verantwortlichen Träger dieser Zusammenarbeitsform zu machen. Im Rahmen des Projektes «Aufgabenteilung Kanton-Gemeinden» sollen weitere Instrumente zur Förderung der Gemeindezusammenarbeit geprüft werden. Der Kanton will die Gemeinden bei dem Strukturwandel unterstützen.

Service-Center statt Rechenzentrum

Schnell kristallisierte sich während den Arbeiten am Projekt «Service-Center» heraus, dass es wenig Sinn macht, mit Millioneninvestitionen in Softwareentwicklung und Rechnerinfrastruktur ein Service-Center wie z.B. das VRSG (Verwaltungsrechenzentrum St. Gallen) im Aargau neu aufzubauen. Für den Kanton Aargau wurde also ein sogenanntes schlankes Service-Center konzipiert.
Das Service-Center wird sich auf folgende Aspekte des Integrationsmanagements konzentrieren:
Festlegung des Applikations- und Serviceangebots, Evaluation der Softwarehäuser und Anbieter von Rechenzentrumsleistungen.
Rahmenverträge für die Gemeinden.
Sicherstellung der Schnittstellen (besonders zur kantonalen Steuerlösung).
Kanalisierung und Fokussierung der Anforderungen für die Weiterentwicklung der Applikationen und Services.
Eskalationsstelle und Überwachung der Leistung der Lieferanten aufgrund definierter Leistungskennzahlen.
Das Service-Center soll eine optimale Verbindung zwischen den Gemeinden und den Marktangeboten herstellen. Vom Service-Center werden mit ausgewählten Lieferanten Rahmenverträge abgeschlossen. Interessierte Gemeinden beteiligten sich am Service-Center und schliessen je einen Einzelvertrag ab. Die Leistungen der Lieferanten erfolgen direkt, überwacht durch das Service-Center.
Finanziert werden soll das Service-Center durch die beteiligten Gemeinden und des Kantons sowie durch Betriebsbeiträge der Gemeinden im Umfang von etwa 6% ihrer Informatikkosten. Die Einsparungen der Gemeinden, die durch das Service-Center und günstigen Konditionen aus den Rahmenverträgen zu erwarten sind, sollen diese Betriebsbeiträge kompensieren.

VARs müssen sich jetzt melden

Die Gemeinden des Kanton Aargau können sich jetzt als Pilotgemeinden bewerben. Die Pilotgemeinden werden aufgrund der Bewerbungen so ausgewählt, dass alle Grössenklassen vertreten sind. Pilotgemeinde zu sein bedeutet, in Projektteams zur Gestaltung des Service-Centers, zur Evaluation der Lieferanten und zur Vorbereitung der Gemeinde für die Nutzung des Centers aktiv mitzuarbeiten.
Die Ausschreibung der künftigen Lieferanten ist bereits in vollem Gange. Die Auswahl erfolgt zweistufig im selektiven Verfahren und soll im ersten Quartal 2001 abgeschlossen sein. Ob kleinere Lieferanten und Reseller dabei möglicherweise auf der Strecke bleiben, bleibt abzuwarten. Im Frühjahr 2001 wird die Service Center AG gegründet. Bis zur Einstellung eines Geschäftsführers wird das Projekt durch einen externen Unternehmensberater betreut. Nach dem Pilotbetrieb stehen dann die Dienstleistungen für alle weiteren Gemeinden zur Verfügung.
IT-Reseller wird die Entwicklung des Projektes weiterhin beobachten. (sk)


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