Fusions-Frust bei Symantec: Happige Vorwürfe an Boscardin

16. Dezember 2005

     

Premium-Abonnenten von IT Reseller wissen es bereits: Seit der Fusion von Symantec und Veritas kam es unter den Mitarbeitenden – vor allem unter denen von Symantec – zu einigen Abgängen: "Diese Fusion war einfach schlecht für die Mitarbeiter. Es wurde schlecht kommuniziert. Wenn man etwas erfahren hat, dann höchstens aus der Presse", bringt ein früherer Mitarbeiter von Symantec Schweiz seinen Frust gegenüber IT Reseller zum Ausdruck.

Die Vorwürfe an das Management sind happig: Der neue Länderchef der zusammengelegten Organisation, Ex-Veritas-Schweiz-Chef Diego Boscardin (Bild), habe sich in den Monaten nach Juli kaum in den Symantec-Büros in Bassersdorf blicken lassen.


Die Tatsache, dass im Juli dieses Jahres mit Boscardin eben der Veritas-Manager das Rennen gemacht hat, ist vielen Mitarbeitenden sauer aufgestossen: Eigentlich habe Symantec doch Veritas übernommen und nicht umgekehrt. Bei der Verteilung der Macht im fusionierten Unternehmen hat es ein "Gentlemens Agreement" gegeben, wonach die Kaderpositionen in den USA fast ausschliesslich an "die Gelben" von Symantec gingen, jene in der Region EMEA aber mehrheitlich an "die Roten" von Veritas.

Für die rund 30 Mitarbeitenden von Symantec Schweiz entstand dadurch eine mühsame Situation. Ein rauer Wind soll inzwischen bei Veritas-Symantec wehen: "Die Verkäufer haben teilweise exorbitant hohe Ziele für dieses Jahr bekommen. Gewisse von ihnen laufen momentan wohl mit einer Quote von 30 Prozent herum", sagt ein Ex-Mitarbeiter zu IT Reseller.

Als Boscardin im Juli zum Boss ernannt wurde, verliess Symantec-Länderchef Marcel Beil das Unternehmen. "Ich bin nicht der Ansicht, dass die Unzufriedenheit vieler Mitarbeiter nach dem Zusammenschluss auf die schlechte Kommunikation zurückzuführen ist", sagt er zu IT Reseller.

Vielmehr hätten die Abgänge seiner Meinung nach damit zu tun, dass bei Veritas eine völlig andere Unternehmenskultur gepflegt werde: "Es gibt Kulturen, in denen der Mitarbeiter eine Commodity ist und es gibt Firmen, bei denen das per definitionem nie so sein wird." Einige Mitarbeitende seien mit diesem Kulturwechsel nicht klargekommen. Nicht jedermann sei völlig schmerzfrei, was seine Umgebung angehe.

Auf Anfrage von IT Reseller nimmt Boscardin nicht Stellung zu den Vorwürfen. Stattdessen erhält die Redaktion ein Schreiben von Andrea Wolf, Public-Relations-Verantwortliche von Symantec Europe im deutschen Ratingen: "Mit dem Zusammenschluss von Veritas und Symantec sind in der Schweiz und in vielen anderen Ländern weltweit rund 15'000 Menschen in einen Veränderungsprozess eingetreten."

Die Mitarbeiter seien vor der Fusion in beiden Unternehmen eine wertvolle Ressource gewesen und sie seien heute mehr denn je ein wichtiger Baustein zur künftigen Gestaltung der Organisation. Deshalb nehme man die Informationspflichten gegenüber den Mitarbeitern ernst und habe eigens ein Integrations-Intranet eingerichtet.

"Als börsenkotiertes Unternehmen müssen wir allerdings auch die potentiellen rechtlichen Konsequenzen im Falle allzu frühzeitiger Informationen in Betracht ziehen. Dies kann dazu führen, dass einzelne Mitarbeitende in dieser Phase die betriebliche Informationspolitik als nicht optimal empfinden", so Wolf weiter.

Ob sich die Mitarbeitenden von Symantec/Veritas in der Schweiz mit solch pauschalen und unpersönlichen Erklärungen zufriedengeben, wird sich weisen. Nach Informationen von IT Reseller sollen in der Schweiz noch einige Symantec-Leute auf Jobsuche sein und das Unternehmen verlassen wollen. (bor)


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