Siemens-Skandal: Top-Management bekommt kalte Füsse

14. Dezember 2006

     

Die Hiobsbotschaften um die Siemens-Korruptionsaffäre häufen sich: Gemäss Berichten der "Süddeutschen Zeitung" hat der ehemalige Siemens-Kaufmann Reinhard S. etliche Mitglieder der Siemens-Führungsriege - vorneweg den früheren Zentralvorstand Thomas Ganswindt - beschuldigt, über das System der Schwarzen Kassen informiert gewesen zu sein. Ganswindt wurde daraufhin in Untersuchungshaft genommen.

Im Laufe der Befragungen habe Reinhard zudem ausgesagt, dass er im Jahr 2004 wie in jedem Jahr dazu aufgefordert worden sei, eine Unterschrift unter die Compliance-Erklärung zu setzten. Damit sollen Führungskräfte regelmässig beteuern, sich streng an Recht und Gesetz zu halten. Reinhard S. erzählte den Ermittlern, er habe sich 2004 erstmals geweigert das Dokument zu unterzeichnen, weil er nicht habe einsehen können, warum er das System der "diskreten Zahlungen" umsetzen und dennoch ein solches Papier unterzeichnen solle.


Die Affäre zieht immer weitere Kreise und die Beteuerungen von Aufsichtsratschef Heinrich von Pirrer, wonach "eine Gruppe von Mitarbeitern" ohne Wissen der Firmenleitung gehandelt, und "alle Sicherungen ausser Kraft gesetzt" habe, wird zusehends zur Makulatur. Anscheinend bekommen auch die Konzernchefs langsam kalte Füsse. So wird in der heutigen Ausgabe von "Cash Daily" berichtet, dass Klaus Kleinfeld den Strafrechtler Klaus Volk engagiert habe, den Anwalt, der im Mannesmann-Prozess den Deutsche-Bank-Chef Joseph Ackermann verteidigt hatte.

Auch Pirrer soll sich bereits rechtlichen Beistand gesichert haben. Ein Siemens-Sprecher wies darauf hin, dass die Kontakte zu diesen Anwälten schon lange bestanden hätten. Es ist aber durchaus denkbar, dass die Befragung Ganswindts auch die oberste Führungsspitze belasten wird. (mag)


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