Die Krankenkasse KPT verklagt Swisscom

7. Mai 2007

     

Wegen massiver Lieferverzögerungen will die Krankenkasse KPT bei Swisscom IT Services Schadenersatzforderungen stellen, wie die Sonntagszeitung von gestern berichtet. Der Informatikdienstleister konnte eine speziell auf Krankenkassen zugeschnittene Software der Zermatter Firma BBT nicht termingerecht auf Mitte 2006 einführen. Erst im April hatte Swisscom IT Services das Projekt in Zusammenarbeit mit BBT beendet (IT Reseller berichtete).

Die Komplexität in der Produktentwicklung sei unterschätzt worden, heisst es in der Branche. Zudem seien die Probleme seit längerer Zeit bekannt gewesen. Einer der Gründe, weshalb Reto Schegg, ehemaliger Bereichsleiter Healthcare bei Swisscom IT Services, Ende letzten Jahres zum Konkurrenten CSC überlief.


Der Krankenkasse KPT ist durch die Verzögerung mittlerweile ein Schaden von mindestens fünf Millionen Franken entstanden. Zur Höhe der Forderung will Etienne Habegger, KPT-Kommunikationschef, keine Angaben machen. Gleiches Debakel bei der Krankenkasse ÖKK: Auch hier sollte die Software eingeführt werden. "Vor drei Wochen musste Swisscom IT Services uns mitteilen, dass sie nicht in der Lage sei, das Projekt durchzuführen", sagt ÖKK-Sprecher Hand-Ruedi Huber. Vorerst wolle die ÖKK aber nicht klagen, da das Projekt noch nicht so weit fortgeschritten ist wie bei der KPT.

Die Swisscom hat im zweiten Halbjahr 2006 Rückstellungen wegen Vertragsrisiken im Projektgeschäft in der Höhe von 49 Millionen Franken getätigt. Ob weitere dazukommen, ist offen. Hinzu kommt, dass nun ein Team von 30 Healthcare-Spezialisten ohne Arbeit ist. Die Sonntagszeitung kritisiert die Ignoranz der Swisscom-Geschäftleitung, die seit mehr als einem Jahr von den Problemen gewusst haben soll.

Der Swisscom droht ein immenser Imageschaden, so stand sie jüngst bereits in den Schlagzeilen bezüglich der Migration der SBB. Auch dort kam es bei der Inbetriebnahme der Serverplattform für 16'000 SBB-Angestellte zu massiven Verspätungen. Als Konsequenz auf die diversen serbelnden Projekte wurde im April Swisscom IT Services Chef Michael Shipton gechasst. Nun liegen alle Hoffnungen auf seinem Nachfolger Eros Fregonas. Ob es ihm gelingt, die Swisscom-Tochter wieder auf Kurs zu bringen, wird in der Branche allerdings bezweifelt. (de/sk)


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