In München, wo am letzten Dienstag die alljährlich kleiner werdende Cebit-Konkurrenzmesse Systems ihre Tore öffnete, wird man allmählich bescheidener: "Allein, dass die Messe zum wiederholten Male stattfindet und wir die Ausstellerzahlen stabilisieren konnten, sehen wir bereits als Erfolg", meinte Messesprecherin Ellen Richter-Mayerhofer zur Eröffnung. Gerade mal fünf von sechzehn Hallen wurden benutzt und die Messedauer von fünf auf vier Tage verkürzt.
Immerhin muss man dazu aber anmerken, dass die grosse Krise der IT-Branche in Deutschland, mit welcher der Sinkflug oder sogar Absturz einiger Messen im Gefolge von 9/11 begonnen hatte, nun vorüber ist und allenthalben von einer Belebung des Geschäfts gesprochen wird. Ebenso wie ihr grösster und bedrohlichster Konkurrent in der norddeutschen Tiefebene kämpft dennoch auch die Systems seit Jahren angestrengt um ein neues Profil, wenn nicht gar um ihre Existenzberechtigung.
Mit der dezidierten Umwidmung zur B2B-Messe sowie neuen (zum Teil aber auch alten) thematischen Schwerpunkten wie Open Source, Mobiles Arbeiten, SaaS (Software as a Service) oder einfach "Innovative IT-Konzepte", wähnt man sich wieder auf dem richtigen Weg – Richtung Mittelstand. Auf Schuhkartongrösse geschrumpft und im Innern eher als Ruhezone der Meditation und Besinnung zeigt sich hingegen auch in diesem Jahr wieder der "Dealers only"-Bereich, einst eines der Highlights und quasi USP dieser Messe.
Dass der Systems mit dem in Schieflage geratenen europäischen Satellitenprojekt Galileo auf einen Schlag 70 Aussteller abgesagt haben, war ein unerwarteter herber Rückschlag. So dürfen sich nun ersatzweise mehr Open-Source-Projekte auf der Messe tummeln. Mit eher exotischen Zugnummern wie dem diesjährigen Partnerland Bulgarien sowie dem neu entdeckten Motto "Grüne IT" sollen sich die Besucherzahlen nach den optimistisch anmutenden Wünschen der Messeleitung über dem Vorjahresniveau einpendeln.
Für René Pratter von der Solitas Informatik AG in Buchs, einem von sechs Schweizer Ausstellern auf der Messe, ist dagegen ein Besucherrückgang deutlich spürbar: "Die Frequenz an Standbesuchern ist geringer als in den letzten Jahren." Vielleicht liege es aber auch daran, dass man diesmal etwas unglücklich untergebracht sei. Zufrieden zeigt sich hingegen Peter Hug, Product Manager der Geneva-Logic in Langenthal, einem Anbieter von IT-gestützten Lernsystemen. Allerdings fänden nur wenige Besucher aus der Schweiz zum Messestand.
Am meisten Betrieb herrschte übrigens, wie schon in den Jahren zuvor, in der Halle B3, die einer unübersehbaren Vielzahl von zum Teil kleinen und kleinsten, aber auch bedeutenderen Security-Lösungs-Anbietern vorbehalten war. Mancher der Aussteller meinte denn auch scherzhaft, die Systems solle alle anderen Bereiche aufgeben und nur noch Sicherheit präsentieren.
Gut aufgehoben in München findet sich Ernst Kelting, Director Business Development beim bekannten Schweizer Security-Appliances-Hersteller Infoguard. Man will hier vor allem Flagge zeigen, denn die Geschäfte laufen unabhängig vom Messeerfolg. Am Stand aufgebaut ist ein vergleichsweise primitives kleines Gerät, mit dem sich Glasfaserleitungen anzapfen bzw. abhören lassen – diese Lösung stammt natürlich nicht von Infoguard, sondern aus dem Kreis dubioser Anbieter im Internet; die Firma aus Zug verkauft das Gegengift gegen kriminelle Angriffe dieser Art. Das Gegengift zur allgemeinen Messe-Malaise scheint leider noch nicht gefunden: Mal sehen, welche neuen Fokusse die Messeleitung für 2008 erfindet. (Ralph Beuth, München)