Wer sagt da Überdistribution? Kingston bei Actebis, Alltron, Techdata


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/22

     

Kingston, der weltweit dominierende Hersteller von Speichermodulen, hat unter dem C-Connect-Crash wohl am meisten gelitten. Konkrete Angaben sind dem Kingston-Chef für Zentraleuropa, Thomas Marschner, zwar keine zu entlocken.
Doch die Lagerbestände stehen unter der Konktrolle des Konkursverwalters, ihre Verwertung dürfte einige Zeit dauern. Weiss man, dass Fujitsu Siemens im C-Connect-Debakel etwa 80’000 Franken verloren hat, so kann man Marschners Bemerkung dazu leicht interpretieren: «Die hatten ja noch gar nicht angefangen.»

Überall nur gute Laune

Nun ist die Disti-Landschaft wieder komplett: Actebis und Tech Data werden sich in Zukunft mit dem angestammten Disti Alltron um die Marktanteile balgen. Doch Marschner will von Überdistribution nichts wissen. Kingston habe seine Palette mit den «branded Memories» (Value RAM) und den PCMCIA-Produkten ausgeweitet und brauche deshalb mehr Distributoren.
Tech Data-Leiter Andreas Dürst stösst ins gleiche Horn: Man wolle mit Kingston vor allem neue Märkte ansprechen und die hauseigene Marketing-Maschine dafür einsetzen. Tatsächlich passt Kingston zur Dürst’schen Strategie wie die Faust aufs Auge. Erst vor kurzem hat Tech Data die Bildung einer «Mobile Computing»-Einheit angekündigt, die auch die Produkte verschiedener Hersteller bündeln will.
Alltrons Vizedirektor und Leiter der Komponenten-Abteilung, Martin Schlatter, sieht das nicht ganz so undramatisch. Er befürchtet, wohl zu Recht, Preiskämpfe und findet drei Distis für Kingston klar zuviel. Doch einschüchtern lassen will er sich nicht: «Wir lassen deswegen sicher nicht den Kopf hängen, sondern stellen uns der Herausforderung.»
Bleibt noch der Dritte im Bunde, Max Tschabuschnig von Actebis. Er kommentiert leicht maliziös: «Wir haben unsere Top-Kunden nach ihren Kingston-Umsätzen gefragt. Sie kaufen pro Jahr etwa Kingston-Produkte für 10 Mio. Franken. Ich hoffe jetzt natürlich, das waren alles C-Connect-Kunden.» (hc)

Kingstons Drang nach neuen Märkten

Kingston ist kein reiner Hersteller von Speicher-Modulen mehr. Mit der Marke «Value RAM» werden Assemblierer und der Retail angesprochen. Ausserdem gibt es eine Reihe von neuen Produkten für den Peripherie-Bereich. So werden Flash-Memory-Module beispielsweise für digitale Kameras oder MP3-Player hergestellt, ein extrem expandierender Markt.
Ein anderes Beispiel sind die Identiguard-Karten. Diese Karten mit PCMCIA- oder USB-Schnittstelle können Fingerabdrücke speichern und so den Zugang zu Computern, Dateien, Programmen oder Websites regeln. Ausserdem werde man in Kürze in den Markt für drahtlose Netzwerke vorstossen, verrät Kingston-Manager Thomas Marschner.


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