Systems-Abgesang

24. Oktober 2008

     

Letzter, allerletzter Tag auf der dienstältesten IT-Messe Deutschlands, älter als die Cebit, aber von dieser längst überholt und deklassiert: Es gibt keine Abschluss-Pressekonferenz, der Abpfiff kam ja diesmal schon zur Halbzeit. Was viele Aussteller erbost hat.

"Ein schwerer Kommunikationsfehler, eine Lachnummer", sagt beispielsweise Martin Riederer vom Unternehmens-Software-Hersteller Abacus. Der auf betriebswirtschaftliche Anwendungen spezialisierte Anbieter stellte zum ersten, und nun also leider auch letzten Mal auf der Münchener Messe aus, mit "sehr guten Neu-Kontakten", wie er sich eigentlich freut. Deutschland liegt besonders im Fokus, doch über das mögliche Konzept der avisierten Nachfolgeveranstaltung äußert er sich skeptisch: "Eine reine Konferenz-Messe bringt es nicht." Und auch das Gerücht, dass im nächsten Jahr nach amerikanischem Muster vielleicht nur noch Einheitsstände zugelassen werden sollen, schreckt ihn von einer Teilnahme eher ab.


Insgesamt hat sich diesmal ein Dutzend Schweizer Unternehmen auf der Messe präsentiert, der größte Anteil davon in der Security-Halle B3, der stets am besten laufenden Halle. Helga Schlaeppi von Sotec, einem Anbieter von Backup- und Disaster Recovery-Lösungen (Storagecraft), findet daher erst recht, die Messe sei gut gelaufen. "Wir hatten viele gute Kontakte", so Schlaeppi, und: "Es ist schade, dass dies das letzte Mal war."

Der angekündigten neuen Sceurity-Messe im Sommer steht sie ablehnend gegenüber: "Die fällt genau ins Sommerloch." Und eine neue Veranstaltung zu etablieren, sei mit sehr viel Aufwand verbunden, der Erfolg hingegen unsicher, meint sie.
"Wenige, aber sehr qualifizierte Kontakte" nennt auch Maria Neustifter von der Totemo AG als Fazit der vier Tage. Der Partner von RSA ist hier mit seiner neuen DLP-Suite vertreten, Zielmärkte sind Deutschland, Österreich und Osteuropa sowie UK. Das neue Konzept der Münchener Messegesellschaft müsse man erst mal abwarten, man wisse ja noch so gut wie nichts darüber.

Messen seien generell von der Zeit überholt, glaubt hingegen Tomas Steiner vom Security-Software-Anbieter Avatech: "Es war an der Zeit." Und: "Die Erwartungen waren ohnehin schon gering." Der Konkurrent Internet biete im Zweifel die effizientere Basis für Informationen und letztlich auch fürs Geschäft. Die Messe als Auslaufmodell? Das beträfe dann allerdings nicht nur die Münchener Messeplaner. Doch gerade Geschäftsleute bauen im Zweifel immer noch auf den menschlichen Faktor. Nur eben nicht um jeden Preis. (Ralph Beuth, München)


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