Peter Hartmann: "Entgegenkommen von SAP ist minimal"

29. Mai 2009

     

Seit letztem Jahr kämpft die "IG SAP Wartung Schweiz" gegen die von SAP einseitig angekündigte Erhöhung der Wartungsgebühren. IT Reseller hat mit Peter Hartmann, dem Sprecher und Koordinator der Organisation gesprochen.

IT Reseller: Herr Hartmann, was verbirgt sich hinter dem Namen "IG SAP Wartung Schweiz"?

Hartmann: Es handelt sich um ein Diskussionsforum für SAP-Kunden, die in der Wartungskostenerhöhung durch die Firma SAP keinen Mehrwert sehen. Gegründet wurde die IG SAP Wartung CH im Anschluss an die von SAP im Juli 2008 angekündigte Wartungskostenerhöhung von 30 Prozent. Ausserdem soll nur noch das teure Enterprise-Supportmodell seitens SAP angeboten werden. Ich wurde im Oktober als Sprecher und Koordinator an Bord geholt.

SAP begründet den Wechsel mit der steigenden Komplexität der IT-Infrastruktur seiner Kunden.

Das ist ein altes Argument von SAP. Komplexität entsteht immer dann, wenn man nicht mehr überblicken kann, worum es geht. Wir sind im Gegenteil der Meinung, dass dank der intensiven Integrations- und Standardisierungsbemühungen alles eher einfacher wird. Folgerichtig müssten die Wartungskosten eher sinken.

SAP hat kürzlich ein gewisses Entgegenkommen signalisiert und will die Erhöhung der Zahlungen zeitlich nach hinten verschieben. Ist Ihre IG zu Kompromissen bereit?

Wir sind nach wie vor mit SAP im Gespräch. Wir haben auch ein sehr offenes Verhältnis zum SAP-Schweiz-Chef Hakan Yüksel. Dennoch werden die Verhandlungen sehr hart geführt. Mit der letzten Pressemitteilung haben wir ein weiteres klares Signal gegeben. Das Entgegenkommen von SAP ist minimal und bringt genau genommen überhaupt nichts. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass SAP seine Marktstellung ausnutzt und auf Zeit spielt.

Sie sind unter anderem auch an die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) herangetreten. Was erwarten Sie von diesem Schritt?

Wir sind der Meinung, dass SAP im Bereich der Gross- und Mittelstandskunden über einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent verfügt. Diese marktbeherrschende Stellung wird mit der Änderung des Wartungsmodelles ausgenutzt. Den Kunden sind die Hände gebunden: "Keine Alternativen, 30 Prozent Mehrkosten, interner Zusatzaufwand, fraglicher Mehrwert, überflüssig und zu teuer" ist der einheitliche Tenor. Wir haben die Weko darum gebeten, die Situation aus neutraler Sicht zu bewerten.

Die Mitglieder der IG weigern sich bislang den Preisaufschlag zu bezahlen. Was unternimmt SAP in dieser Beziehung? Wird Druck ausgeübt?

Nachdem bisherige Gespräche mit SAP zu keinem zählbaren Ergebnis geführt haben, wollten wir ein Zeichen setzen, dass es die IG SAP ernst meint. Darum zahlen von den 46 Mitgliedern mehr als die Hälfte nach wie vor 17 Prozent Wartungsgebühren. Aufgrund der Rechtswidrigkeit dieses Vorhabens hat SAP mit einem eingeschriebenen Brief reagiert, wird aber keine rechtlichen Schritte einleiten solange die Weko-Untersuchung läuft.

Sie erhoffen sich von der Untersuchung also auch eine aufschiebende Wirkung?

Sicher hilft uns diese Verzögerung. In der Schweiz sind die Schuldner eher konservativ und bezahlen ihre Rechnungen pünktlich. Allerdings wollten wir ein Zeichen setzen. Wir haben uns innerhalb der IG SAP natürlich auch auf mögliche Auswirkungen vorbereitet. Trotzdem ist es angenehmer, wenn nicht schon morgen die Betreibungen eintreffen, was den Gang vor den Richter bedeuten würde.

Ihre IG hat 46 Mitglieder. SAP hat aber viel mehr Kunden in der Schweiz. Wissen Sie, wie es um deren Befindlichkeit steht?

Das kann ich nicht hundertprozentig beurteilen. Allerdings sind von 20 weiteren Firmen Anfragen für einen Beitritt eingetroffen. Die Mitgliederanzahl stieg in diesem Jahr schon um beinahe 100 Prozent. Weiter stelle ich fest, dass einige IT-Verantwortliche die Tragweite von Enterprise Support noch nicht definitiv erkannt haben.

Wie stehen denn die Chancen der IG?

Zuerst muss ich sagen, dass ich ein grosser SAP-Fan bin. Es ist ein tolles Werkzeug. Allerdings bin ich auch überzeugt, dass es für einen optimalen Betrieb eine kompetente interne Mannschaft braucht. SAP will gewisse Funktionen im Rahmen des Enter­­prise-Support übernehmen. Ich bezweifle, dass man dazu in der Lage ist. Es besteht aus Sicht SAP absoluter Handlungsbedarf, denn die Kundenbasis bricht weg. Wenn wir nicht an den Erfolg mit unserer Initiative glauben würden, hätten wir die IG längst aufgelöst. (ub/mag)


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