Das Marktforschungsunternehmen Pascal Sieber & Partners hat die zweite Ausgabe der Schweizer FOSS-Studie vorgestellt. Das Ziel der Online-Umfrage, die von Mitte Juni bis Ende Juli 2009 bei insgesamt 258 Personen durchgeführt wurde: Es soll aufgezeigt werden, inwiefern Schweizer Unternehmen und die öffentliche Verwaltung bereits Open-Source-Software einsetzen oder dies beabsichtigen, welche Vor- und Nachteile die Teilnehmer sehen und welche Bedenken bestehen.
Mit 39 Prozent stammen die meisten Umfrageteilnehmer aus der IT-Branche, gefolgt von der öffentlichen Verwaltung (19%). Die Auswahl ist demnach nicht wirklich repräsentativ für den Branchenmix in der Schweiz – vermutlich musste man sich aber halt einfach an die Befragten halten, die zu einer Antwort bereit waren. Typischer erscheint die Verteilung auf unterschiedliche Unternehemensgrössen: Über die Hälfte der Teilnehmer arbeiten in einem Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern, 19 Prozent sind in einem Grossunternehmen beschäftigt.
Als erstes wurde gefragt, was denn im Moment die wichtigsten Herausforderungen in und mit der IT seien – Mehrfachnennungen waren hier möglich. An der Spitze der Nennungen steht der Kostendruck mit 73 Prozent, gefolgt von der erhöhten Flexibilität, die heute gefordert wird (59%) und der Einführung neuer Technologien (51%). Dahinter folgen weitere Aspekte wie Engpässe bei den Ressourcen, ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis oder die Unterstützung neuer Kanäle zum Kunden. Der Kostendruck wurde im übrigen sowohl von Teilnehmern aus der Wirtschaft als auch aus der Verwaltung an oberster Stelle genannt.
Die Unterstützung von offenen Standards wurde von 92 Prozent der Befragten als wichtiger Vorteil von Open Source genannt, nur unwesentlich weniger populär sind mit je 87 Prozent der Zugang zum Source-Code und die Unabhängigkeit von Lieferanten. Die breite Community für den Wissensaustausch und Kosteneinsparungen wurden ebenfalls oft genannt. Unter dem Mittelwert von 74 Prozent liegen Nennungen wie erhöhte Stabilität, erhöhte Sicherheit und einfache Umsetzung.
Das grösste Potential für Kosteneinsparungen durch den Open-Source-Einsatz sieht der Löwenanteil der Befragten durch den Wegfall von Lizenzkosten – 12 Prozent finden, dies sei nur im ersten Jahr vorteilhaft, 79 Prozent sehen ein dauerhaftes Plus. Auf der anderen Seite finden nur wenige Teilnehmer, mit Open Source liessen sich Kosten beim Training der Mitarbeiter sparen.
Interessant: Am meisten Bedenken bestehen bezüglich der Migration von bisherigen Systemen auf Open Source – 58 Prozent fürchten, der Umstieg sei schwierig. Mit 55% liegen auch der empfundene Mangel an Support und mit 54% das mangelnde Schulungsangebot schwer auf dem Magen. Ebenfalls ein wichtiger Faktor für Skepsis gegenüber Open Source: Es gibt keine Lieferantenhaftung (50%). Sicherheits- und Stabilitätsbedenken haben demgegenüber nur 22 beziehungsweise 20 Prozent der Teilnehmer
Wenn es ums Know-how bezüglich Open Source geht, ist das Internet mit 93 Prozent Nennung der absolute Spitzenreiter. An zweiter Stelle liegt gedruckte Literatur mit 66 Prozent. Beratungsunternehmen sind nur für 28 Prozent eine wichtige Wissensquelle, noch weniger werden Vertreter von Softwarelieferanten konsultiert (19%). Das ist kein Wunder, meinen doch nur 8 Prozent, es gebe ein sehr gutes Angebot an Open-Source-Dienstleistungen. Immerhin bezeichnen 45 Prozent den Dienstleistungsmarkt als gut.
Zu guter Letzt wollte Sieber & Partner natürlich auch wissen, ob und was für Open-Source-Software bereits eingesetzt wird. Bei Desktop-Anwendungen und Betriebssystemen liegt der Nutzungsgrad aktuell bei 37 Prozent und weitere 15 Prozent der Befragten planen Open Source einzusetzen. Keine Pläne haben hier 43 Prozent und für 5 Prozent kommt Open Source in diesem Bereich nie in Frage. Ähnlich liegen die Werte bei Server- und Netzwerksoftware (genutzt: 48%, geplant: 11%, keine Pläne: 37%, kommt nicht in Frage: 4%). Am populärsten ist Open Source für Entwicklung und bei Datenbanken (51%, 16%, 37%, 3%). Die gesamte Studie schlüsselt die drei Einsatzbereiche noch weiter auf und vermittelt interessante Details – so beträgt der Nutzungsgrad bei Webservern satte 80 Prozent, während 62 Prozent der Teilnehmer keine Pläne für ein Open-Source-ERP haben.
Als Fazit stellt die Studie im Vergleich zur ersten Untersuchung von 2006 fest, der Anteil der Unternehmen, die Open Source einsetzen, habe sich tendentiell vergrössert – 80 Prozent der Befragten würden Open Source bereits irgendwie einsetzen. Die Mehrheit der Teilnehmer teile zudem die Meinung, dass sich der Marktanteil von FOSS in Zukunft noch vergrössern werde – und 3 Prozent meinen, irgendwann werde Open Source einen grösseren Marktanteil erlangen als proprietäre Software.
Ein PDF der Studie findet sich hier.