Peter Blum, GM
Microsoft Schweiz steigt per 1. Juli ‘99 in die operative Führung von Microsoft Europa auf und wird Regional Manger von MS Schweiz und Österreich. Sein Nachfolger als General Manager in der Schweiz wird Günter Weimer, bisher Leiter des Enterprise Bereichs. Wir haben mit Günter Weimer gesprochen.
ITR: Herr Weimer, Microsoft läuft hervorragend und dominiert den Markt. Wird ihr neuer Job nicht langweilig?
Günter Weimer: Es stimmt, Microsoft geht es gut. Aber die Herausforderungen werden steigen. Das Umfeld in der IT Branche ändert sich rasend schnell und nur äusserst flexible Firmen, die sich laufend an den Markt anpassen, werden erfolgreich sein. Wir bieten Produkte vom Consumerbereich bis zu Multiprozessor-Cluster-Lösungen an. Ich habe den spannendsten Job in der IT-Branche.
ITR: Mit der Update-Politik von Windows hat Microsoft den Markt verunsichert. Was werden Sie dagegen setzen?
GW: Die Geschichte ist gar nicht so kompliziert wie sie aussieht. Im Unternehmen heisst die Plattform Windows NT respektive Windows 2000. Die Zahlen (OEM-Bundlings mit Business-PCs) sprechen dafür. Wir hatten mit dem Betriebssystem auf der Desktopseite Probleme mit Plug-and-Play und gewissen Treibern. Unser ursprünglicher Plan war es, in allen Betriebssystemen den NT-Kernel einzusetzen. Das ist aber eine Zeitfrage. Langfristig werden wir alles auf den NT-Kern umsetzen, aber vorläufig müssen wir noch mit parallelen Strukturen arbeiten. Denken Sie nur an die Abermillionen von installierten PCs mit älteren Windows-Versionen. In Zukunft sollen unsere Windows-Produkte nach aussen hin alle gleich aussehen, aber in der Maschine verschiedene Funktionen erfüllen.
ITR: Wie sehen Sie die Rolle des Channels in Zukunft?
GW:
Microsoft hat bisher mit dem Channel zusammengearbeitet und wird das auch immer tun. Wir sehen für den Channel, aber auch für uns, ein grosses Potential. Gewisse Vertriebswege jedoch werden sich ändern. Mit dem Online-Handel gehen neue Kanäle auf. Man wird immer mehr erleben, dass die Nachbeschaffung Online abgewickelt werden wird. «E-Procurement» ist hier ein wichtiges Stichwort. Die Firmen automatisieren ihre interne Beschaffung, Bestellung, Abrechnung und den Transport. Wir sehen da ein grosses Potential für uns.
ITR: Was empfiehlt der zukünftige Microsoft Schweiz Chef dem Schweizer Reseller heute?
GW: Entscheidend ist, sich richtig zu positionieren. Die Reseller müssen sich die Frage stellen: «Was ist meine Stärke?», und das Ergebnis dann auch klar kommunizieren. Man kann auch heute noch vom reinen Verkauf leben, aber dann muss man sich voll darauf ausrichten. Es gibt im Schweizer Markt einen riesigen Mangel an Serviceanbietern. Wir haben jetzt hierzulande ca. 650 Microsoft System Engineers und ca. 2600 NT-zertifizierte Leute. Das reicht nirgends hin! Wir verkaufen heute pro Monat ca. 1000 NT-Server, von denen jeder einen Serviceaufwand von ca. zwei Manntagen generiert. Das sind alleine schon 2000 Manntage pro Monat. Wer sich hier klar positioniert, hat eine goldene Chance.
ITR: Kommt mit Ihrem Aufstieg und der bevorstehenden Reorganisation jetzt das grosse Sesselrücken bei Microsoft Schweiz?
GW: Einer meiner Jobs wird es sein, die Reorganisation in der Schweiz umzusetzen. Noch wissen wir nicht, wer welche Rolle in Zukunft übernehmen wird. Mehr dazu werden wir erst im Juni sagen können.
ITR: In den USA bündeln Hersteller wie Compaq und
Dell ihre PCs mit der Win 2000 Beta. Werden Sie das in der Schweiz auch machen?
GW: Wir haben das nicht geplant, aber wir werden die Betaversionen noch breiter streuen. Im Moment sind in der Schweiz 5000 Win2000 Betas beim Publikum. Ganz nach der Devise «Eat your own dogfood» stellen wir bis im Juli die ganze Firma auf Win2000 um. (Interview: hc)