Acer und Apple überflügeln HP im PC-Home-Markt

Der Schweizer PC-Markt ist nach Rückgängen in den vergangenen Jahren 2010 wieder gewachsen. Letztes Jahr wurden erstmals über 2 Millionen PCs verkauft. Die Umsätze wuchsen insgesamt um 6,7 Prozent. HP bleibt Marktleader, allerdings hat die Konkurrenz, die von Acer und Apple angeführt wird, deutlich aufgeholt und HP zum Teil sogar überholt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2011/03

     

Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz 12,1 Prozent mehr Desktop-PCs und mobile Computer verkauft als im Vorjahr. Erstmals wurde damit die magische Marke von 2 Millionen Stück geknackt. Nach zwei schlechten Jahren mit Umsatzeinbussen wuchs 2010 auch der Umsatz wieder, und zwar um 6,7 Prozent auf 1,897 Milliarden Franken. Das geht aus der neuesten Ausgabe des Marktreports zum Schweizer PC-Markt «Weissbuch 2011» von Robert Weiss hervor.
Gründe für das erste Umsatzwachstum seit drei Jahren gibt es mehrere. Zum einen kann man ein deutliches Stückzahlenwachstum in allen Bereichen feststellen, insbesondere im Business-Segment. Unternehmen investierten im letzten Jahr wieder stärker in IT-Produkte, dank wirtschaftlichem Aufschwung, Windows 7 und auch dank neuer, stromsparender Prozessoren. Zum anderen konnte der Preiszerfall stark gebremst werden. «Das war nicht unbedingt voraussehbar», erklärt Robert Weiss. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Durchschnitts-preis eines PCs 2010 nur noch um 4,9 Prozent (2009: 12,7%). Erstaunlicherweise wurden vergangenes Jahr weniger günstige Netbooks als im Vorjahr und dafür mehr teurere Tablets verkauft als angenommen. Mehr dazu im Artikel zum Mobile-Markt auf Seite 26.
Trotz aller Euphorie sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Umsätze im Schweiz PC-Markt im Jahr 2007 noch 1,999 Milliarden Franken betragen haben. Ganz erholt hat sich der Markt also noch nicht.

Umsätze wachsen im Gesamtmarkt

Nicht nur der PC-Markt, inklusive Desktop- und Mobile-Systemen, auch der Gesamtmarkt inklusive Server, Umfeld, Drucker und Displays hat sich im Vergleich zum Vorjahr positiv entwickelt. Besonders ins Auge sticht der Server-Markt. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Server-Hersteller ihren Umsatz in der Schweiz um 34 Prozent steigern können (mehr dazu auf der folgenden Seite). Der Umsatz wuchs insgesamt um 8,5 Prozent auf 3,905 Milliarden Franken.

Business-Markt legt deutlich zu

2010 wurden wiederum mehr mobile PCs (1'303'000, +12,8%) als Desktop-Rechner (701'000, +10,9%) verkauft. Der Anteil der Net- und Notebooks am Gesamtmarkt, der in den letzten acht Jahren von 31,8 auf 64,6 Prozent stieg, sank im letzten Jahr trotzdem erstmals wieder und zwar auf 63,4 Prozent.
Mobile Geräte wurden im vergangenen Jahr vor allem von Heimanwendern gekauft (889'000, +13,4% ), während in Unternehmen fast eben so viele Desktop- (428'000, +8,6%) wie mobile Rechner (414'000, +11,6%) erworben wurden.
Insgesamt wuchs der Home-Bereich bezüglich Stückzahlen mit 13,7 Prozent deutlich weniger stark als noch im Vorjahr (+33,8%). Der Business-Bereich kann aufgrund diverser, bereits genannter Faktoren, nach einer negativen Entwicklung 2009 (-20,0%) insgesamt mit einem Wachstum von 10,1 Prozent aufwarten.
Zugelegt haben der Home- und Business-Bereich auch bezüglich Umsätze und zwar durchs Band, sowohl was Desktop- als auch Mobile-Geräte betrifft. Wir erinnern uns: 2009 wies nur Home Mobile als einziger aller Bereiche eine positive Veränderung auf.

HP lässt Federn

Hewlett-Packard hat den Schweizer PC-Markt in den letzten Jahren deutlich dominiert und 2009 bis auf den Bereich Netbooks jede Kategorie angeführt. Allerdings zeichnete sich schon damals ab, dass es insbesondere im Home-Bereich eng werden könnte. Und tatsächlich: HP musste diese Leaderposition abgeben.
HP konnte in der Schweiz 2010 insgesamt 657'000 PCs verkaufen, was 2,4 Prozent mehr sind als im Vorjahr. Das reicht nach wie vor für die deutliche Spitzenposition im Gesamtmarkt, der Vorsprung auf die Konkurrenz konnte im letzten Jahr aber für einmal nicht ausgebaut werden. Im Gegenteil: Der Marktanteil sank von 35,9 auf 32,8 Prozent.
Besonders stark eingebüsst hat HP im Mo­bile-Bereich. Als einziger Hersteller in den Top-10 hat HP 2010 weniger Net- und Notebooks verkaufen können als im Vorjahr (376'500, -1,7%). Mit einem Markanteil von 28,9 Prozent liegt man in diesem Segment damit nur noch knapp vor der Konkurrenz, die von Acer (22,6%) angeführt wird. Acer ist im Home-Bereich sogar neuer Spitzenreiter.
Im Desktop-Markt liegt HP mit 40,1 Prozent Marktanteil derweil immer noch ganz deutlich vor den anderen Herstellern, obwohl man auch hier leicht Anteile eingebüsst hat und im Home-Bereich die Spitzenposition an Apple abgeben musste. Da Acer auch hier deutlich zulegen konnte, verliert HP insgesamt die Spitzenposition im Home-Bereich.
Ungefährdet ist HP derweil im Business-Bereich mit Markanteilen von stolzen 50,1 Prozent (Desktops) und 32,2 Prozent (Net- und Notebooks).

Acer und Apple erobern Home-Markt

Acer konnte im vergangenen Jahr insgesamt 355'880 PCs verkaufen, 22,4 Prozent mehr als im Vorjahr, und kommt neu auf einen Marktanteil von 17,8 Prozent (+9,2%). Das reicht für Platz zwei hinter HP im Gesamtmarkt.
Zwei Spitzenpositionen konnte Acer HP jedoch abjagen, nämlich die des Marktleaders im gesamten Home-Bereich und im Segment Home Mobile. Heimanwender haben 2010 insgesamt 270'700 Note- und Netbooks von Acer (+27,1%) sowie 50'500 Desktop-PCs (+27,1%) gekauft.
Neben Acer gibt es im Schweizer PC-Markt einen weiteren grossen Gewinner und der
heisst Apple. Wie bereits verraten wurde, konnte Apple HP als grössten Desktop-PC-Hersteller im Home-Bereich ablösen. Jobs und Co. konnten im vergangenen Jahr 66'000 iMacs verkaufen und kommen damit auf einen Markanteil von 24,2 Prozent. Insgesamt konnte Apple 269'000 Rechner absetzen (+27,5%) und hat nun einen Marktanteil von 13,4 Prozent im Gesamtmarkt.

Weitere Gewinner und Verlierer

In den Hersteller-Top-10 findet man neben Acer und Appe noch ein paar weitere Gewinner, die ihre Stückzahlen überdurschnittlich steigern konnten. Dazu gehören Dell, Sony und Samsung.
Dell konnte sich dank der erwähnten, grossen Nachfrage im Business-Bereich wieder etwas erholen. Sony scheint im vergangenen Jahr einen Mega-Deal im Bereich mobile Geräte für Business-Kunden an Land gezogen zu haben, konnte man doch 12'355 Notebooks verkaufen, was stolze 1959,2 Prozent mehr sind als im vergangenen Jahr. Mit dieser Prozentzahl kann nicht einmal Samsung mithalten. Der Hersteller, der letzten Sommer wieder in den Schweizer PC-Markt eingestiegen ist, konnte insgesamt 33'500 Rechner verkaufen (+644,4%).
Ganz grosse Verlier gibt es heuer nicht. Wenn man will, kann man HP, Toshiba, Asus und Steg dazu zählen, die alle weniger Geräte absetzten als der Durchschnitt. Ausserdem fiel Fujitsu, das sich aus dem Home-Markt verabschiedet hat, aus den Top-10.

Wachstum wird sich 2011 fortsetzen

Natürlich hat Robert Weiss auch wieder einen Blick in die Kristallkugel gewagt und seine Prognosen für das laufende Jahr veröffentlicht. Weiss erwartet ein erneutes, deutliches Stückzahlen- und Umsatzwachstum um 9,3 Pozent auf 2'191'000 Stück beziehungsweise 9,1 Prozent auf 2,069 Milliarden Franken. Der Business-Bereich wird laut Weiss umsatzmässig um 6,3 Prozent zulegen, während der Home-Bereich um 11,6 Prozent wachsen soll. (mv)


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