Die Meldung schlug wie eine Bombe im Schweizer E-Commerce- beziehungsweise UE- und IT-Markt ein: Migros übernimmt 30 Prozent des Unternehmens Galaxus, das den gleichnamigen Online-Supermarkt sowie
Digitec, den grössten Schweizer Online-Händler im Bereich IT und UE, betreibt.
Darüber hinaus hat sich Migros die Option gesichert, künftig auch die Aktienmehrheit von Galaxus zu übernehmen. Gemäss Meldungen des Finanzblattes «Bilanz» hat Migros für den Deal 42 Millionen Franken überwiesen, und begründet die Beteiligung an Digitec und Galaxus damit, dass man seine Position im E-Commerce-Bereich ausbauen wolle.
Gemäss Digitec-PR-Managerin Stefanie Hynek sollen aber beide Seiten von dem Deal profitieren. «Mit dem erhöhten Einkaufsvolumen, dem Erfahrungsaustausch und dem Nutzen von Synergien auf dem Beschaffungsmarkt werden
Digitec und Migros zusammen in diversen Bereichen zum umsatzstärksten Händler im IT/UE-Markt Schweiz. Durch die Sortimentsbreite der Migros wird Galaxus zudem deutlich schneller neue Produkte aufnehmen können», erklärt Hynek.
Galaxus voranbringen
Dem Argument, dass vor allem für Galaxus ein Partner gesucht wurde, weil der Online-Supermarkt bis jetzt nicht den durchschlagenden Erfolg von Digitec hatte, stimmt Hynek zumindest teilweise zu. Man sei mit der Entwicklung von Galaxus zwar zufrieden, und es sei nur logisch, dass Galaxus noch nicht so weit sei wie der «grosse Bruder»
Digitec, der schon zehn Jahr am Markt ist. Aber: «Der Zusammenschluss mit der Migros soll Galaxus natürlich helfen, schneller zu wachsen», erklärt Hynek. Dazu passt auch die offizielle Erklärung der Migros, dass das strategische Ziel der beiden Partner darin liege, mit Galaxus.ch ein attraktives Online-Warenhaus mit tiefen Preisen und einem umfassenden Sortiment zu betreiben – inklusive Vernetzung zwischen online und stationärem Geschäft. Somit ist also davon auszugehen, dass vor allem bei Galaxus Veränderungen und Sortiments-Erweiterungen anstehen, währendbei Digitec vieles unangetastet bleiben dürfte.
Bekenntnis zu E-Commerce
Hynek macht auch klar, dass Digitec und Galaxus nach dem Migros-Einstieg als unabhängige Firmen und Marken bestehen bleiben. «Digitec/Galaxus geniesst volle unternehmerische Freiheiten. Diese Unabhängigkeit ist wichtig, um die Dynamik und die Innovationskraft, die es im Online-Handel braucht, auch in Zukunft gewährleisten zu können.» Es werde darüber hinaus nach der Eröffnung der Digitec-Filiale in Bern auch keine neuen physischen Shops geben.
Bleibt noch die Frage, was die Migros-Beteiligung für die restlichen Player am Schweizer Markt bedeutet und ob sich beispielsweise Distributoren darauf einstellen müssen, dass Digitec mit Migros im Rücken nun eine Grösse erreicht hat, mit der vermehrt direkt Waren bei Herstellern bezogen werden. Stefanie Hynek winkt ab – zumindest teilweise: «Wir arbeiten sehr gut mit Schweizer Distributoren zusammen und teilweise auch jetzt schon direkt mit den Herstellern. Aufgrund der Zusammenarbeit mit der Migros wird sich daran nicht pauschal etwas ändern.Schon jetzt ist das etwas, was von Fall zu Fall angeschaut wird.»
Eher positiv sieht man das Konstrukt Migitec derweil bei der Konkurrenz. So erklärt Malte Polzin, CEO von
Brack Electronics – einem der grössten Mitbewerber von
Digitec: «Ich halte die Beteiligung der Migros an Digitec für ein positives Signal und für ein klares Bekenntnis zum E-Commerce in der Schweiz. Sicher entsteht mit Migros und Digitec ein starker Player am Markt, umso mehr ist es wichtig, dass sich die guten Player jetzt positionieren. Wir selbst sind stark genug aufgestellt, um vom Trend zum E-Commerce profitieren zu können.»
(mw)