Im Mai wurde bekannt, dass der deutsche Konzern Aurelius seine Schweizer Ableger Connectis und Getronics zusammenlegt (Swiss IT Reseller berichtete in der letzten Ausgabe). In diesen Tagen nun soll die Integration der beiden Firmen abgeschlossen werden – unter anderem durch die Zusammenlegung der Standorte in den Regionen Zürich, Bern und Lausanne. Tom Kleiber, CEO der ‹neuen›
Connectis, äussert sich im Interview zur Zusammenlegung und zur Zukunft des Unternehmens.
«Swiss IT Reseller»: Wo liegen in Ihren Augen die wesentlichen Vorteile des Zusammenschlusses von Connectis und Getronics in der Schweiz?
Tom Kleiber: Den wesentlichen Vorteil sehe ich in der Grösse des Unternehmens. Mit neu knapp 400 Mitarbeitern können wir einerseits insbesondere unsere grossen Kunden besser bedienen und die Risiken im Hintergrund besser abdecken. Andererseits ist unser Know-how durch den Zusammenschluss natürlich schlagartig gewachsen. Wir können die Personalressourcen besser auf die Projekte verteilen, da wir nun in allen Bereichen mehr Spezialisten und breiter abgestütztes Fachwissen haben. Dabei muss man sehen, dass Connectis und Getronics zu grossen Teilen in einem ähnlichen Umfeld tätig waren.
Trotzdem hat Getronics Dienstleistungen angeboten, die Connectis nicht im Portfolio hatte. Wird das Angebot der ‹neuen› Connectis nun breiter?Zuerst stellt sich die Frage, ob die Bereiche, in denen wir nicht
deckungsgleich waren, künftig auch durchgehend weitergeführt werden. Im Moment laufen die entsprechenden Strategieprozesse, im Verlaufe derer wir entscheiden, welche Aktivitäten weitergeführt werden.
Von welchen Bereichen sprechen wir dabei?Es ist momentan noch zu früh, um auf diese Frage konkret einzugehen. Doch ein Beispiel kann ich Ihnen nennen. Aus Connectis-Sicht ‹neu› hinzukommt das internationale Service-Thema – also das Workspace Management für international aufgestellte Kunden. Dieser Bereich ist neu für uns, und es ist gut denkbar, dass wir die Workspace-Thematik künftig auch national tätigen Firmen anbieten werden.
Worauf will die ‹neue› Connectis den Fokus legen?Wie gesagt, die Strategieprozesse laufen. Der Fokus ist aber auch in Zukunft klar: Wir wollen weiterhin ein starker Player im Communication- und Collaboration-Umfeld sein. Hier liegen unsere Kompetenzen, und hier sehen wir ein Bedürfnis am Markt. Communication und Collaboration bedeutet für uns aber nicht einfach UCC. Dazu gehören auch Themen wie das angesprochene Workplace Management oder auch der Bereich Mobility und in diesem Zusammenhang die entsprechenden Sicherheits- und Managementfragen.
Wie haben die Kunden – insbesondere die Getronics-Kunden – auf den Zusammenschluss reagiert?Das Gros der Kunden hat weitgehend positiv reagiert und sieht die Vorteile des Zusammenschlusses, die ich eingangs erwähnt habe. Bei den international aufgestellten Getronics-Kunden wie etwa der Ammann Group, Sulzer oder Swiss Re kam natürlich die Frage auf, was der Zusammenschluss für sie auf internationaler Eben bedeutet. Wir haben in den letzten Wochen aber intensiv mit diesen Kunden gesprochen, und Aurelius hat als Mutterkonzern von Connectis und Getronics ganz klar kommuniziert, dass das internationale Geschäft strategisch ist und bleiben wird. Jetzt ist es an uns, dies unseren internationalen Kunden in den nächsten Wochen und Monaten zu beweisen.
Augenscheinlich ist, dass das Management der ‹neuen› Connectis fast ausschliesslich aus Connectis-Leuten besteht. Können Sie dies erklären?Diese Frage müssten Sie eigentlich Aurelius stellen, denn diese Entscheide sind auf Konzern-Ebene gefallen. Meine Erklärung dafür ist aber, dass sich Connectis in den letzen zwei, drei Jahren sehr positiv entwickelt hat und dass man dieses erfolgreiche Management-Team grundsätzlich nicht auseinanderreissen wollte. Wohl deshalb wurden die vier Geschäftsleitungsmitglieder von Connectis (Christian Topp, Walter Lienhard, Matthias Täubl und Tom Kleiber, Anm.d.R.) mit der Führung des zusammengelegten Unternehmens betraut. Ich möchte dazu aber anfügen, dass wichtige Funktionen im oberen Management auch mit Getronics-Leuten besetzt wurden – beispielsweise in den Bereichen Human Ressources oder Managed Services, wo Kurt Bylang (ehemaliger Getronics-Schweiz-Chef, Anm.d.R) das Unternehmen zwar auf Ende Jahr verlassen wird, aber mit Andy Hinder ein Mann aus der Getronics-Organisation folgen wird.
Im Zusammenhang mit dem Schulterschluss wurde auch kommuniziert, dass es zu einer ‹partiellen Reorganisation› kommen wird. Werden Stellen abgebaut?Stellen werden praktisch keine abgebaut. Vielmehr ist es so, dass wir uns entschieden haben, die Organisationsstruktur von
Connectis beizubehalten. Entsprechend wurde die Getronics-Organisation über die Connectis-Struktur gelegt, und die Teams wurden neu formiert. Dies hat zwangsläufig dazu geführt, dass gewisse Teams reorganisiert wurden und dass es Doppelspurigkeiten auf der unteren und mittleren Management-Ebene gegeben hat. In diesem Zusammenhang mussten wir fünf Kündigungen aussprechen, doch weitere Stellen sollen keine wegfallen.
Und wie ist die Stimmung aktuell unter den Mitarbeitern – gerade auch angesichts der Zusammenlegung von Standorten?Kündigungen von Mitarbeiter-Seite mussten wir bis jetzt keine hinnehmen, und ich empfinde die Stimmung als gut. Sicher sind gewisse Unsicherheiten spürbar, aber wir haben viel in die interne Kommunikation investiert und versuchen klar aufzuzeigen, wohin die Reise gehen soll.
Obwohl die Marke Getronics eigentlich bekannter war in der Schweiz, haben Sie sich entschieden, unter der Connectis-Fahne weiter zu segeln. Weshalb dieser Entscheid?
Connectis war in den letzten Jahren eine Erfolgsstory. Vielleicht ist Getronics in der Breite etwas die bekanntere Marke, doch Connectis konnte sich in kurzer Zeit einen hervorragenden Namen bei den Kunden und generell im UCC-Umfeld schaffen. Deshalb haben wir am Namen Connectis festgehalten.
(mw)