Alain Gut, Präsident der Kommission Bildung von ICTswitzerland und Swico-Vorstandsmitglied, über die Rolle der Informatik im zukünftigen Schulstoff.
Alain Gut, «ICT und Medien» ist mit knapp 20 Seiten im Lehrplan 21 vertreten. Ein Grund, sich auszuruhen?
Keineswegs. Zwar wurde die Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) als Anwendungskompetenz zusammen mit Medienbildung aufgenommen, die Informatik hingegen ist nur stellenweise enthalten, aber bei weitem nicht so vertreten, als dass wir uns damit zufrieden geben könnten.
Das bedeutet?Im Moment ist «ICT und Medien» ein fächerübergreifendes Thema. Das heisst, die Inhalte werden in die einzelnen Fachbereiche, wie zum Beispiel Deutsch oder Mathematik, integriert und nicht separat unterrichtet. Die Verbindlichkeit ist damit deutlich geringer. Die Gefahr, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie im Unterricht «unter den Tisch gewischt» wird, ist hoch - zu hoch. Erst, wenn Informatik zusammen mit ICT und Medien ein eigener Fachbereich ist, sind wir am Ziel.
Ist mehr Verbindlichkeit gerechtfertigt?Absolut. Es existiert heute kaum ein Lebensbereich, indem Informatik nicht in irgendeiner Form präsent ist. Und obwohl Informatik allgegenwärtig ist, verstehen nur wenige, was wirklich dahinter steckt. Deshalb ist es so wichtig, dass frühzeitig auch theoretische Grundlagen vermittelt werden. Das Anwenden wird zwar immer einfacher, an Komplexität verliert das Gebiet deswegen aber nicht. Im Gegenteil. Für die Zukunft des Schweizer Wissens- und Wirtschaftsstandorts wäre es fatal, wenn wir bei der Ausbildung die Bedeutung der Informatik verkennen. Die Kenntnisse von Informatik, das heisst, das Kennen von Grundkonzepten und Nutzen von Methoden zur Problemlösung gehören heute zur Allgemeinbildung wie Physik, Chemie oder Biologie.