Querdenker: ERP Trends 2014 — social und mehr
Quelle: zVg

Querdenker: ERP Trends 2014 — social und mehr


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2014/03

     

Das Datensammeln gelingt den Unternehmen seit einigen Jahren schon sehr gut. Zunehmend interessieren sie sich auch für die Auswertung und, fast noch wichtiger, die Zurverfügungstellung von Echtzeitdaten, um auf Basis aktueller Daten Entscheidungen treffen zu können. Dies betrifft Abverkaufszahlen und damit Produktionsvorgaben genauso wie Mitarbeitereinsatzplanung und beispielsweise die Einbeziehung von Wetterdaten im Agrarbereich für die Absatzprognoseplanung.
Spannend sind die Bemühungen, herauszubekommen, wann wo welcher Kunde was als nächstes kauft.
Dies führt zu einem weiteren Anstieg der zu verarbeitenden Datenmengen und erhöht den Druck, kosteneffizient und schnell zu analysieren. Auch benötigt man smartere Verfahren.
Der Hype rund um Big Data scheint seinem Höhepunkt entgegenzusteuern, doch die Umsetzung bei den Unternehmen hält damit noch nicht Schritt. Die grosse Herausforderung für Firmen wird es sein, die unterschiedlichen Informationsquellen aus unstrukturierten und strukturierten Daten zu integrieren. Leistungsfähige Verfahren, rasend schnelle Datenbanken und kluge Anwender sind hierzu von Nöten. Dann können auch gute Prognosen dabei entstehen.

Hybride Systeme und die Cloud


Zwar nimmt der Anteil der Unternehmen zu, die auf eine Cloud-ERP-Lösung setzen. Doch die Unsicherheit, wo wirklich Datensicherheit im DACH-Raum herrscht, bleibt relativ offen. Der Anwender sollte sich dem Thema nicht verschliessen, aber die reine Cloud scheint nicht die Lösung. Wenn Cloud, dann lieber hybride Lösungsansätze und bitteschön ein Rechenzentrum in der Schweiz oder in Deutschland. Dann klappt's auch mit der Nachtruhe wieder.
Aus meiner Sicht sind Konzepte interessant, die dem Anwender die Wahlfreiheit lassen. Je nach Bedarf können Lastspitzen oder Niederlassungen per Cloud aufgefangen werden. Für Grossunternehmen spielen Cloud-Szenarien eher eine Rolle, aktuell besonders im Bereich der Verwaltungsfunktionalitäten, beispielsweise im Bereich Human Capital Management und der Buchhaltung oder eben als Möglichkeit, Niederlassungen anzubinden.

Meine Maschine spricht


Seit einigen Jahren schon geistert das «Internet der Dinge» durch die Gazetten, beispielsweise in Form des selbstbestellenden Kühlschranks. Mit sich etablierenden Standards sinkt auch das Risiko, ein inkompatibles Gerät zu kaufen. Ähnlich wie bei den Handys hat hier Bluetooth eine Vorreiterrolle gehabt. Zunehmend haben sich Plattformen und Hubs herausgebildet, die es übernehmen, einzelne Teilnehmer zu verbinden. Ich bin davon überzeugt, dass diese Plattformen weiter an Popularität gewinnen werden. RFID und NFC bleiben dabei Sorgenkinder: Um untereinander von Maschine zu Maschine sich zu informieren taugen sie schon – im Masseneinsatz, wie den Bezahldiensten und bei gezielter Push-Werbung, scheint es im deutschsprachigen Raum noch zu dauern.

User Interface und Mobility


Die Appisierung der ERP-Funktionalität steht aktuell erst am Anfang. Durch den Einsatz mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets erforderliche Änderungen in der Benutzerführung fördern den Trend zur funktionalen Aufgliederung. Unkomplizierte Apps wie Organise me sind da praktische Hilfen. Der Trend zum Smartphone ist ungebrochen, die Erfassung muss schnell gehen – komplexe, auf Monitor/Tastatur/Maus-Bedienung ausgerichtete Eingabesysteme kommen schnell an die Grenzen der Anwenderakzeptanz. Es liegt also nahe, Einzelfunktionalität Touch-optimiert zur Verfügung zu stellen, um diese Anforderungen
zu erfüllen.

ERP – auch mal social betrachtet

Die Interaktion innerhalb von Unternehmen und innerhalb von geschlossenen Benutzergruppen wird zunehmend in Anwendungen verlagert, die ähnlich wie Facebook oder Whatsapp funktionieren. Denn die eher informelle Kommunikation in solchen sozialen Umgebungen ersetzt einerseits virtuell das Gang-Gespräch, bietet aber andererseits den Vorteil, dass Informationen durch Suchfunktion archiviert und abrufbar sind und sich quasi automatisch der Wissensspeicher des Unternehmens füllt. So schwappen Kommunikationsmethoden, die Mitarbeiter aus dem privaten Umfeld kennen, zunehmend in die Unternehmen und sorgen dort auf längere Sicht auch für einen Wandel der Kommunikationskultur. Allerdings müssen Anwender bereit sein, diesen Weg zu gehen und zur Not alte Kommunikationsmodelle rigoros abstellen. Eine parallele Weiterführung von beispielsweise E-Mail ist inkonsequent und wird voraussichtlich nur zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. In den USA haben etliche Unis E-Mail im Campus bereits abgeschaltet. Mal sehen, wann das erste Unternehmen dem folgt.


Auf ein nächstes Mal.
Ihr ergebener Jean-Paul Warts


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