In Microsofts neuem Lizenzierungs-Modell gibt es einige radikale Änderungen. Dazu gehören die «Software Assurance» und Direktverkauf an Grosskunden mit Einbezug einer «Sales Fee» an Händler. Ausserdem werden neu Unternehmen mit 250 PC-Arbeitsplätzen als «Enterprise» eingestuft.
Die Marktforscher von IDC bewerten diese Veränderungen als dramatisch: «Die Auswirkungen auf Reseller, die sich auf mittelgrosse Unternehmen spezialisiert haben, sind gross, weil
Microsoft mit stärkerer Kundenbindung in ihr Territorium eindringt.» Weiter warnt IDC: «Weil Microsoft grössere Veränderungen an der Art wie Software geliefert wird («Software Assurance» – die Red.) vornimmt, müssen Reseller, die wenig Mehrwert selber erarbeiten, ihre Geschäftsmodelle schnell anpassen.»
Ein Fall für die Weko?
Ein empörter Reseller findet das neue Lizenzierungsmodell gar einen Fall für die Wettbewerbskommission (Weko). Er kritisiert, dass
Microsoft mit dem Provisions-Modell den Preiswettbewerb auf Händlerebene völlig ausschalte. Microsoft argumentierte gegenüber IT Reseller übrigens selbst auch damit, dass die Differenzierung unter LARs (Large account Resellern) über ruinösen Preiskampf mit dem neuen Modell wegfalle.
Bei der Weko wurde man allerdings noch gar nicht offiziell auf das «Licensing 6.0» hingewiesen. Doch Weko-Vizedirektor Patrick Krauskopf scheint durchaus ein offenes Ohr zu haben. Krauskopf: «Ein Tatbestand, wo der Preiswettbewerb auf einer horizontalen Ebene ausgeschaltet wird, interessiert uns durchaus.»
Rückzieher in GB
In England scheint
Microsoft bereits einen kleinen Rückzieher gegenüber Grosskunden betreffend «Software Assurance» zu machen. «Aufgrund von Kundenreaktionen» habe MS beschlossen, die Bedenkfrist für Grosskunden um sechs Monate zu verlängern, so der britische Marketing-Chef von MS. Es geht darum, dass die «Software Assurance» in Zukunft in allen «Enterprise»-Verträgen zwangsläufig enthalten sein soll. (hc)