Opfer der Kurzsichtigkeit

Gründer Alain Nicod macht für das Aus von Leshop Deutschland die Investoren verantwortlich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/11

     

«Was sollten denn in Zukunft Berufstätige oder auch Mütter mit kleinen Kindern machen?!», fragt ein Kunde von Leshop.de auf der stillgelegten Site. Den im Oktober letzten Jahres lancierten Ableger des ersten Schweizer Online-Grocers gibts nicht mehr, per Ende Mai musste Gründer Alain Nicod den virtuellen Laden definitiv dicht machen.
Schon seit einigen Wochen war die Rede davon, dass der Hauptinvestor Morgan Grenfell kein weiteres Kapital in das Projekt einschiessen will. Nicod versuchte bis zum letzten Moment, neue Investoren von seiner Idee zu überzeugen. Vergebens.
Man hätte sich rechtzeitig mit den Angestellten und Kreditoren abgesprochen und vereinbart, Ende Mai eine Entscheidung zu treffen. «Hätten wir länger gewartet, wäre das Risiko für Angestellte und Kreditoren zu gross geworden. Mit der Schliessung zum jetzigen Zeitpunkt sind die Löhne gesichert», sagt Nicod gegenüber IT Reseller.
Wie Nicod weiter ausführt, sei die Geschäftsentwicklung bis zuletzt positiv gewesen, Leshop Deutschland hätte sich gar über Budget entwickelt.

«Die Investoren sind kurzsichtig»

Dass Nicod keine neuen Investoren für sein Projekt hat begeistern können, führt er auf die schwierige Lage an den Kapitalmärkten und die pessimistische Einschätzung gegenüber E-Commerce-Projekten zurück. «Es wird nicht mehr differenziert zwischen guten und schlechten Projekten.»
Letzten Sommer sah alles ganz anders aus, deshalb konnten wir im Herbst mit Leshop.de starten. Jetzt, da wir weiteres Kapital benötigen, sind wir – man kann es ansehen wie mal will – ein Jahr zu früh oder zu spät.»
Nicod ist enttäuscht, daraus macht er keinen Hehl. Er will zwar keine genauen Zahlen nennen, aber «einige Millionen» werden die Investoren (Neben Morgan Greenfell und Nicod selbst auch private Kreditgeber) in den Wind schreiben müssen. 25 Mitarbeiter verlieren ihren Job in Hürth bei Köln.
Leshop Schweiz, an der die Bon appétit Group seit März dieses Jahres die Mehrheit hat, ist von der Angelegenheit nicht betroffen. Auch Leshop Argentinia gehe es prächtig, versichert Nicod. (mh)


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